Special - Flotte.de
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112<br />
Wissen<br />
Es war das Jahr 1975, als die Ölkrise <strong>de</strong>n Menschen<br />
noch tief in <strong>de</strong>n Knochen steckte. Dennoch<br />
blieben wahre Fans <strong>de</strong>m Automobilismus treu und<br />
feierten eine kleine Sensation: Der Merce<strong>de</strong>s 450<br />
SEL 6,9, damals das Spitzenmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r S-Klasse,<br />
wur<strong>de</strong> an die ersten Kun<strong>de</strong>n ausgeliefert. Nein,<br />
eigentlich waren es zwei Sensationen, <strong>de</strong>nn das<br />
mit Technik gespickte Vehikel besaß erstmals einen<br />
Tempomat. Das kannten die Deutschen bisher<br />
allenfalls aus US-Filmen, in <strong>de</strong>nen amerikanische<br />
Straßenkreuzer schon im realen Leben stun<strong>de</strong>nlang<br />
über die Highways rollten, ohne dass <strong>de</strong>r Fahrer<br />
seinen rechten Fuß hätte bemühen müssen.<br />
Von Computertechnik war in <strong>de</strong>n Siebzigerjahren<br />
freilich keine große Re<strong>de</strong> – in Zeiten, da die Drosselklappen<br />
noch per Seilzug geöffnet wur<strong>de</strong>n, war<br />
die Mechanik <strong>de</strong>r Elektronik übergeordnet.<br />
Per mechanischer Welle ermittelte das Steuergerät<br />
<strong>de</strong>s Tempomats die aktuelle Geschwindigkeit<br />
und verglich sie mit <strong>de</strong>m eingestellten Solltempo.<br />
Beschleunigt wur<strong>de</strong>, in<strong>de</strong>m ein kleiner Elektromotor<br />
das Gasgestänge betätigte – wur<strong>de</strong> das<br />
Fahrzeug zu schnell, nahm <strong>de</strong>r E-Motor selbsttätig<br />
Gas weg.<br />
Das Pedal bewegt sich von selbst<br />
Aufmerksame Zeitgenossen konnten und können<br />
heute noch immer mehr o<strong>de</strong>r weniger erschrocken<br />
feststellen, dass sich das Gaspedal in <strong>de</strong>n Beschleunigungsphasen<br />
sozusagen selbstständig<br />
macht. An automatische Bremsungen war damals<br />
nicht zu <strong>de</strong>nken, wer unaufmerksam war, verursachte<br />
einen Crash. Autobahnsteigungen<br />
waren in<strong>de</strong>s kein<br />
Problem, da die ersten Fahrzeuge<br />
mit Tempomat ohnehin<br />
über ein automatisches Getriebe<br />
verfügten – ob nun Fahrer<br />
o<strong>de</strong>r Regelung die Motordrehzahl<br />
verän<strong>de</strong>rten, die Schaltkennlinie<br />
<strong>de</strong>s Getriebes blieb<br />
erhalten.<br />
Bei späteren Versionen mit Schaltgetriebe war<br />
Vorsicht geboten, falls <strong>de</strong>r Tempomat gera<strong>de</strong> im<br />
Einsatz war. Das versehentliche Einkuppeln hatte<br />
eine in die Höhe schnellen<strong>de</strong> Drehzahl zur Folge,<br />
weil <strong>de</strong>r Motor bei entsprechend gespeicherten<br />
Geschwindigkeiten auf Last eingestellt war. Diesen<br />
Umstand zu vermei<strong>de</strong>n war einfach: Ein Schalter<br />
musste her, welcher <strong>de</strong>n Temporegler bei nie<strong>de</strong>rgetretenem<br />
Kupplungspedal <strong>de</strong>aktivierte.<br />
Bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Neunziger erlebte <strong>de</strong>r Tempomat<br />
kaum Fortschritte – natürlich entfiel <strong>de</strong>r Elektromotor<br />
mit <strong>de</strong>m E-Gas, statt<strong>de</strong>ssen wur<strong>de</strong>n nun die<br />
Drosselklappen per elektrischem Antrieb gesteuert.<br />
Erster Radartempomat 1999<br />
Erst im Jahre 1999 gab es wie<strong>de</strong>r einmal etwas<br />
sensationelles in Sachen Geschwindigkeitssteuerung<br />
zu berichten. Und wie<strong>de</strong>r sorgte die S-Klasse<br />
für Furore, konnten die Fahrzeuge dieser Reihe<br />
doch gegen Aufpreis mit einem Radar-Sensor<br />
