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Eine computerlinguistische Untersuchung des Genitivschwundes

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2. Theoretischer Hintergrund<br />

handlung abgeschlossen (terminativ) oder nicht abgeschlossen (nicht-terminativ oder<br />

durativ) ist, eine zentrale Rolle spielt.<br />

Folglich schließt Donhauser (1998), dass aufgrund <strong>des</strong> Verlusts der Aspektkategorie<br />

während der mittelhochdeutschen Zeit auch Verben mit Objektalternation den Genitiv<br />

verlieren. Fleischer & Schallert (2011) fügen dem hinzu, dass der Rückzug in bestimmte<br />

Stilschichten hierdurch erst entstehen konnte und somit eher eine sekundäre<br />

Erscheinung ist. Der vorher eintretende Verlust der grammatischen Spezifität führt zum<br />

Verlust der genitivfähigen Verben. Allerdings kann diese Aspekthypothese den Rückgang<br />

<strong>des</strong> adverbalen Genitivs nicht vollständig erklären, da bei den dreiwertigen<br />

Verben keine vergleichbare Alternation gefunden wurde.<br />

Der adnominale Genitiv hingegen ist lediglich in den Dialekten verschwunden, wobei er<br />

durch andere Konstruktionen ersetzt wurde. Wie bereits erwähnt, bleibt er jedoch in der<br />

standarddeutschen Sprache erhalten. Dennoch „kann insgesamt für die deutsche<br />

Sprachgeschichte von einem kontinuierlichen Verlust <strong>des</strong> Genitivs gesprochen werden“<br />

(Fleischer & Schallert, 2011: 99).<br />

Richtet man sich nach Behaghel (1923), so liegt die Ursache für den allgemeinen<br />

Rückgang <strong>des</strong> Genitivs in der sogenannten Nebensilbenschwächung. Dabei wurden<br />

alle vollen althochdeutschen Nebensilbenvokale im Mittelhochdeutschen zum Zentralvokal<br />

/ə/ (Schwa). Diese lautliche Veränderung zog morphologische Konsequenzen mit<br />

sich und der Genitiv fiel in manchen Paradigmen mit anderen Kasus zusammen.<br />

Jedoch kann der Genitivschwund damit nicht vollständig belegt werden, vor allem<br />

starke Maskulina und Neutra bilden bis heute den Genitiv Singular auf –(e)s und bieten<br />

keine Grundlage für die Nebensilbenschwächung als Ursache <strong>des</strong> Genitivschwun<strong>des</strong><br />

(siehe Fleischer & Schallert, 2011). Auch Karin Donhauser (1998) gibt an, dass diese<br />

Schwächung kein ausreichender Beleg ist, da die Kasuskennzeichnung bis zur heutigen<br />

Zeit vom Artikel übernommen wird, der zumin<strong>des</strong>t Genitiv Singular und Plural von<br />

Nominativ und Akkusativ unterscheidet.<br />

Wie zu erkennen ist, konnten bis heute keine der Erklärungen für den Genitivschwund<br />

eindeutig belegt werden. Donhauser (1998) warnt zudem davor, das Genitivproblem<br />

bereits als gelöst zu betrachten. Somit sind an dieser Stelle weitere <strong>Untersuchung</strong>en<br />

nötig.<br />

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