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Eine computerlinguistische Untersuchung des Genitivschwundes

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5. Ergebnisse der <strong>computerlinguistische</strong>n Analyse<br />

Vergleicht man die vorangestellten adnominalen Genitive, so erhält man ein beachtenswertes<br />

Bild. Während in „Novelle“ nur männliche und belebte Nomina im<br />

Genitiv vorangestellt werden, treten in „Der Tod in Venedig“, bis auf eine Ausnahme,<br />

alle männlichen Voranstellungen belebt und alle weiblichen Voranstellungen unbelebt<br />

auf. Zudem werden im Vergleich insgesamt nur sehr wenige weibliche Voranstellungen<br />

gefunden. In „Die Entdeckung der Currywurst“ hingegen gibt es nur noch einen<br />

vorangestellten adnominalen Genitiv. Dieser ist weiblich sowie unbelebt. Im Rahmen<br />

der drei untersuchten Novellen ist diese Genitivart folglich nicht nur sehr markant<br />

zurückgegangen bis sogar fast verschwunden, sondern es fand womöglich eine<br />

Umkehr von männlichen belebten zu weiblichen unbelebten Genitiven statt.<br />

Beim s-Genitiv ist auffällig, dass in allen drei Novellen im Wesentlichen nur Genitive mit<br />

Eigennamen gefunden wurden. Dies könnte der Grund für die Stabilität dieses Genitivs<br />

innerhalb <strong>des</strong> vorgegebenen Zeitrahmens sein. Die einzige Ausnahme bildet dabei<br />

„Mengen NN Weines NN“ (ven-output.txt: Z.778) bei Mann. Diese Konstruktion ist im<br />

Grunde genommen ungrammatisch, denn nach Plank (1995) ist der Genitiv nicht in der<br />

Lage dazu, Beziehungen <strong>des</strong> Inhalts anzugeben. Auch Meinunger (2008) würde diese<br />

Konstruktion nicht dulden, denn Massennomina können zwar ohne Artikel benutzt<br />

werden, jedoch verlieren sie dann die Fähigkeit als Genitiv realisiert zu werden.<br />

<strong>Eine</strong> weitere Besonderheit bei Mann gegenüber den anderen Texten ist der Genitiv<br />

„Leben NN Friedrichs NE“ (ven-output.txt: Z.754), denn hierbei handelt es sich lediglich<br />

um den Auszug <strong>des</strong> Genitivs aus „Leben Friedrichs von Preußen“ (Mann, 1912:<br />

Kap.2). Zunächst erwägt man, es müsse doch Leben Friedrich von Preußens lauten,<br />

jedoch führt Plank (1995: 205) an: „Folgt das Attribut seinem Kopf, scheint hierbei<br />

alternativ auch der erste Namensbestandteil den Genitiv tragen zu können, besonders<br />

wenn der durch von angeschlossene Teil eher ein Herrschaftsbereichs- als ein<br />

Geschlechtsname ist“.<br />

Freie Genitive fallen vor allem durch die Tatsache ins Auge, dass in der modernen<br />

Novelle nur solche vorkommen, die in Verbindung mit der Tageszeit stehen, wie „eines<br />

ART Tages NN“ (cur-output.txt: Z.551) oder „eines ART Morgens NN“ (cur-output.txt:<br />

Z.557). An dieser Stelle ist insbesondere der freie Genitiv „<strong>Eine</strong>s PIS Nachts ADV“<br />

(cur-output.txt: Z.555) auffällig, denn hierbei wird das weibliche Nomen Nacht in<br />

männlicher Genitivform verwendet. In der ältesten Novelle ist der Anteil anderer freier<br />

Genitive ausgewogen, obwohl wenige davon auftreten. In Manns Novelle hingegen ist<br />

eine sehr große Vielfalt dieser Genitivformen zu finden und auch weibliche Nomen<br />

werden in der weiblichen Genitivform angeführt. Die Form der Genitive ist hier also<br />

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