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kostenfreier Download als PDF - Institut für Wirtschaftsforschung Halle

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<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaftsforschung</strong> <strong>Halle</strong><br />

dere geht zwölf Jahre ins Gefängnis; und wenn ihr euch gegenseitig beschuldigt, geht<br />

jeder <strong>für</strong> fünf Jahre ins Gefängnis. Am besten wäre es <strong>für</strong> die Verdächtigten, wenn sie<br />

nur je ein Jahr inhaftiert würden. Dazu aber müssten beide schweigen. Das Problem ist<br />

nur: Wenn einer schweigt und der andere plaudert und <strong>als</strong> Kronzeuge seinen Kumpanen<br />

beschuldigt, geht er selbst frei aus, während der Verschwiegene zwölf Jahre eingesperrt<br />

wird. Daher wird er nicht schweigen, und da das beide wissen, der andere auch nicht. So<br />

gehen beide fünf Jahre ins Gefängnis. Das ist ein klassisches Problem der Organisation<br />

eines Kollektivguts. Eigentlich wäre es am schönsten, den Wald zu erhalten. Aber fängt<br />

einer an, ihn abzuholzen, holzt ihn auch bald der nächste ab, um nicht zu kurz zu kommen,<br />

und irgendwann ist kein Wald mehr da. Dieses Problem beim Umgang mit Kollektivgütern<br />

nennt man dann die „Tragik der Allmende“.<br />

Das ist gegenwärtig brisant: Es gibt in Deutschland und Europa einen neuen, modernen<br />

Ablasshandel1 durch Ökozertifikate in Bezug auf die CO 2 -Klimapolitik. Jeder Emittent<br />

muss die erforderliche Menge „Öko-Ablasszettel“ im Sinne von Emissionsrechten vorhalten,<br />

wodurch die Klimapolitik diskriminierungsfrei durchgesetzt werden kann. Das<br />

erhöht die Preise energieintensiver Produkte und senkt die Nachfrage. Also wird der<br />

Weltmarkt entlastet, und andere Emittenten können mehr verbrauchen. Sie verbrauchen<br />

<strong>als</strong>o mehr in schlechteren Anlagen und erhöhen so die Umweltverschmutzung. Da außerdem<br />

alle wissen, dass die Preise <strong>für</strong> natürliche Ressourcen steigen werden, wird heute<br />

mehr verbraucht <strong>als</strong> morgen. Man verdient jetzt noch Geld, das auf dem Konto günstig<br />

angelegt wird und später mehr wert sein wird, <strong>als</strong> dann durch den Einsatz natürlicher<br />

Ressourcen zu gewinnen ist. Dies folgt der so genannten Hotelling-Regel (1931). Ablasshandel<br />

und das Gefangenendilemma führen zu einem negativen Ergebnis, weil die<br />

Beteiligten keinen Anreiz besitzen, international zu kooperieren.<br />

3.2 Das Feiglingsspiel<br />

Das Feiglingsspiel ist wohlbekannt. Sie haben einen Nachbarn, und der hat einen wunderbaren<br />

Hund. Dieses Tier jagt ständig die Geiß in Ihrem Garten, von der Sie Milch<br />

und Käse erhalten, sodass die Milch sauer wird. Umgekehrt pflügt Ihre Geiß einmal am<br />

Tag den Gemüsegarten des Nachbarn um. Deshalb gibt es ständig Nachbarschaftsstreitigkeiten,<br />

und irgendwann beschließt man, einen Zaun zu bauen. Beide Nachbarn verabreden<br />

sich am nächsten Tag zum Zaunbauen. Der eine schläft aus, und nun stellt sich <strong>für</strong><br />

den anderen die Frage, ob es sich lohnt, trotzdem den Zaun zu bauen? Die Antwort lautet:<br />

Ja, denn er gewinnt einen Vorteil. Der ist zwar aufgrund seines Arbeitseinsatzes<br />

nicht sehr groß, doch wenn er den Zaun nicht baut, hat er den Nachteil, dass entweder<br />

das Gemüse kaputtgeht oder die Milch sauer wird. Das Feiglingsspiel oder chicken game<br />

(chicken ist das englische Wort <strong>für</strong> Feigling) kann auch durch zwei Autos dargestellt<br />

1 Der Begriff des Ablasshandels ist bewusst gewählt, weil die gegenwärtige CO 2 -Politik eine nächste<br />

ökonomische Vermögensblase aufbauen kann, die dann nur aus „warmer Luft“ besteht. Auch das<br />

Ablassgeschäft vor 500 Jahren war eine Spekulationsblase – Spekulation mit Sünden; die Vermögenswirksamkeit<br />

ist u. a. im Petersdom zu Rom zu bewundern.<br />

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