28.12.2013 Aufrufe

kostenfreier Download als PDF - Institut für Wirtschaftsforschung Halle

kostenfreier Download als PDF - Institut für Wirtschaftsforschung Halle

kostenfreier Download als PDF - Institut für Wirtschaftsforschung Halle

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaftsforschung</strong> <strong>Halle</strong><br />

Dann, führt er fort, gibt es die Ethik. Die Ethik, die regelt, was man tut und was nicht.<br />

Dazu ist natürlich Homogenität erforderlich. Wir müssen ähnlich erzogen worden sein,<br />

in ähnlichen Umfeldern leben, die zu ähnlichem Verhalten führen. Eine Gesellschaft,<br />

die eine ausreichende Homogenität aufweist und ein ausreichendes Selbstverständnis<br />

durch Erziehung, durch Lob und Sanktionsmechanismen, die diese to dos und not to dos<br />

auch immer wieder anmahnt und anregt, wäre natürlich ideal. Aber schon zu Adam<br />

Smiths Zeiten war klar, dass es eine Homogenität der Gesellschaft in dieser Art nicht<br />

gab, und heute, in einer globalisierten Welt, brauchen wir über diese Frage überhaupt<br />

nicht lange nachzudenken. Es ist völlig klar, dass wir uns weit jenseits einer Ordnung<br />

befinden, die mit den zehn Geboten eingefangen werden kann. Wenn das so ist, dann<br />

brauchen wir Gesetze, dann brauchen wir einen Staat. Dann sind wir bei der nationalen<br />

Antwort mit formaler Sanktion, mit Gerichten und mit Polizei.<br />

Nun stellt sich im Kontext der Globalisierung und im Kontext von Einrichtungen, die<br />

international agieren, natürlich die Frage: Wie nützt oder hilft eine nationale Regelung,<br />

wenn es sich um internationale Akteure handelt? Ist es nicht naheliegend, dass die nationale<br />

Regelung umgangen wird? Die Antwort ist, dass das bei bestimmten Interventionen<br />

und bei bestimmten Einflussnahmen des Staates so ist. Das lässt sich in vielfältiger<br />

Weise beobachten.<br />

Adam Smith war derjenige, der sagte, es wäre außerordentlich gut, wenn wir die Eigenliebe<br />

neben diesen Einflüssen auch durch etwas anderes einhegen würden – nämlich<br />

durch Wettbewerb, durch offenen Wettbewerb.<br />

Ich glaube, dass Ludwig Erhard, der Vater unseres Systems der Sozialen Marktwirtschaft,<br />

den Kontext globaler Orientierung von Anfang an besser begriffen hat <strong>als</strong> Fritz<br />

Berg oder die Gewerkschaften oder sein Chef Konrad Adenauer. Es war offenkundig,<br />

dass Ludwig Erhard selbst den europäischen Entwicklungen misstraute, in Sorge, dass<br />

die Offenheit unseres Systems in europäischen <strong>Institut</strong>ionen möglicherweise beengt<br />

würde und wirklicher Wettbewerb, wenn der denn von außen kommen müsste, durch<br />

europäische Antworten, die zu Kartellantworten neigen, sabotiert würde. Erhard zweifelte<br />

wegen des Kartellcharakters an der Art des institutionellen Aufbaus der Europäischen<br />

Union. Für ihn war das, was wir <strong>als</strong> Agrarmarktordnung etabliert haben, geradezu<br />

der Ausbund von Katastrophe.<br />

Ein anderes globales Problem: Kinderarbeit ist etwas Furchtbares und darf nicht sein.<br />

Ich glaube, dass wir darüber abstrakt völlig übereinstimmen. Im konkreten Fall kommt<br />

Olaf Scholz aus Deutschland aber zu Antworten, die <strong>für</strong> Indonesien komplett unmenschlich<br />

sind: Wer von Menschen keine Waren mehr kauft, weil dort 13-Jährige in<br />

der Landwirtschaft mithelfen, versteht nicht, worum es geht. Wer multinationale Firmen<br />

boykottiert, die in Schwarzafrika 14-Jährige pro Tag sechs Stunden arbeiten lassen und<br />

vier Stunden zu ihrer Schule schicken, ist ein unmenschlicher, unachtsamer, hochfähriger<br />

Moralinapostel. Ich habe das „lin“ bewusst gewählt, weil es nicht darauf ankommt,<br />

ob man gute Absichten hat, sondern ob man mithilft, dass die Welt tatsächlich<br />

20

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!