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Wechselnde Geltung der Drehleier
In der Kirche genossen diese Drehleiern bis zum 12. Jh. hohes Ansehen.
Im 13. Jh. wurden sie bevorzugt für Vor- und Zwischenspiele sowie für die Begleitung weltlicher Lieder eingesetzt.
Daraus erklärt sich vielleicht der Übergang zum Instrument der Wandermusiker, Pilger, Blinden und Bettler.
Im 15. Jh. war das Ansehen der Drehleier soweit gesunken, dass sie in der Kirchenmusik nicht mehr vorkommt.
In der damaligen Tanzmusik wird sie als „Vielle“ (französisch Leier) bezeichnet, später zuweilen auch „Lyra“ genannt.
Im 18. Jh. gewann sie durch Schäfermode und Empfindsamkeit als vielle organisée oder lira organizzata an Bedeutung.
Mit bis zu zwei Oktaven chromatischen Tonumfang wurde sie auch an Adelshöfen gespielt.
Z. T. werden mit der Kurbel zusätzlich eingefügte Blasebalge und Pfeifen betätigt.
Schließlich gelangte sie in die Kunstmusik. Beispiele sind
Die Bauernhochzeit“ (1755) von LEOPOLD MOZART (1719 - 1787)
Menuett Nr. 2. KV 601 und „Vier Deutsche Tänze“ KV 602 (beide 1791) WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756 - 1791).
Von FRANZ SCHUBERT (1797 - 1828) „Der Leiermann“ aus dem Liederzyklus „Die Winterreise“ (1827).
Es gab sogar berühmte Drehleier-Virtuosen, z. B. ESPRIT PHILIPPE (1696 - 1762), NICOLAS CHÉDEVILLE (1705 - 1782).
Sie schrieben u.a. Violinkonzerte von ANTONIO VIVALDI (1678 - 1741) für die Drehleier um.
Zu dieser Zeit entstand aus der „Vielle“ die Orgelleier (vielle organisée).
Im 19. Jh. wurde die Drehleier abermals Straßeninstrument und geriet allmählich in Vergessenheit.
Mit der Wiederbelebung „alter“ Musik ist sie auch heute zuweilen zu hören.
Speicher2014_1.doc Horst Völz angelegt 1.9.13 aktuell 13.09.2013 Seite 60 von 97