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kostenfreier Download als PDF - Institut für Wirtschaftsforschung Halle

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<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaftsforschung</strong> <strong>Halle</strong><br />

Politik, Wirtschaft und Bürger sind traumatisiert durch das, was der Werttransporteur<br />

Heros getan hat. Er konnte 600 Mio. Euro unter den Augen von Wirtschaftsprüfern in<br />

Deutschland veruntreuen. Compliance heißt: Statt zu beten und zu hoffen, dass mit den<br />

codes of conduct schon alles gut sein und sich jeder irgendwie daran halten wird, wird<br />

jetzt ein systematisches Management von betrieblichen Konfliktpotenzialen verlangt, die<br />

hohe Risiken bergen, wie Reputationsschäden, Marktausschluss, eine Glaubwürdigkeitskrise.<br />

„Systematisch“ klingt so betriebswirtschaftlich, meint aber nur Transparenz,<br />

Kommunikation und monitoring. Zur Führungskultur und compliance von Namen wie<br />

Adidas, Nike und Puma gehört heute die Einhaltung von Menschenrechten, Arbeitsbedingungen,<br />

Umweltvorschriften und good corporate governance, weniger getrieben<br />

durch normativen Erkenntnisfortschritt <strong>als</strong> durch sorgfältige Konfliktanalyse.<br />

Was heißt das <strong>für</strong> mich am Markt <strong>für</strong> meine Produkte? Hier ist Unternehmensverantwortung<br />

mehr <strong>als</strong> Gesetzestreue. Der legalistische Verantwortungsbegriff wird durch<br />

einen relationalen ersetzt. Führungskulturen und compliance sichern bei diesen Unternehmen<br />

beispielhaft die Wertschöpfung mit einer relationalen Verantwortung des Unternehmens<br />

<strong>für</strong> die Gesellschaft. Dies ist, <strong>als</strong> Ergebnis einer sorgfältigen Konfliktanalyse,<br />

angewandte analytische Unternehmensethik.<br />

Corporate social responsibility ist häufig ein philanthropischer PR-Gag; eigentlich<br />

sollte sie eine primär offene Leistungs- und Führungskultur sein. Primum non nocere,<br />

<strong>als</strong>o zunächst einmal niemandem schaden, das ist eigentlich meiner Ansicht nach die<br />

richtige Überschrift, statt auf 100 Seiten CSR-Hochglanzbroschüren zu sagen, wie viele<br />

tolle Förderprojekte man irgendwo auf der Welt durchgeführt hat. Statt do good müssen<br />

meiner Ansicht nach die Unternehmen mehr in die Richtung do no harm gehen. Aber es<br />

gibt auch erfolgreiche Unternehmen mit zweifelhafter Unternehmenskultur. Das wollen<br />

wir auch nicht bestreiten.<br />

Dritte These: Ohne dynamische Rahmenordnung scheitert jedoch auch das Projekt<br />

Führungskultur.<br />

Es gibt eine Menge Unternehmen, ich kenne sie gar nicht so genau, aber in der Wahrnehmung<br />

gelten Schlecker, Walmart, Exxon oder Monsanto <strong>als</strong> solche, die irgendetwas<br />

f<strong>als</strong>ch machen und sich nicht besonders ethisch verhalten. Aber sie sind erfolgreich.<br />

Also doch wieder der alte Ruf nach Staat und Rahmenordnung? Wahrscheinlich, denn<br />

ohne dynamische Rahmenordnung scheitert das Projekt Führungskultur. Denn es lebt<br />

sich gut in manchen „Governance-Lücken“.<br />

Mein Erfahrungsbereich sind nun einmal die Banken im internationalen Privatgeschäft.<br />

Und die Beihilfe zur Steuerhinterziehung <strong>als</strong> Geschäftsmodell, staatlich geschützt, wie<br />

wir es in der Schweiz haben, ist <strong>für</strong> mich immer noch ein Skandal mitten in Europa.<br />

Denn die Schweiz ist ja kein Land irgendwo in der Karibik, sondern liegt mitten im<br />

Herzen Europas. Und die Beihilfe zur Disposition – jetzt kommt die Schnittstelle zur<br />

Korruption – die Beihilfe zur Disposition aus Einkünften aus dolosen Handlungen, wie<br />

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