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Eine computerlinguistische Untersuchung des Genitivschwundes

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2. Theoretischer Hintergrund<br />

2. Theoretischer Hintergrund<br />

Der Genitivschwund wurde in der Vergangenheit bereits eingehend untersucht. Dieses<br />

Kapitel dient zur Darstellung der bisherigen theoretischen Erkenntnisse und Thesen,<br />

die hinsichtlich <strong>des</strong> Genitivschwun<strong>des</strong> vorliegen. Zudem wird die literarische Gattung<br />

der Novelle vorgestellt und die drei Novellen, die zur Erstellung <strong>des</strong> Perlskripts herangezogen<br />

wurden, werden näher beschrieben.<br />

2.1 Bisherige Erkenntnisse zum Genitivschwund<br />

Fleischer & Schallert (2011) beschäftigen sich in Kapitel 6 ihres Buches „Historische<br />

Syntax <strong>des</strong> Deutschen: <strong>Eine</strong> Einführung“ detailliert mit dem Schicksal <strong>des</strong> Genitivs.<br />

Ebenso wie Karin Donhauser (1998) legen sie zunächst unterschiedliche Genitivtypen<br />

dar und analysieren anschließend deren Rückgang. Die Ausführungen in diesem<br />

Abschnitt über den Genitivschwund sind an deren Darstellungen angelehnt. Dabei<br />

werden der adverbale, sowie der adnominale Genitiv und mögliche Gründe für deren<br />

Funktionsverluste näher behandelt.<br />

2.1.1 Rückgang <strong>des</strong> adverbalen Genitivs<br />

Die Verwendung <strong>des</strong> Genitivs als Objekt ist in der neuhochdeutschen Standardsprache<br />

nur noch äußerst selten aufzufinden. Dieser sogenannte adverbale Genitiv gilt heutzutage<br />

als unüblich. Diejenigen Verben, die einen Genitiv als Objekt zu sich nehmen<br />

können, werden als einer gehobenen Stilebene zugehörend angesehen, deren Klang<br />

archaisch ist (siehe Fleischer & Schallert, 2011).<br />

Darüber hinaus gibt es nach Lenz (1996) nur noch 56 neuhochdeutsche Verben, die<br />

überhaupt einen Genitiv als Objekt haben können. Diese sind beispielsweise Verben<br />

wie „sich einer Sache erdreisten“ oder „sich einer Sache bemächtigen“ (Fleischer &<br />

Schallert, 2011: 83). Nach Donhauser (1998) existieren noch 40 neuhochdeutsche<br />

Verben, die als einziges Objekt ein Genitivobjekt zu sich nehmen. Betrachtet man die<br />

<strong>Untersuchung</strong>en von Rausch (1897) und Donhauser (1998) so ging diese Zahl im<br />

Laufe der Zeit stark zurück. Zwar war der Rückgang von 300 althochdeutschen genitivfähigen<br />

Verben bei Rausch (1897) beziehungsweise von 290 bei Donhauser (1998) zu<br />

260 genitivfähigen Verben fürs Mittelhochdeutsche, die Rausch (1897) feststellte, nur<br />

gering, jedoch ist der Schwund bis hin zum Neuhochdeutschen beachtlich. Ausschlaggebend<br />

dafür waren vermutlich Entwicklungen im 14./15. Jahrhundert (siehe Fleischer<br />

& Schallert, 2011).<br />

Auch Zählungen <strong>des</strong> Genitivobjekts, wie sie Lindgren (1969) vornahm, machen Aussagen<br />

über den Verlust <strong>des</strong> adverbalen Genitivs. Dabei wurde in verschiedenen Textauszügen<br />

bestehend aus 500 Satzgliedern zur gesamten deutschen Sprachgeschichte<br />

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