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kostenfreier Download als PDF - Institut für Wirtschaftsforschung Halle

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<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaftsforschung</strong> <strong>Halle</strong><br />

genommen werden2 – und dies trotz strenger Kontrollmechanismen, die bei den Zulieferbetrieben<br />

die Einhaltung der Sicherheits- und Qualitätsstandards garantieren<br />

sollen.<br />

In einer globalisierten Welt kann es uns <strong>als</strong>o entgegen der sprichwörtlichen Belanglosigkeit<br />

schon lange nicht mehr egal sein, ob in China ein Sack Reis umfällt. Die<br />

Ereignisse am einen Ende der Welt wirken sich unmittelbar auf das Geschehen am anderen<br />

Ende der Welt aus. Dies gilt vor allem im Kontext einer international arbeitsteiligen<br />

Wirtschaft.<br />

Damit aber stellt sich die Frage nach den Verantwortlichkeiten innerhalb eines zunehmend<br />

vernetzten Wirtschaftssystems. Innerhalb der philosophischen Ethik bezeichnet<br />

Verantwortung eine mindestens vierstellige Relation, bestehend aus den Elementen Verantwortungssubjekt,<br />

Verantwortungsobjekt, Verantwortungsinstanz und normativer Bezug.<br />

Jemand (Verantwortungssubjekt) ist gegenüber jemandem (Verantwortungsinstanz)<br />

<strong>für</strong> ein bestimmtes Tun oder Unterlassen (Verantwortungsobjekt) aufgrund bestimmter<br />

Regeln und Prinzipien (normativer Bezug) verantwortlich.3 Der normative Bezugsrahmen<br />

erlaubt es dabei, bestimmte Verantwortlichkeiten festzulegen (prospektiv),<br />

aufgrund derer der einzelne <strong>für</strong> ein Fehlverhalten „zur Verantwortung gezogen“ werden<br />

kann (retrospektiv).4<br />

Angesichts der weltweiten Auswirkungen ökonomischen Handelns wird es jedoch zunehmend<br />

schwieriger, die einzelnen Elemente eindeutig zu bestimmen und zueinander<br />

in Beziehung zu setzen. Während es innerhalb räumlich begrenzter Wirtschaftsgemeinschaften<br />

noch möglich war, Verantwortungsbeziehungen zu identifizieren und Verantwortung<br />

damit zumindest näherungsweise zuzuweisen, scheint dies im globalen Kontext<br />

nahezu unmöglich. Für den nationalen Kontext gilt, dass allgemeingültige Normen durch<br />

eine Verfassung vorgegeben sind oder <strong>als</strong> Resultat eines politischen Willensbildungsprozesses<br />

gesellschaftliche Akzeptanz erlangen. Derartige „normative Vorgaben“ existieren<br />

im globalen Kontext in nur geringem Maße, nicht zuletzt in Ermangelung der zur<br />

Normsetzung legitimierten Organe. Zwar ließe sich an dieser Stelle auf die allgemein<br />

anerkannten Gremien der Staatengemeinschaft, wie etwa UN, OECD oder WTO verweisen.<br />

Jedoch unterscheiden sich die Grundwerte nationaler Verfassungen erheblich<br />

von den Normvorgaben transnationaler Vereinigungen: Während erstere das Spiegelbild<br />

zentraler Werte lokaler Gemeinschaften sind, verstehen sich letztere <strong>als</strong> politisches<br />

Handlungsprogramm, ohne dass die hierbei zugrunde gelegten Normen von allen geteilt<br />

werden müssen. Deutlich wird dies etwa am Beispiel der „Korruptionsbekämpfung“, die<br />

in unterschiedlichen Ländern und von unterschiedlichen Kulturen durchaus unterschiedlich<br />

interpretiert wird.<br />

2 Vgl. U. S. Consumer Product Safety Commission (2007).<br />

3 Vgl. u. a. Höffe (1993), S. 23.<br />

4 Vgl. Höffe (1993), S. 20 f.; Höffe (1989), S. 15, und Werner (2006), S. 543.<br />

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