kostenfreier Download als PDF - Institut für Wirtschaftsforschung Halle
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<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Wirtschaftsforschung</strong> <strong>Halle</strong><br />
Krise des Generationenvertrags lösen muss. Soziale Sicherungssysteme und deren Stabilisierung,<br />
das ist in meinen Augen eine der dramatischen politischen Zukunftsherausforderungen<br />
der Menschen auf dem einen Globus, auf dem wir leben.<br />
Schließlich benenne ich ein Beschäftigungsfeld, das mich derzeit intensiv bewegt: die<br />
Mitarbeit im Deutschen Ethikrat. Es handelt sich um ein hoch notwendiges, aber zugleich<br />
hoch konfliktreiches Gremium. In seiner Aufgabe der Politikberatung in Fragen<br />
der Lebenswissenschaften – wie es das Ethikratgesetz beschreibt – ist es vergleichbar<br />
mit den wachsenden ökonomischen Ethikdebatten in einer Situation, in der sich Unternehmungen<br />
im weltweiten Horizont bewegen. Interessant ist, dass neben den sehr engen<br />
biomedizinischen und gentechnischen Fragestellungen, die uns im bisherigen „Nationalen<br />
Ethikrat“ beschäftigt hatten, nun im „Deutschen Ethikrat“ ein wesentlicher weiterer<br />
Akzent durch den Auftrag der Bundesregierung hinzukommt, der die Reflexion<br />
ausweitet auf die ökonomischen, gesellschaftlichen und sozioökonomischen Voraussetzungen<br />
in den Lebenswissenschaften und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Wir<br />
beschäftigen uns zum Beispiel seit geraumer Zeit mit einem neuen Entwurf <strong>für</strong> die<br />
Bundesregierung zum Thema der optimalen Allokation von knappen Ressourcen und der<br />
Prioritätensetzung – bzw., wenn Sie es negativ titulieren wollen: zur Frage der Rationierung<br />
– im Gesundheitswesen.<br />
Aber nun zu einigen Beobachtungen zur Frage der Marktordnung und Situation globaler<br />
Unternehmungen.<br />
Das Erste, was ich aus einer globalen Perspektive zur Analyse der Lage solcher Unternehmungen<br />
sagen würde, ist, dass sie in einer Weltordnung mitspielen, die langfristig<br />
eine globale Werteordnung auf der Basis allgemein geltender Menschenrechte realisieren<br />
muss, auch wenn da<strong>für</strong> derzeit die Zeichen noch nicht allenthalben gut stehen. Ich setze<br />
– <strong>als</strong> dem einzig denkbaren weltweit verbindlichen „kleinsten gemeinsamen Nenner“ der<br />
Wertebasis – auf die berühmte UNO-Charta, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte<br />
<strong>für</strong> alle Menschen und Völker dieser Erde, die unmittelbar nach der Katastrophe<br />
des Zweiten Weltkriegs am 12. Dezember 1948 verabschiedet wurde. Freiheit, Gleichheit<br />
und Unverletzlichkeit der Rechte der Person werden hier zu tragenden Prinzipien<br />
einer der Würde des Menschen entsprechenden Ordnung. Ein Begriff von Menschenwürde<br />
und von Menschenrecht muss damit analog eine weltweite tragende soziale Verbindlichkeit<br />
<strong>für</strong> die Situierung internationaler Unternehmen erreichen, ohne in den latenten<br />
Verdacht des utopischen Idealismus zu geraten. Wenn uns ein grundlegender<br />
fundamentaler Begriff von Menschenrecht und Menschenwürde, von Freiheit und Unverletzlichkeit<br />
der Person nicht einigt, werden sämtliche daraus abgeleiteten politischen<br />
Konstitutionen nicht begründbar sein.<br />
Zweitens müssen wir sehen, dass der kulturelle, soziale und politische Background und<br />
Kontext, in dessen Licht das Leben globaler Unternehmungen spielt, höchst different<br />
und höchst unterschiedlich ist. In China – vor dem nach wie vor virulenten und werteprägenden<br />
konfuzianistischen Glaubens- und Gesellschaftsbewusstsein – ist die Anfor-<br />
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