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kostenfreier Download als PDF - Institut für Wirtschaftsforschung Halle

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<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaftsforschung</strong> <strong>Halle</strong><br />

al. 2005). Diese Kaskade kann fortgeführt werden, beispielsweise im politischen Föderalismus<br />

oder, im Sinne der christlichen Soziallehre, in der Subsidiarität.<br />

Das wahrscheinlich interessanteste Globalisierungsszenario, das ich zu lesen empfehle,<br />

findet sich bei Marx und Engels im Kommunistischen Manifest (1848). Der weltweiten<br />

Integration der Märkte, auch nichtökonomischer Märkte, kann sich keiner entziehen.<br />

Das ist der fast imperialistisch-globale Anspruch, den Marx und Engels der Entwicklung<br />

des 19. Jahrhunderts zuordnen:<br />

„Die Bourgeoisie hat durch ihre Exploitation des Weltmarkts die Produktion und Konsumtion<br />

aller Länder kosmopolitisch gestaltet. Sie hat zum großen Bedauern der Reaktionäre<br />

den nationalen Boden unter den Füßen weggezogen. Die uralten nationalen Industrien<br />

sind vernichtet worden und werden noch täglich vernichtet. Sie werden verdrängt durch<br />

neue Industrien, deren Einführung eine Lebensfrage <strong>für</strong> alle zivilisierten Nationen wird,<br />

durch Industrien, die nicht mehr einheimische Rohstoffe, sondern den entlegensten Zonen<br />

angehörige Rohstoffe verarbeiten und deren Fabrikate nicht nur im eigenen Land selbst,<br />

sondern in allen Weltteilen zugleich verbraucht werden.“<br />

Das nennt man in der Ökonomie tradable goods, handelbare Güter.<br />

„An die Stelle der alten durch Landeserzeugnisse befriedigten Bedürfnisse treten neue,<br />

welche die Produkte der entferntesten Länder und Klimate zu ihrer Befriedigung erheischen.<br />

An die Stelle der alten lokalen und nationalen Selbstgenügsamkeit und Abgeschlossenheit<br />

tritt ein allseitiger Verkehr, eine allseitige Abhängigkeit der Nationen voneinander.<br />

Und wie in der materiellen so auch in der geistigen Produktion.“<br />

Der Verweis auf das Geistige ist paradigmatisch vor dem Hintergrund der Wissensgesellschaft<br />

und des Lissabon-Prozesses.<br />

„Die geistigen Erzeugnisse der einzelnen Nationen werden Gemeingut. Die nationale<br />

Einseitigkeit und Beschränktheit wird mehr und mehr unmöglich und aus den vielen nationalen<br />

lokalen Literaturen bildet sich eine Weltliteratur.“<br />

Diese Aussagen lassen sich auch heute unterschreiben.<br />

„Die Bourgeoisie reißt durch die Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die<br />

unendlich erleichterten Kommunikationen [Man muss dabei bedenken, dass die Kommunikationsmittel<br />

der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Eisenbahn, das Dampfschiff<br />

und eine sich entwickelnde Telegraphie waren.] alle, auch die barbarischsten Nationen in<br />

die Zivilisation. Die wohlfeilen Preise ihrer Waren sind die schwere Artillerie, mit der sie<br />

alle chinesischen Mauern in den Grund schießt, mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhass<br />

der Barbaren zur Kapitulation zwingt.“<br />

Nicht umsonst führt Autarkiedenken oft zu diesen Ergebnissen. Eine internationale<br />

Wirtschaft ist in der Regel nicht rassistisch. Man braucht Autarkie, um den Rassismus<br />

richtig pflegen zu können. Denken wir nur an unsere eigene Geschichte. Es ist <strong>als</strong>o prophetisch,<br />

was hier steht.<br />

„Sie zwingt alle Nationen die Produktionsweise der Bourgeoisie sich anzueignen, wenn<br />

sie nicht zu Grunde gehen wollen; sie zwingt sie, die sogenannte Zivilisation bei sich<br />

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