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Eine computerlinguistische Untersuchung des Genitivschwundes

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2. Theoretischer Hintergrund<br />

vierzehnjährigen Sohn Tadzio, der durch seine Schönheit und Verletzlichkeit besticht,<br />

aufmerksam.<br />

Die Tage darauf hat Aschenbach sehr unter dem schwülen Wetter und dem Scirocco<br />

zu leiden, was ihm zusätzlich das Gefühl gibt, alt zu sein. Lediglich die Momente, in<br />

denen er Tadzio beobachtet, spenden ihm Trost. Mehr und mehr richtet sich sein<br />

Tagesablauf nach jenem von Tadzio. Nichts<strong>des</strong>totrotz beschließt Aschenbach wegen<br />

seiner andauernden Schwindel- und Fieberanfälle sofort abzureisen. Da sein Koffer<br />

aber am Bahnhof in die falsche Richtung geschickt wurde, beginnt Aschenbach seine<br />

Abreise noch einmal zu überdenken und entscheidet sich, um Tadzios Willen in Venedig<br />

zu bleiben.<br />

Nun beginnt Aschenbach sich seiner Liebe zu Tadzio hinzugeben und verfällt diesem<br />

völlig. Aschenbach spricht über Sokrates und Phaidros, womit Thomas Mann seinen<br />

literarischen Bezug zur Neuklassik verdeutlicht, indem der Autor auf Elemente der<br />

Antike referiert (siehe Kurzke, 2009). Auch die immer größer werdende Gefahr der<br />

Cholera, die sich nach und nach über Venedig ausbreitet, ignoriert Aschenbach.<br />

Damit er Tadzio gefällt und auch um sich selbst eine jüngere Identität vorzugaukeln,<br />

lässt er sich seine ergrauten Haare färben und seine Falten wegschminken. Er verliert<br />

damit seine Selbstachtung und gibt sich ganz seiner bürgerlichen Herkunft hin. Er<br />

beginnt Tadzio durch die schmalen Gänge Venedigs zu verfolgen, wird dabei sogar<br />

von der Familie Tadzios ertappt und kauft zur Tarnung Erdbeeren am Straßenrand, die<br />

vermutlich mit der Cholera infiziert sind. Kurz darauf stirbt Aschenbach in seinem<br />

Liegestuhl, während er Tadzio am Strand beobachtet. Es scheint ihm, als ob der Junge<br />

ihm zuwinke und ihn dazu auffordere, ihm ins Meer zu folgen.<br />

2.2.3 „Die Entdeckung der Currywurst“ von Uwe Timm<br />

In „Die Entdeckung der Currywurst“ von Uwe Timm berichtet ein Ich-Erzähler, wie er<br />

von der Hauptfigur Frau Brücker die Geschichte zur Entstehung der Currywurst erfährt.<br />

Genaugenommen verfügt die Geschichte über zwei Erzähler, denn auch Frau Brücker<br />

nimmt eine erzählende Funktion ein. Hinzu kommt der formal mehrfach kodierte Text,<br />

„der genau jenen Übergang vom Alltagserzählen ins Kunstwerk, die Wendung vom<br />

Nahhorizont in den Fernhorizont, den Übergang von den ››alltäglichen Dingen der<br />

Lebenswelt zum Monument‹‹ […] sinnfällig macht“ (Hielscher, 2007: 149).<br />

Die Novelle lässt zusätzlich einige autobiographische Rückschlüsse auf Uwe Timm zu.<br />

Die Charakterzüge der Hauptfigur Lena Brückers basieren auf denen der Tante und<br />

der Mutter Timms. Außerdem tritt die Figur <strong>des</strong> Vaters von Uwe Timm zu Zeiten <strong>des</strong><br />

Schwarzmarkts in der Novelle auf (siehe Hielscher, 2007).<br />

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