Arbeitsbericht 2012 im pdf Format - Gesellschaft für bedrohte Völker
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Asien<br />
China<br />
Die schwierige Lage der ethnischen und religiösen Minderheiten in der Volksrepublik war auch <strong>2012</strong><br />
erneut ein Schwerpunkt unserer Menschenrechtsarbeit zu Asien. Die Menschenrechtslage von<br />
Tibetern und Uiguren verschlechterte sich deutlich. Das China-Kulturjahr <strong>2012</strong> in Deutschland, die<br />
Industriemesse in Hannover sowie die Leipziger und Londoner Buchmesse boten viele<br />
Gelegenheiten, um auf die Menschenrechtsverletzungen in China aufmerksam zu machen.<br />
Zur offiziellen Eröffnung des China-Kulturjahrs <strong>im</strong> Konzerthaus Berlin <strong>im</strong> Beisein vieler hochrangiger<br />
chinesischer Gäste organisieren wir am 30. Januar <strong>2012</strong> eine Mahnwache mit Uiguren und Tibetern.<br />
Dutzende Demonstranten konfrontieren die Festbesucher mit Zensur, Willkür und Folter, unter der<br />
Chinas Schriftsteller und Blogger leiden. Wir stellen symbolisch leere Stühle auf <strong>für</strong> inhaftierte<br />
tibetische, uigurische, mongolische und chinesische Schriftsteller und machen bei dem Fackelprotest<br />
bei eisiger Kälte auf die Verfolgung der Autoren aufmerksam. Auch den chinesischen Botschafter und<br />
einen chinesischen Minister fordern wir persönlich auf, die Zensur zu stoppen und Meinungsfreiheit<br />
endlich zuzulassen. Nachdrücklich warnen wir vor einer einseitigen Propaganda-Tour, die nur die<br />
Schokoladenseiten Chinas zeigt.<br />
Schon vor dem offiziellen Beginn des Kulturjahrs hatten wir in München gemeinsam mit Uiguren und<br />
Tibetern da<strong>für</strong> geworben, dass deutsche Landeshauptstädte mit dem von der chinesischen Regierung<br />
angeregten China-Kulturjahr kritisch umgehen. Im Rahmen einer Menschenrechtsaktion auf dem<br />
Marienplatz versicherte uns der stellvertretende Oberbürgermeister Münchens, die<br />
Landeshauptstadt sei auch offen <strong>für</strong> kulturelle Darbietungen von Uiguren und Tibetern. Auch andere<br />
Landeshauptstädte reagieren positiv auf unsere Anregung, die Kultur und heutige Lebenssituation<br />
der unterdrückten Volksgruppen bei den geplanten Veranstaltungen nicht auszublenden. Wenn wie<br />
in Köln jedoch weitgehend unkritisch Chinas Kultur und die guten Beziehungen zu der Volksrepublik<br />
gefeiert werden, dann melden wir uns auch kritisch zu Wort. So quittieren wir das „Seidenstraßen“-<br />
Programm des durch Deutschland tingelnden Chinesischen Nationalzirkus, das die Zerstörung der<br />
uigurischen Kultur in keiner Weise berücksichtigt, mit der Verbreitung einer kritischen<br />
Presseerklärung an die Redaktionen der Medien in allen der mehr als 25 Tournee-Orten.<br />
Viel beachtet wird auch unser Stand auf der Leipziger Buchmesse <strong>im</strong> März <strong>2012</strong>. Er ist mit seinen<br />
Gitterstäben einem Gefängnis nachgebildet, an den Wänden hängen Namen inhaftierter Autoren<br />
oder Blogger. Auf der Buchmesse stellen wir unseren 110-seitigen Menschenrechtsreport vor, in dem<br />
die GfbV das Schicksal von 54 inhaftierten uigurischen, tibetischen, mongolischen und chinesischen<br />
Schriftstellern dokumentiert. Der Report erregt bei Medien große Aufmerksamkeit. Im April stellen<br />
wir den Report „Staatsfeind Schriftsteller“ auch in englischer Sprache auf der weltbekannten<br />
Londoner Buchmesse vor, auf der hunderte Aussteller aus China vertreten sind. Als der chinesische<br />
Literatur-Nobelpreisträger Mo Yan <strong>im</strong> Dezember die Zensur in China verharmlost, machen wir auf das<br />
Schicksal des seit 17 Jahren aus politischen Gründen inhaftierten mongolischen Schriftstellers und<br />
Verlegers Hada aufmerksam. Im Rahmen eines weltweiten Aktionstages <strong>für</strong> den inhaftierten<br />
Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo organisieren wir in Göttingen eine Lesung aus seinen Werken<br />
sowie aus den Schriften eines verhafteten uigurischen Autors.<br />
Als Bundeskanzlerin Angela Merkel und Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao am 22. April in<br />
Hannover die Industriemesse feierlich eröffnen, auf der sich die Volksrepublik als Gastland mit einer<br />
angeblich beispielhaften Politik der Nachhaltigkeit präsentiert, demonstrieren wir mit mehr als<br />
einhundert Uiguren und Tibetern <strong>für</strong> Menschenrechte. Der farbenfrohe Protest vor der<br />
Festzeremonie findet eine breite Berichterstattung in Fernsehen, Radio und Zeitungen. Immer wieder<br />
müssen irritiert wirkende chinesische Manager und Funktionäre sich den Weg bahnen vorbei an<br />
Fahnen schwenkenden Demonstranten, die Slogans <strong>für</strong> Demokratie und Menschenrechte rufen. Es<br />
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