Arbeitsbericht 2012 im pdf Format - Gesellschaft für bedrohte Völker
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Unsere Recherchen zur Lage der kaukasischen Volksgruppen fassten wir <strong>im</strong> Report Nr. 68<br />
„Menschenrechtssituation <strong>im</strong> Nordkaukasus – Tschetschenien, Inguschetien und Dagestan“<br />
zusammen, den wir an viele Adressaten schickten und der bis heute Grundlage z.B. auch <strong>für</strong> die<br />
Einschätzung der Menschenrechtssituation <strong>im</strong> Nordkaukasus in vielen Flüchtlingsfällen ist.<br />
Kampagne gegen Folter <strong>im</strong> Gefängnis<br />
Darüber hinaus widmete sich Sarah Reinke <strong>2012</strong> einer Kampagne gegen Folter in russischen<br />
Haftanstalten. Auslöser war der Tod eines Untersuchungshäftlings in der Wolgastadt Kasan nach<br />
schwerer Folter. Durch sein Schicksal wurde die weit verbreitete Folter in Russland selbst zum<br />
Thema. Wir dokumentierten besonders Fälle von Folter nordkaukasischer Häftlinge und die<br />
miserablen Zustände in den russischen Haftanstalten. Zwei Einzelfälle begleiteten wir hier intensiv.<br />
Bei dem einen handelte es sich um die Tschetschenen Zubair Zubairaev, der nach fünf Jahren in<br />
russischer Haft schwer krank und invalide ist. Es gelang uns in Zusammenarbeit mit anderen<br />
Organisationen und Einzelpersonen, Herrn Zubairaev, der gleich nach seiner Entlassung aus der Haft<br />
wieder bedroht wurde, nach Deutschland zu holen. Hier bekam er die so dringend notwendige<br />
intensive ärztliche Behandlung. Nun werden jedoch seine Verwandten, die noch in Tschetschenien<br />
leben, massiv unter Druck gesetzt und verfolgt. Auch sie unterstützten wir <strong>im</strong> Berichtszeitraum.<br />
Auch die junge Tschetschenin Zara Murtazalieva, die auf Grundlage gefälschter Beweise <strong>für</strong> 8,5 Jahre<br />
in Haft war, kam nach dem Abbüßen ihrer Strafe frei. Wir standen in regelmäßigem Kontakt mit ihr<br />
und ihren Helfern und berichteten über ihre Haftbedingungen auch <strong>im</strong> Zusammenhang mit der<br />
Punkband Pussy Riot, deren Mitglieder in derselben Haftanstalt festgehalten wurden wie Zara<br />
Murtazalieva. Über die Haftbedingungen besonders der musl<strong>im</strong>ischen Gefangenen aus dem<br />
Nordkaukasus informierten wir das Antifolterkomitee des Europarates, die deutsch-russische<br />
Parlamentariergruppe, die zuständigen UN-Stellen wie auch den UN-Sonderberichterstatter über<br />
Folter und andere erniedrigende Behandlung.<br />
Winterolympiade in Sotschi - Tscherkessen erinnern an blutige Vergangenheit<br />
Im November <strong>2012</strong> veröffentlichten wir einen Report über die Tscherkessen. Seit mehreren Jahren<br />
halten Vertreter der Tscherkessen in Deutschland Kontakt zu unserer Menschenrechtsorganisation.<br />
Auslöser war die Entscheidung, dass die Winterspiele 2014 in der Schwarzmeerstadt Sotschi<br />
stattfinden sollen. Sotschi war <strong>im</strong> 19. Jahrhundert Schauplatz des blutigen letzten Kampfes der<br />
Tscherkessen gegen die russische Vorherrschaft. Nach dem russischen Sieg wurden die Tscherkessen<br />
kollektiv über das Schwarze Meer vertrieben. Dabei kamen schätzungsweise eine Million Menschen<br />
ums Leben. Die Nachfahren der Überlebenden sind heute über die ganze Welt verstreut. Eine<br />
politische Aufarbeitung dieser Kolonialverbrechen hat bisher nicht stattgefunden. Aus<br />
tscherkessischer Sicht stellt die Ausrichtung der Olympischen Spiele in Sotschi daher einen weiteren<br />
Akt der Provokation, der Verleugnung ihrer Geschichte und Kultur dar. Im Jahr <strong>2012</strong> kamen zu<br />
diesem Thema noch weitere Aspekte dazu: Tscherkessische Flüchtlinge aus Syrien wollten in den<br />
Nordkaukasus zurückkehren und Russland schob dem mit restriktiver Visapolitik einen Riegel vor. Die<br />
GfbV beantwortete in diesem Zusammenhang etliche Anfragen von Journalisten, die wegen der<br />
Vorabberichterstattung nach Sotschi und in den Nordkaukasus fuhren. Wir vermittelten gemeinsam<br />
mit den Tscherkessen in Deutschland Kontakte vor Ort und wandten uns auch in Briefen an die<br />
Verantwortlichen <strong>im</strong> Olympischen Komitee, um auf die Forderungen der Tscherkessen aufmerksam<br />
zu machen.<br />
Asyl <strong>für</strong> Flüchtlinge – Zusammenarbeit mit Rechtsanwälten und Gerichten<br />
Auch <strong>2012</strong> war unsere GUS-Referentin Ansprechpartnerin <strong>für</strong> Rechtsanwälte und Gerichte, die von<br />
uns Stellungnahmen und Gutachten über die Menschenrechtssituation in Russland, <strong>im</strong> Nordkaukasus<br />
und die Lage in Polen erbaten. Dorthin werden auf Grundlage der Dublin-II-Regelung viele Flüchtlinge<br />
aus der Russischen Föderation abgeschoben.<br />
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