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Akademie <strong>für</strong> Politische Bildung Tutzing<br />

„Die Marktwirtschaft ist ein Instrument, ein Organisationsmittel, nicht ein Selbstzweck,<br />

und daher noch nicht Träger bestimmter Werte.“25<br />

Was sich unter den Bedingungen der Globalisierung <strong>als</strong>o geändert hat, ist nicht die<br />

Notwendigkeit einer vorgängigen Moral, sondern die Möglichkeiten, das moralische<br />

Verhalten der Wirtschaftsakteure sicherzustellen und die Einhaltung bestimmter Regeln<br />

zu erzwingen. Die zentrale Frage in der globalisierten Wirtschaft lautet daher nicht, ob<br />

wir Werte brauchen, sondern wie wir sie fördern und wie wir ihre Einhaltung durchsetzen<br />

können.<br />

Interessant scheinen in diesem Kontext die Ausführungen des amerikanischen Wirtschaftsethikers<br />

Norman Bowie. Bowie geht – entgegen der vor allem durch Milton<br />

Friedman berühmt gewordenen Sichtweise einer reinen Verpflichtung der Unternehmen<br />

auf die Profitinteressen ihrer Aktionäre26 – davon aus, dass die Verpflichtungen der<br />

Unternehmen über die reine Gewinnerzielung hinausreichen. Unternehmen, so Bowie,<br />

sind institutionelle Mitglieder einer Gemeinschaft und haben die Pflicht, diese Gemeinschaft<br />

zu fördern. Diese Pflicht gilt strenger <strong>als</strong> bei Individuen, da die Existenz der Organisation<br />

vom Willen der Gemeinschaft abhängt. Mit anderen Worten: Die license to<br />

operate der Unternehmen ist an den positiven Beitrag freien Unternehmertums <strong>für</strong> die<br />

Gemeinschaft gebunden.27 Zudem empfangen auch Unternehmen Leistungen durch die<br />

Gemeinschaft, wie etwa Infrastrukturleistungen, Rechtssicherheit etc., und haben die<br />

Pflicht, sich hier<strong>für</strong> erkenntlich zu zeigen. Der reine Verweis auf den Steuerbeitrag der<br />

Unternehmen zur Finanzierung des Gemeinwesens greift dabei in den Augen Bowies zu<br />

kurz, da in intakten Gemeinschaften auch von den Individuen ein über die reine Steuerzahlung<br />

hinausgehender Beitrag erwartet wird.28 Auch das von Friedman vorgetragene<br />

Argument, Manager würden ihre Aktionäre betrügen, wenn sie Gelder <strong>für</strong> wohltätige<br />

Zwecke verausgaben würden, erweist sich <strong>für</strong> Bowie <strong>als</strong> fadenscheinig. Transparente<br />

Unternehmensstrukturen vorausgesetzt, steht es den Kapitalgebern jederzeit frei, ihr<br />

Kapital diesem oder jenem Unternehmen zur Verfügung zu stellen und im Zweifel ihre<br />

Gelder umzuschichten.29<br />

Welche Verantwortung tragen Unternehmen?<br />

Damit stellt sich die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung der Unternehmen<br />

innerhalb globalisierter Wirtschaftsstrukturen. Nicht zuletzt auch angesichts der jüngsten<br />

Unternehmensskandale hat diese Debatte um eine corporate social responsibility<br />

25 Müller-Armack (1948), S. 103.<br />

26 Vgl. Friedman (2008), S. 26-32.<br />

27 Vgl. Bowie (1999), S. 94.<br />

28 Vgl. Bowie (1999), S. 95.<br />

29 Vgl. Bowie, Werhane (2005), S. 31.<br />

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