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kostenfreier Download als PDF - Institut für Wirtschaftsforschung Halle

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<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaftsforschung</strong> <strong>Halle</strong><br />

Die Frage stellt sich schon lange: Sind mit der Globalisierung nicht kulturelle Konstanten<br />

weggebrochen, sodass die Loyalität der Wirtschaftsbürger zum Wirtschaftssystem<br />

strapaziert und auf längere Sicht nicht mehr garantiert ist?<br />

Was nutzen nationale Wirtschaftsleistungen, wenn hinter dem Rücken der Nation<strong>als</strong>taaten,<br />

der Nationalökonomien, sich ein Preis <strong>für</strong> Arbeit einpendelt, der unter dem<br />

Kulturniveau der Lebensform liegt, an der über Generationen hindurch geschaffen<br />

worden ist. Der bittere Plakat-Scherz „Habe Arbeit, aber kein Geld!“ zeigt eine Seite der<br />

Globalisierung, die mit dem Jubel über die neuen Chancen in ihr nicht zuzudecken ist.<br />

Ein Ratschlag lautet: Die von den 1968ern geschmähten Sekundärtugenden wie Fleiß,<br />

Pünktlichkeit und Leistungsbereitschaft sollten rasch zu Primärtugenden werden, dann<br />

wären wir viele Sorgen los.<br />

Gefährlich scheinen mir dabei die Ohnmachtsgefühle gegenüber explodierenden Lebenshaltungskosten,<br />

Weltressourcenknappheit und dem globalen Finanzmarkt-Debakel, die<br />

an die Hilflosigkeit gegenüber dem Schwarzen Freitag der Weltwirtschaftskrise erinnern.<br />

Nietzsche sagt einmal, es fehle der Volkswirtschaftslehre an einer erlösenden Instanz;<br />

Max Scheler sagt, wir brauchen zu den Lösungen noch ein Erlösungswissen, schon<br />

um jene Seelenruhe zu gewinnen, die ein Nachdenken über ein erfolgreiches Rettungswerk<br />

benötigt.25<br />

Der Kulturbegriff ist trotz seiner Wandelbarkeit, die einen harten Kern umschließt, unter<br />

Druck:<br />

(a) Weltmigration setzt den Regionalkulturen zu, und<br />

(b) eine universalistische Zivilisation um abstrakte Menschenrechte wertet Kultur <strong>als</strong><br />

bloßes Abschließungs- und Ausgrenzungsphänomen. Doch Kultur ist dem Politischen<br />

vorgelagert und gibt ihm die Themen vor. Unsere Marktwirtschaft braucht ihr sozioökonomisches<br />

Viereck: die Bewegungsfreiheit des Wirtschaftssubjekts, die Wirtschaftsordnung<br />

<strong>als</strong> Orientierung, das Vertrauen in die Solidität der <strong>Institut</strong>ionen (Währung,<br />

politisches System) und Sicherheit zur Lebensplanung.<br />

Wie ist unser Rahmen gerüstet, dies auch in einer Phase des Orientierungsverlustes, der<br />

„Verflüssigung“ der Zustände im Zuge globaler Grenzenlosigkeit zu gewährleisten?<br />

Wie die Soziale Marktwirtschaft dem Laissez-faire und dem Kollektivismus erfolgreich<br />

ausgewichen ist, so muss sie in den Zeiten der Globalisierung sowohl vor dem Absturz<br />

aus hektischer, zielloser Anpassung <strong>als</strong> auch vor einer Erstarrung in abgeschlossener,<br />

illusionärer Sicherheit bewahren. Kultur hat nicht ausgedient. Globaler Erfolg hat lokale<br />

Kompetenz zur Voraussetzung.<br />

25 Vgl. Scheler (1954).<br />

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