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Wissen<br />

Es war das Jahr 1975, als die Ölkrise <strong>de</strong>n Menschen<br />

noch tief in <strong>de</strong>n Knochen steckte. Dennoch<br />

blieben wahre Fans <strong>de</strong>m Automobilismus treu und<br />

feierten eine kleine Sensation: Der Merce<strong>de</strong>s 450<br />

SEL 6,9, damals das Spitzenmo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r S-Klasse,<br />

wur<strong>de</strong> an die ersten Kun<strong>de</strong>n ausgeliefert. Nein,<br />

eigentlich waren es zwei Sensationen, <strong>de</strong>nn das<br />

mit Technik gespickte Vehikel besaß erstmals einen<br />

Tempomat. Das kannten die Deutschen bisher<br />

allenfalls aus US-Filmen, in <strong>de</strong>nen amerikanische<br />

Straßenkreuzer schon im realen Leben stun<strong>de</strong>nlang<br />

über die Highways rollten, ohne dass <strong>de</strong>r Fahrer<br />

seinen rechten Fuß hätte bemühen müssen.<br />

Von Computertechnik war in <strong>de</strong>n Siebzigerjahren<br />

freilich keine große Re<strong>de</strong> – in Zeiten, da die Drosselklappen<br />

noch per Seilzug geöffnet wur<strong>de</strong>n, war<br />

die Mechanik <strong>de</strong>r Elektronik übergeordnet.<br />

Per mechanischer Welle ermittelte das Steuergerät<br />

<strong>de</strong>s Tempomats die aktuelle Geschwindigkeit<br />

und verglich sie mit <strong>de</strong>m eingestellten Solltempo.<br />

Beschleunigt wur<strong>de</strong>, in<strong>de</strong>m ein kleiner Elektromotor<br />

das Gasgestänge betätigte – wur<strong>de</strong> das<br />

Fahrzeug zu schnell, nahm <strong>de</strong>r E-Motor selbsttätig<br />

Gas weg.<br />

Das Pedal bewegt sich von selbst<br />

Aufmerksame Zeitgenossen konnten und können<br />

heute noch immer mehr o<strong>de</strong>r weniger erschrocken<br />

feststellen, dass sich das Gaspedal in <strong>de</strong>n Beschleunigungsphasen<br />

sozusagen selbstständig<br />

macht. An automatische Bremsungen war damals<br />

nicht zu <strong>de</strong>nken, wer unaufmerksam war, verursachte<br />

einen Crash. Autobahnsteigungen<br />

waren in<strong>de</strong>s kein<br />

Problem, da die ersten Fahrzeuge<br />

mit Tempomat ohnehin<br />

über ein automatisches Getriebe<br />

verfügten – ob nun Fahrer<br />

o<strong>de</strong>r Regelung die Motordrehzahl<br />

verän<strong>de</strong>rten, die Schaltkennlinie<br />

<strong>de</strong>s Getriebes blieb<br />

erhalten.<br />

Bei späteren Versionen mit Schaltgetriebe war<br />

Vorsicht geboten, falls <strong>de</strong>r Tempomat gera<strong>de</strong> im<br />

Einsatz war. Das versehentliche Einkuppeln hatte<br />

eine in die Höhe schnellen<strong>de</strong> Drehzahl zur Folge,<br />

weil <strong>de</strong>r Motor bei entsprechend gespeicherten<br />

Geschwindigkeiten auf Last eingestellt war. Diesen<br />

Umstand zu vermei<strong>de</strong>n war einfach: Ein Schalter<br />

musste her, welcher <strong>de</strong>n Temporegler bei nie<strong>de</strong>rgetretenem<br />

Kupplungspedal <strong>de</strong>aktivierte.<br />

Bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Neunziger erlebte <strong>de</strong>r Tempomat<br />

kaum Fortschritte – natürlich entfiel <strong>de</strong>r Elektromotor<br />

mit <strong>de</strong>m E-Gas, statt<strong>de</strong>ssen wur<strong>de</strong>n nun die<br />

Drosselklappen per elektrischem Antrieb gesteuert.<br />

Erster Radartempomat 1999<br />

Erst im Jahre 1999 gab es wie<strong>de</strong>r einmal etwas<br />

sensationelles in Sachen Geschwindigkeitssteuerung<br />

zu berichten. Und wie<strong>de</strong>r sorgte die S-Klasse<br />

für Furore, konnten die Fahrzeuge dieser Reihe<br />

doch gegen Aufpreis mit einem Radar-Sensor<br />

ausgerüstet wer<strong>de</strong>n, welcher <strong>de</strong>n Abstand zum<br />

vorausfahren<strong>de</strong>n Wagen maß. Und kam dieser zu<br />

nah, weil er beispielsweise die Geschwindigkeit<br />

drosselte, wur<strong>de</strong> eine aktive Bremsung ausgelöst.<br />

Von nun an konnte das Solltempo auch bei Gefälle<br />

wirkungsvoller eingehalten wer<strong>de</strong>n – schließ-<br />

<strong>Flotte</strong>nmanagement 5/2006<br />

Der Tempomat ist längst dreißig Jahre alt gewor<strong>de</strong>n, zumin<strong>de</strong>st in<br />

