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kostenfreier Download als PDF - Institut für Wirtschaftsforschung Halle

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Akademie <strong>für</strong> Politische Bildung Tutzing<br />

möglichkeiten der Nation<strong>als</strong>taaten auf die „Weltwirtschaftsordnung“ und damit die<br />

Steuerungsmöglichkeiten insbesondere der westlichen Industrienationen erheblich ausgeweitet.<br />

Wie Giddens betont, waren es vor allem die nation<strong>als</strong>taatliche Politik und die<br />

wirtschaftlichen Interessen der westlichen Industrienationen, die die Voraussetzungen<br />

<strong>für</strong> eine Globalisierung geschaffen haben.12 Zu einem ähnlichen Schluss kommen Hirst<br />

und Thompson:<br />

„Nation<strong>als</strong>taaten sind zwar nicht mehr in der Lage, ‚souverän‘ wirtschaftliche Entscheidungen<br />

im traditionellen Sinne zu treffen, doch bleiben sie politische Gemeinschaften mit<br />

weit reichender Macht und großem Einfluss auf die ökonomischen Akteure innerhalb ihrer<br />

Territorien. Die nationale Wirtschaftspolitik verliert ihre Bedeutung in den klassischen<br />

Bereichen, ist aber <strong>für</strong> die Förderung und Koordinierung der wirtschaftlichen Aktivitäten<br />

unumgänglich. Die politische Gestaltung der Wirtschaft wird zur zentralen Aufgabe der<br />

Regierung.“13<br />

Insgesamt, so Giddens, führt Globalisierung zu einer zweifachen Machtverschiebung:<br />

nach oben und nach unten:14 Auf der einen Seite wächst die Macht „basisdemokratischer“<br />

Gruppierungen in Form so genannter „Nichtregierungsorganisationen“, nicht<br />

zuletzt auch aufgrund ihrer ebenfalls multinationalen Aktionsradien. „Die territorial gebundene<br />

und begründete parlamentarische Demokratie verliert an Substanz, während die<br />

Gestaltungsmacht transnationaler ‚Politik‘ ohne demokratische Legitimation wächst.“15<br />

Auf der anderen Seite gewinnen suprastaatliche <strong>Institut</strong>ionen wie WTO oder IWF zunehmend<br />

an Bedeutung bei der Ausgestaltung der internationalen Wirtschaftsordnung.<br />

Doch trotz seiner scheinbaren „Entmachtung“ und dem damit einhergehenden scheinbaren<br />

Kompetenzverlust bei der Ordnung der Wirtschaft bleibt der Staat <strong>als</strong> Machtfaktor<br />

bei der Ausgestaltung der wirtschaftlichen Rahmenordnung auch weiterhin unverzichtbar.<br />

Weder steht zu be<strong>für</strong>chten, dass staatliche Aufgaben zur Gänze an suprastaatliche<br />

<strong>Institut</strong>ionen abgegeben oder durch reine „Marktlösungen“ ersetzt würden, noch lässt<br />

sich staatliches Ordnungshandeln auf die Ebene der Nichtregierungsorganisationen<br />

verlagern.16<br />

„Globalisierung führt […] nicht zu einem völligen Verlust nationaler Souveränität. Globale<br />

wirtschaftliche Beziehungen und Handelsströme treten in Konkurrenz zu den<br />

Machtbefugnissen der Nation<strong>als</strong>taaten.“17<br />

Praktische Erfahrungen scheinen dies zu belegen. So führte die Schaffung gemeinsamer<br />

Wirtschaftsräume zur Etablierung zahlreicher gemeinsamer Verwaltungs- und Lenkungsstrukturen<br />

(EU, NAFTA, Organisation <strong>für</strong> Afrikanische Einheit, Verband der südostasia-<br />

12 Vgl. Giddens (1999), S. 45.<br />

13 Hirst, Thompson (1998), S. 104.<br />

14 Vgl. Giddens (1999), S. 88.<br />

15 Beck (1998), S. 18.<br />

16 Vgl. Giddens (1999), S. 62.<br />

17 Perraton et al. (1998), S. 138 f.<br />

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