Eine computerlinguistische Untersuchung des Genitivschwundes
Eine computerlinguistische Untersuchung des Genitivschwundes
Eine computerlinguistische Untersuchung des Genitivschwundes
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5. Ergebnisse der <strong>computerlinguistische</strong>n Analyse<br />
5.2 Auswertung der erhobenen Daten<br />
Um Aussagen über den Genitivschwund machen zu können, müssen die mit Hilfe <strong>des</strong><br />
Programmes erhobenen Daten verglichen werden. Zuerst werden die adnominalen<br />
Genitive hinsichtlich <strong>des</strong> Genitivschwun<strong>des</strong> genauer untersucht. Hierzu werden in<br />
Tabelle 3 die unterschiedlichen Untergruppen <strong>des</strong> adnominalen Genitivs in den<br />
einzelnen Novellen einander gegenübergestellt.<br />
Novelle<br />
"Die Entdeckung der<br />
"Novelle" "Der Tod in Venedig"<br />
Currywurst"<br />
Adnominaler Genitiv<br />
definiter Artikel 0,63% 1,72% 0,42%<br />
indefiniter Artikel 0,14% 0,17% 0,05%<br />
Possessivpronomen 0,07% 0,30% 0,06%<br />
Demonstrativpronomen 0,11% 0,07% 0,01%<br />
Indefinitpronomen 0,06% 0,03% 0,01%<br />
Adjektiv ohne Artikel 0,07% 0,20% 0,03%<br />
Voranstellungen 0,07% 0,05% 0,00%<br />
s-Genitiv 0,04% 0,12% 0,05%<br />
Koordinationen 0,23% 0,18% 0,02%<br />
Relativpronomen 0,04% 0,12% 0,04%<br />
gesamt 1,46% 2,97% 0,70%<br />
Tabelle 3: Adnominale Genitive und deren prozentualer Anteil bezogen auf die gesamte Wortanzahl<br />
In fast allen Untergruppen <strong>des</strong> adnominalen Genitivs lässt sich ein Rückgang von der<br />
ältesten Novelle bis hin zum modernen Text von Timm erkennen. Auffällig ist, dass<br />
Mann oftmals eine höhere Zahl an Genitiven als Goethe aufweist, wodurch man an<br />
dieser Stelle bereits schließen könnte, dass Thomas Mann zu einem sehr hohen<br />
Genitivgebrauch neigt. So nimmt der Prozentsatz für die adnominalen Genitive mit<br />
definitem Artikel von Goethe zu Timm um 0,21 % ab, während er sich zu Mann<br />
beinahe verdreifacht. Die adnominalen Genitive mit indefinitem Artikel haben bei<br />
Goethe und Mann eine ähnliche Auftrittswahrscheinlichkeit, während in der modernen<br />
Novelle Timms der Prozentsatz um 0,09 % geringer ist als bei Goethe. Erstaunlicherweise<br />
nehmen die Prozentzahlen der adnominalen Genitive mit Possessivpronomen<br />
kaum ab, aber in Manns Werk ist ihr Wert deutlich erhöht. Die Genitive, die gemeinsam<br />
mit einem Demonstrativpronomen erscheinen, nehmen über den gesamten Zeitraum<br />
kontinuierlich ab. Auch bei den Indefinitpronomen ist ein ähnlicher Rückgang zu<br />
beobachten, der aber nicht ganz so markant ist. Erneut zeigt Mann in seinem Werk<br />
einen um einiges größeren Prozentsatz bei den adnominalen Genitiven mit Adjektiv<br />
ohne Artikel, während dieser aber von Goethe zu Timm abnimmt. Die vorangestellten<br />
adnominalen Genitive werden ferner im Vergleich zu Goethe bei Mann weniger und<br />
sind bei Timm so gut wie ganz verschwunden. Die s-Genitive scheinen innerhalb der<br />
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