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<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaftsforschung</strong> <strong>Halle</strong><br />

5. Die Führungskultur in Unternehmen ist meine primäre Antwort auf die ethischen<br />

Herausforderungen der Globalisierung.<br />

Drei Thesen seien vorangestellt:<br />

Erste These: Ethische Herausforderungen erkennen Unternehmen zunächst vor allem<br />

durch deskriptive statt normative Analyse.<br />

Zweite These: Ohne Führungskultur ist alles nichts.<br />

Dritte These: Ohne dynamische Rahmenordnung scheitert jedoch auch das Projekt<br />

Führungskultur.<br />

Erste These: Ethische Herausforderungen erkennen Unternehmen zunächst vor<br />

allem durch deskriptive statt normative Analyse.<br />

Ich beziehe mich hier sehr auf Prof. Rendtorffs Aussage:<br />

„Ethik hat mit Konsens zu tun, aber ihr konkreter Stoff sind nun einmal die Konflikte.“<br />

Die großen Wertetreiber unserer Zeit, von Moralphilosophen bis Kirchen<strong>für</strong>sten, von<br />

Presse bis Politik haben an der Schnittstelle Unternehmensethik total versagt. Sie haben<br />

Unternehmen mit der radikalen, normativen Wertekeule aus dem Habermas’schen Diskurs<br />

über die postnationale Konstellation herausgehalten, besser gesagt, sie haben sie<br />

nicht abgeholt. Der Umgang zahlreicher Global-Compact-Unternehmen, die sich allen<br />

seiner zehn Prinzipien verpflichtet haben, insbesondere mit dem zehnten Gebot der Korruptionsbekämpfung<br />

ist symptomatisch. Codes of conduct mit der Nulltoleranzaussage<br />

bezüglich Korruption und Bestechung wurden gelesen, belacht und gelocht. Eine breite<br />

Analyse der Risiken und Konflikte, die sich aus so einem code of conduct eigentlich ergeben<br />

sollte, nämlich wie z. B. in Saudi-Arabien Geschäfte ohne Bestechung zu machen<br />

sind, hat es nicht gegeben. Was bei Siemens passiert ist, infolge eines solchen dilettantischen<br />

Umgangs mit einem derartigen <strong>als</strong> Unternehmensleitlinie verkündeten Papier,<br />

haben Sie gesehen. Die Integration der Aussagen der codes of conduct in die Führungskultur<br />

hat nicht stattgefunden – mit katastrophalen Ergebnissen.<br />

Fazit: Eine deskriptive, analytische Unternehmensethik wird von vielen professionellen<br />

Wirtschaftsethikern immer noch eher belächelt. Deren prioritär normative Fixierung isoliert<br />

die Forschung von der Zivilgesellschaft wie den Kirchen und manchen NGOs.<br />

Transparency International natürlich nicht, weil wir, wie wir in aller Bescheidenheit<br />

sehen, hier voll im Diskurs stehen.<br />

Meine berufliche Erfahrung <strong>als</strong> Banker: Als wir Anfang der 1990er Jahre – wir kommen<br />

auf die Abgeltungssteuer noch zurück – <strong>als</strong> Banken Beihilfe zum „Kavaliersdelikt“<br />

Steuerhinterziehung leisteten und abwägen mussten zwischen dem Verlust ertragreicher<br />

globaler privater Kunden und dem Stoppen dieses unsäglichen Tuns, haben wir uns im<br />

Vorstand der Bank – das war dam<strong>als</strong> die Bayerische Vereinsbank – in einer Sitzung, die<br />

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