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kostenfreier Download als PDF - Institut für Wirtschaftsforschung Halle

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<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaftsforschung</strong> <strong>Halle</strong><br />

die praktisch das Soziale an der Sozialen Marktwirtschaft mitbestimmten (Peter<br />

Werhahn, Wilfried Schreiber).19<br />

Walter Eucken wollte die Soziale Marktwirtschaft auf folgende Prinzipien gesetzt haben:<br />

1. auf Wettbewerbsfreiheit (freie Konkurrenz). Sie ist zwar eine staatsferne Forderung,<br />

doch nur ein starker Staat kann sie garantieren (vgl. John Locke). Die kulturelle<br />

Voraussetzung ist hier, dass sich Staat und Wirtschaft nicht feindlich gegenüberstehen,<br />

sich nicht gegeneinander entwickelt haben. Die deutsche Kulturbewegung<br />

hatte beide unter ihre Fittiche genommen;<br />

2. auf das Prinzip der offenen Märkte: Kein Monopol, keine Oligopole dürfen die freie<br />

Konkurrenz beeinträchtigen;<br />

3. auf Vertragsfreiheit, freien Kaufvertrag;<br />

4. auf Privateigentum, auch an Produktionsmitteln, damit es zu einem Geben und Nehmen<br />

zwischen Kapital und Arbeit kommt, zu einem gemeinsamen Wirtschaftsgeist,<br />

der über den Interessenkonflikten steht. Das gelang den Streikländern England,<br />

Frankreich und Italien im Nachkrieg nicht: Die Deutschen spielten ein unfaires Spiel,<br />

lautete eine ironische Feststellung: Es sei nicht vorgesehen, dass die Arbeiter <strong>für</strong><br />

höhere Gewinne der Unternehmer und die Unternehmer <strong>für</strong> höhere Löhne der Arbeiter<br />

schuften. Ein gehöriger Klassenkampf sehe anders aus!<br />

5. das Prinzip der Verantwortung des Unternehmers <strong>für</strong> seine Entscheidungen, d. h. die<br />

Bereitschaft, auch zu verlieren.<br />

Um so etwas abgestimmt durchzusetzen, sind 150 Jahre Sozial- und Kulturgeschichte,<br />

die auf solche Prinzipien zusteuert, nicht zu viel. Es geht weniger darum, aus der Geschichte<br />

zu lernen: Das wird kaum gelingen. Vielmehr kommt es darauf an, dass sich<br />

ein kollektives Gedächtnis bildet, ein gemeinsamer Wille und ein Wir-Gefühl, sodass<br />

sich Gewinne, Pflichten, Verluste und Opfer zuweisen lassen. Gerade hier ist mein<br />

Misstrauen gegenüber so genannten Multikulturen angebracht. Sie dürften diese Probe<br />

nicht bestehen. Die Versuchung, sich im Falle der Gefahr auf seine Kleingruppe zurückzuziehen,<br />

liegt auf der Hand.<br />

Welche konkrete Vorstellung verbindet Walter Eucken mit der<br />

Wettbewerbsordnung?<br />

„Die […] Wettbewerbsordnung zielt darauf […], dass alle Teile des Wirtschaftsprozesses<br />

sinnvoll integriert werden. Der einzelne Landwirt, der Industrielle, der Handwerker und<br />

Arbeiter, <strong>als</strong>o der einzelne Betrieb und Haushalt, sollen frei planen und handeln […].<br />

19 Vgl. Henßler, Schmid (2007), S. 219 ff.<br />

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