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Eine computerlinguistische Untersuchung des Genitivschwundes

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5. Ergebnisse der <strong>computerlinguistische</strong>n Analyse<br />

An dieser Stelle wird noch einmal verdeutlicht, dass einige Genitive in ihrer Verwendung<br />

über die untersuchte Zeitspanne hinweg stabil blieben, während andere<br />

offensichtlich seltener bis gar nicht mehr verwendet wurden. Adnominale Genitive<br />

wurden schon von Goethe am häufigsten benutzt und machen auch im modernen<br />

Werk den auffällig höchsten Anteil an Genitiven aus.<br />

Weiterhin kann man beobachten, dass bei Goethe alle weiteren Genitivarten, bis auf<br />

die Konjunktionen, Adverbien und Adjektive, bei einem Anteil von ungefähr 2 % liegen.<br />

Bei Mann haben diese Typen ebenfalls einen ähnlichen Anteil, der dort circa 3 %<br />

beträgt, außer dass die Adjektive, die einen Genitiv auslösen, bei 0 % liegen. Daraus<br />

kann man schließen, dass sich Thomas Mann in der Auswahl der Genitivtypen an<br />

standarddeutschen Beispielen orientierte und außer bei den Adjektiven sowie den<br />

Genitiv enthaltenden Konjunktionen ähnliche Genitivtypen wie Goethe benutzte.<br />

Novelle<br />

"Die Entdeckung der<br />

"Novelle" "Der Tod in Venedig"<br />

Currywurst"<br />

Genitiv & Konkurrenz<br />

adnominaler Genitiv 1,46% 2,97% 0,70%<br />

Periphrasen 0,14% 0,17% 0,20%<br />

Präpositionen mit Genitiv 0,03% 0,10% 0,03%<br />

Präpositionen mit von/Dativ 0,00% 0,00% 0,01%<br />

Adjektive mit Genitiv 0,04% 0,01% 0,00%<br />

Adjektive mit Dativ 0,00% 0,00% 0,00%<br />

adverbaler Genitiv 0,04% 0,09% 0,00%<br />

konkurrieren<strong>des</strong> Objekt 0,10% 0,03% 0,02%<br />

gesamte Konkurrenz 0,24% 0,20% 0,23%<br />

Tabelle 7: Unterschiedliche Genitivarten und ihre Konkurrenz<br />

Wie verhält sich nun der Genitiv im Vergleich zu Konstruktionen, die ihn zum Großteil<br />

verdrängt haben sollen? In Tabelle 7 sind diese konkurrierenden Konstruktionen und<br />

deren Auftrittswahrscheinlichkeit in Bezug auf den jeweils gesamten Text aufgeführt.<br />

Dabei wird voran immer die entsprechende Form <strong>des</strong> Genitivs angegeben, die ersetzt<br />

wird. In „Novelle“ treten zu 0,14 % Periphrasen auf, die einen adnominalen Genitiv<br />

ersetzen. Dies sind zusammengefasst die von- und die an-Periphrase sowie der<br />

possessive Dativ, wobei sich diese Zahl, wie bereits erwähnt, fast ausschließlich aus<br />

der von-Periphrase errechnet. In „Der Tod in Venedig“ erhalten diese Ersetzungsformen<br />

einen Prozentsatz von 0,17 % und in „Die Entdeckung der Currywurst“ beträgt<br />

dieser sogar 0,20 %. Im Laufe der Zeit werden also immer mehr solcher Periphrasen<br />

benutzt. Hinzu kommt, dass der adnominale Genitiv im Vergleich zu diesen<br />

Periphrasen bei Goethe noch zehnmal öfters vorkommt und bei Mann sogar 15 Mal so<br />

häufig, während bei Timm nur noch ungefähr dreieinhalb Mal häufiger ein adnominaler<br />

Genitiv als eine Periphrase auftritt. Zudem erkennt man, dass der Gebrauch von<br />

Periphrasen ansteigt, während der Gebrauch <strong>des</strong> adnominalen Genitivs abnimmt.<br />

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