ausgerüstet wer<strong>de</strong>n, welcher <strong>de</strong>n Abstand zum<br />
vorausfahren<strong>de</strong>n Wagen maß. Und kam dieser zu<br />
nah, weil er beispielsweise die Geschwindigkeit<br />
drosselte, wur<strong>de</strong> eine aktive Bremsung ausgelöst.<br />
Von nun an konnte das Solltempo auch bei Gefälle<br />
wirkungsvoller eingehalten wer<strong>de</strong>n – schließ-<br />
<strong>Flotte</strong>nmanagement 5/2006<br />
Der Tempomat ist längst dreißig Jahre alt gewor<strong>de</strong>n, zumin<strong>de</strong>st in<br />
Deutschland. So lange schon macht <strong>de</strong>r auf langen Strecken<br />
angenehme Begleiter seine Eigner glücklich. Von seiner<br />
Entstehung und Entwicklung han<strong>de</strong>lt die folgen<strong>de</strong> Abhandlung.<br />
TEMPUS<br />
lich vermochte <strong>de</strong>r Ur-Tempomat allenfalls Gas<br />
wegzunehmen.<br />
Diesem Beispiel folgten rasch viele Marken,<br />
darunter freilich Audi, BMW, Lexus, Jaguar, Volkswagen<br />
und Volvo. Klar ist: Automatische Vollbremsungen<br />
dürfen aus Haftungsgrün<strong>de</strong>n nicht durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n, allerdings reichen zwanzig Prozent<br />
<strong>de</strong>r maximalen Bremsleistung locker aus, um<br />
Köpfe nicken zu lassen.<br />
Automatische Vollbremsung verboten<br />
Falls doch stärker gebremst wer<strong>de</strong>n müsste, um<br />
eine Kollision zu verhin<strong>de</strong>rn, schaltet sich <strong>de</strong>r<br />
intelligente Geschwindigkeitsregler mit einem<br />
<strong>de</strong>utlich vernehmbaren Warnton ab. Gleiches passiert,<br />
wenn die Geschwindigkeit zu stark abfällt<br />
– unter 30 km/h geht nichts mehr.<br />
Wobei inzwischen das Präteritum „ging“ zur Anwendung<br />
kommen muss, <strong>de</strong>nn die erstmals in <strong>de</strong>r<br />
aktuellen S-Klasse W 221 eingesetzte „Distronic<br />
Plus“ kann mehr. Das System verfügt über einen<br />
Nahbereich-Radar, <strong>de</strong>r alles erfasst, was sich zwischen<br />
0,2 und 150 Metern vor <strong>de</strong>m Front-Stoßfänger<br />
befin<strong>de</strong>t. Übrigens müssen sich die Strasse<br />
überqueren<strong>de</strong> Passanten keine Sorgen machen,<br />
die Strahlung ist völlig ungefährlich. Überdies erhöhten<br />
die Ingenieure die Bremsleistung – jetzt<br />
kann die Geisterhand bei Bedarf etwas kräftiger<br />
in die Eisen gehen und das Fahrzeug bis zum Stillstand<br />
herunterbremsen. Wie<strong>de</strong>r anfahren wird <strong>de</strong>r<br />
große Merce<strong>de</strong>s allerdings nicht von selbst – <strong>de</strong>r<br />
Fahrer muss erst die Freigabe erteilen, in<strong>de</strong>m er<br />
<strong>de</strong>n kleinen Lenkstockhebel kurz antippt. Ebenfalls<br />
<strong>de</strong>aktivieren lässt sich <strong>de</strong>r Temporegler per<br />
Bremspedal – das war vor dreißig Jahren nicht<br />
an<strong>de</strong>rs.<br />
Immer mehr Helferlein<br />
Angesichts <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Technik stellt sich natürlich<br />
die Frage, ob man zum Autofahren überhaupt<br />
noch einen Fahrer benötigt. Schließlich bieten<br />
Audi und Volvo bereits ein System an, das erkennt,<br />
ob sich Verkehrsteilnehmer <strong>de</strong>r Nachbarspuren<br />
neben <strong>de</strong>m eigenen Fahrzeug befin<strong>de</strong>n –<br />
auch dann, wenn sie sich im toten Winkel befin<strong>de</strong>n.<br />
Eine kleine Kamera in <strong>de</strong>n Außenspiegeln<br />
macht es möglich. Lexus steuert eine aktive Lenkung<br />
hinzu, und <strong>de</strong>r Spurassistent tut seinen<br />
Dienst schon länger bei Citroën. Wer<strong>de</strong>n alle elektronischen<br />
Helferlein kombiniert, dürfte einem<br />
Nickerchen auf <strong>de</strong>r Autobahn nichts mehr im Wege<br />
stehen.