Deutschland. So lange schon macht <strong>de</strong>r auf langen Strecken<br />

angenehme Begleiter seine Eigner glücklich. Von seiner<br />

Entstehung und Entwicklung han<strong>de</strong>lt die folgen<strong>de</strong> Abhandlung.<br />

TEMPUS<br />

lich vermochte <strong>de</strong>r Ur-Tempomat allenfalls Gas<br />

wegzunehmen.<br />

Diesem Beispiel folgten rasch viele Marken,<br />

darunter freilich Audi, BMW, Lexus, Jaguar, Volkswagen<br />

und Volvo. Klar ist: Automatische Vollbremsungen<br />

dürfen aus Haftungsgrün<strong>de</strong>n nicht durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n, allerdings reichen zwanzig Prozent<br />

<strong>de</strong>r maximalen Bremsleistung locker aus, um<br />

Köpfe nicken zu lassen.<br />

Automatische Vollbremsung verboten<br />

Falls doch stärker gebremst wer<strong>de</strong>n müsste, um<br />

eine Kollision zu verhin<strong>de</strong>rn, schaltet sich <strong>de</strong>r<br />

intelligente Geschwindigkeitsregler mit einem<br />

<strong>de</strong>utlich vernehmbaren Warnton ab. Gleiches passiert,<br />

wenn die Geschwindigkeit zu stark abfällt<br />

– unter 30 km/h geht nichts mehr.<br />

Wobei inzwischen das Präteritum „ging“ zur Anwendung<br />

kommen muss, <strong>de</strong>nn die erstmals in <strong>de</strong>r<br />

aktuellen S-Klasse W 221 eingesetzte „Distronic<br />

Plus“ kann mehr. Das System verfügt über einen<br />

Nahbereich-Radar, <strong>de</strong>r alles erfasst, was sich zwischen<br />

0,2 und 150 Metern vor <strong>de</strong>m Front-Stoßfänger<br />

befin<strong>de</strong>t. Übrigens müssen sich die Strasse<br />

überqueren<strong>de</strong> Passanten keine Sorgen machen,<br />

die Strahlung ist völlig ungefährlich. Überdies erhöhten<br />

die Ingenieure die Bremsleistung – jetzt<br />

kann die Geisterhand bei Bedarf etwas kräftiger<br />

in die Eisen gehen und das Fahrzeug bis zum Stillstand<br />

herunterbremsen. Wie<strong>de</strong>r anfahren wird <strong>de</strong>r<br />

große Merce<strong>de</strong>s allerdings nicht von selbst – <strong>de</strong>r<br />

Fahrer muss erst die Freigabe erteilen, in<strong>de</strong>m er<br />

<strong>de</strong>n kleinen Lenkstockhebel kurz antippt. Ebenfalls<br />

<strong>de</strong>aktivieren lässt sich <strong>de</strong>r Temporegler per<br />

Bremspedal – das war vor dreißig Jahren nicht<br />

an<strong>de</strong>rs.<br />

Immer mehr Helferlein<br />

Angesichts <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Technik stellt sich natürlich<br />

die Frage, ob man zum Autofahren überhaupt<br />

noch einen Fahrer benötigt. Schließlich bieten<br />

Audi und Volvo bereits ein System an, das erkennt,<br />

ob sich Verkehrsteilnehmer <strong>de</strong>r Nachbarspuren<br />

neben <strong>de</strong>m eigenen Fahrzeug befin<strong>de</strong>n –<br />

auch dann, wenn sie sich im toten Winkel befin<strong>de</strong>n.<br />

Eine kleine Kamera in <strong>de</strong>n Außenspiegeln<br />

macht es möglich. Lexus steuert eine aktive Lenkung<br />

hinzu, und <strong>de</strong>r Spurassistent tut seinen<br />

Dienst schon länger bei Citroën. Wer<strong>de</strong>n alle elektronischen<br />

Helferlein kombiniert, dürfte einem<br />

Nickerchen auf <strong>de</strong>r Autobahn nichts mehr im Wege<br />

stehen.

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