Arbeitsbericht 2012 im pdf Format - Gesellschaft für bedrohte Völker
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Die <strong>für</strong> ihre Menschenrechtsverletzungen ge<strong>für</strong>chtete indonesische Armee ist mitteilsamer als die<br />
deutsche Bundesregierung. Als ein Armee-Sprecher am 3. Juli <strong>2012</strong> in Jakarta das Rüstungsgeschäft<br />
offiziell bestätigt, machen wir dies in Deutschland mit Pressemitteilungen und auf unserer Homepage<br />
bekannt. An die Bundesregierung adressieren wir die nachdrückliche Forderung, nicht eine Armee<br />
hochzurüsten, der Massaker, Folter und die willkürliche Zerstörung von Dörfern der Papua-<br />
Ureinwohner vorgeworfen werden. Außerdem erinnern wir daran, dass das niederländische<br />
Parlament wegen dieser Menschenrechtsverletzungen die Lieferung ausgesonderter Leopard-Panzer<br />
abgelehnt hat. Sollten ehemalige Bundeswehr-Panzer an Indonesien geliefert werden, so wäre dies<br />
auch ein schwerer Rückschlag <strong>für</strong> die Bemühungen um eine Vereinheitlichung der europäischen<br />
Rüstungsexporte, warnen wir.<br />
Vor dem Indonesien-Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel <strong>im</strong> Juli <strong>2012</strong> machen wir das<br />
geplante Panzer-Geschäft erneut bundesweit zum Thema. Doch das Kanzleramt wiegelt ab und lässt<br />
erklären, Diskussionen über mögliche Leopard-Lieferungen stünden bei der Reise nicht auf dem<br />
Programm. Trotz des Dementis lassen wir nicht locker und konfrontieren das Kanzleramt mit der<br />
öffentlichen Ankündigung des indonesischen Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono, er werde<br />
natürlich mit Angela Merkel über das Panzer-Geschäft reden. Und so geschieht es auch. Der Panzer-<br />
Deal steht zum Missfallen der Bundeskanzlerin sogar <strong>im</strong> Zentrum ihres Staatsbesuches. Und ihre<br />
Glaubwürdigkeit wird weiter erschüttert, da die Zahl der zu liefernden Panzer <strong>im</strong>mer weiter steigt.<br />
Schließlich kauft Indonesien 130 ausgemusterte ehemalige Bundeswehr-Panzer.<br />
Das Rüstungsgeschäft konnten wir zwar nicht verhindern, wir forderten jedoch von den Politikern<br />
und Parteien unmissverständlich, mehr Transparenz bei Rüstungsexporten zu gewährleisten.<br />
Aufgrund unserer Proteste wurde <strong>2012</strong> in den Vertrag über die von der Firma Rheinmetall<br />
grundüberholten Panzer auch ausdrücklich ein Verbot aufgenommen, die Kettenfahrzeuge in<br />
Westpapua einzusetzen. Diese wichtige Information teilte uns schließlich der Vorstand des<br />
Rüstungsunternehmens Rheinmetall, den wir auf seiner Aktionärsversammlung mit den umstrittenen<br />
Rüstungsexporten konfrontierten, schließlich mit. In ihrer mündlichen Antwort auf schriftlich<br />
unterbreitete Fragen der GfbV wiesen sie auf diese Einschränkung bei dem Rüstungsexport hin.<br />
Seit mehr als drei Jahrzehnten setzt sich die GfbV <strong>für</strong> die Menschenrechte der mehr als zwei<br />
Millionen Papua-Ureinwohner <strong>im</strong> Westen der Insel Neuguinea ein. Auch <strong>2012</strong> macht der GfbV-<br />
Asienreferent Ulrich Delius mehrfach in Presseerklärungen und Interviews auf willkürliche<br />
Verhaftungen, Folter, Landraub und auf langjährige Haftstrafen von Papua- Aktivisten aufmerksam.<br />
So berichtet er, dass 16 Menschen in Westpapua allein <strong>im</strong> Mai <strong>2012</strong> aufgrund politisch motivierter<br />
Gewalt sterben. Im August werden zehn Papua inhaftiert, weil sie die verbotene Papua-Flagge<br />
gehisst haben. Indonesiens Staatspräsident Susilo Bambang Yudhoyono bitten wir in einer E-Mailund<br />
Fax-Protestaktion, endlich ausländische Journalisten und Menschenrechtler nach Westpapua<br />
hineinzulassen und sich um einen politischen Ausgleich mit den um Selbstbest<strong>im</strong>mung ringenden<br />
Papua zu bemühen. Auch die Bundeskanzlerin bitten wir, sich bei ihrer Indonesien-Reise <strong>im</strong> Juli <strong>2012</strong><br />
<strong>für</strong> eine politische Lösung des Papua-Konflikts einzusetzen. Tatsächlich kommt zum Jahresende <strong>2012</strong><br />
Bewegung in die Westpapua-Politik. Denn Präsident Yudhoyono kündigt an, in Zukunft dort mehr auf<br />
Dialog als auf militärische Stärke setzen zu wollen. Wir werden aufmerksam verfolgen, ob er dieses<br />
Versprechen auch einhält.<br />
Doch auch andere indigene <strong>Völker</strong> sind in Indonesien massivem Druck ausgesetzt. So weisen wir <strong>im</strong><br />
Dezember <strong>2012</strong> mit einer Pressemitteilung darauf hin, dass während des Jahres bereits 339<br />
Landrechtskonflikte zwischen indigenen <strong>Völker</strong>n und Investoren registriert wurden. Vor allem der<br />
zunehmende Palmölexport und die Anlage <strong>im</strong>mer neuer Ölpalm-Plantagen tragen zum Landverlust<br />
indigener <strong>Völker</strong> bei. In Briefen an die EU-Kommission und Europaparlamentarier appellieren wir<br />
daher, den Verbrauch von Palmöl in Europa stärker einzuschränken. Im Jahr 2013 ergreift Europa<br />
entsprechende Maßnahmen.<br />
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