kostenfreier Download als PDF - Institut für Wirtschaftsforschung Halle
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<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaftsforschung</strong> <strong>Halle</strong><br />
„Der Mensch will Eintracht; aber die Natur weiß besser, was <strong>für</strong> seine Gattung gut ist: sie<br />
will Zwietracht […].“<br />
Mit dieser Botschaft im Hinterkopf ist man beileibe nicht versöhnt mit allem, was der<br />
Wettbewerb an Rivalität, Überlebenskampf beschert. Der Mensch verfügt noch über<br />
eine Ausstattung außerhalb des rein Wirtschaftlichen, die ihn befähigt, das Wirtschaftliche<br />
besser zu meistern. Er hat äußere Helfer in Form seiner Gruppe, die sichtbaren und<br />
gedachten Freunde. Er hat auch einen inneren Helfer, genannt Kultur. Sie liefert ihm die<br />
Maßstäbe und die Daseinsgewissheit, ohne die er in seiner Welt und in seinem Anteil<br />
am Markt nicht zu agieren wüsste.<br />
Von Wettbewerbsordnung haben wir zu sprechen. „Ordnung“ ist hier der Repräsentant<br />
von Kultur, d. h. sie steht fest gefügt, ist nur in Grenzen veränderbar, erfüllt einen Zweck,<br />
der unverrückbar ist, enthält die Spielregeln <strong>für</strong> ein Spiel, dessen Ausgang offen ist.<br />
Alles, was über dem Tagesgeschäft steht und dauerhaft ist, ist ein Kulturphänomen. Die<br />
Wettbewerbsordnung ist das Stück Kultur, das zwischen Rivalen vermittelt. Sie wacht<br />
über das Einhalten der Spielregeln. Dass kein Sieger Macht über die Spielregeln bekommt,<br />
um sie zu seinen Gunsten zu verändern, ist der Sinn einer Ordnung.<br />
Doch der kulturelle Rahmen <strong>für</strong> die Wettbewerbsordnung hat seine Geschichte, genauer:<br />
seine Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Das erklärt die nationale und regionale<br />
Vielfalt, in der er sich uns präsentiert. Mentalitäten wurzeln in der Erfahrung von Generationen,<br />
in den Formen und Zielen territorialer Herrschaft. Wir werden die überragende<br />
Rolle der Kultur kennenlernen. Sie ist der gemeinsame Wille einer gewachsenen Menschengruppe<br />
zur Dauer, das geistig-tradierte „Überorganische“, die „zweite Natur“ aus<br />
Sprache, Verständigung und Bedeutung. Das gilt <strong>für</strong> den Einzelnen wie <strong>für</strong> die Gemeinschaft<br />
selbst.<br />
Der „Reichtum der Nationen“ – und die verschiedenen Wege dahin<br />
Wenn Menschen aus verschiedenen Kulturregionen jeweils ein Exemplar von Adam<br />
Smiths „Reichtum der Nationen“ in die Hand gedrückt würde mit der Aufforderung, doch<br />
anhand dieser Vorlage ihr Können zu zeigen: „Enrichissez vous!“ –, und nach einigen<br />
Jahrzehnten würde eine Inspektionsreise die Ergebnisse einsammeln und bewerten. Sie<br />
wird sicher staunen über das vielfältige Ergebnis. Ein und derselbe Buchtext, auf verschiedene<br />
Kulturen verteilt und zur Anwendung empfohlen, würde sehr Verschiedenartiges<br />
hervorbringen und die Rolle und Stärke einer Kultur, ihre prägende Kraft deutlich<br />
machen.<br />
Was alles unter Wettbewerbsordnung, Wirtschaftsstil, Besitzverhältnis, Steuergesetzgebung<br />
bis hin zu Staatsgeist, Lebens- und Weltauffassung verstanden wird und voneinander<br />
abweicht, bringt einen entsprechend bunten Strauß von Wirtschaftsordnungen<br />
hervor. Sie alle sind Variablen der Kultur, denn sie gründen auf geschichtlich Vorgegebenem,<br />
Gewordenem und umspannen alles, was um HABEN (materielle Kultur), SEIN<br />
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