PDF 2.306kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Einleitung 9<br />
Einen weiteren Hinweis darauf, dass Humor helfen kann, mit widrigen Umständen<br />
klar zu kommen, geben Studien, welche sich mit den Überlebenden von<br />
extrem grausamen Bedingungen, wie etwa denen in Konzentrationslagern oder<br />
Kriegsgefangenschaft, beschäftigen. Eine dieser Arbeiten ist eine wissenschaftliche<br />
Befragung von circa 60 ehemaligen Kriegsgefangenen im Vietnamkrieg<br />
durch Linda D. Henman [52]. Den Hintergrund der Studie stellt die Tatsache<br />
dar, dass im Zeitraum von 20 Jahren, in welchem die amerikanische Navy die<br />
psychische Verfassung der Kriegsgefangenen beobachtete, keine erhöhte Inzidenz<br />
von posttraumatischen Belastungsstörungen im Vergleich zur Normalbevölkerung<br />
zu finden war. Von den ehemaligen Soldaten erfuhr Henman, dass<br />
die Männer Humor als einen der Gründe für ihre Robustheit ansahen. Humor<br />
war ein Mittel, um Beziehungen mit den Mitgefangenen aufzubauen, und eine<br />
Waffe, um zurückzuschlagen. Indem die Häftlinge zum Beispiel ihre Peiniger<br />
mit erfundenen Geschichten und Ähnlichem veräppelten oder austricksten und<br />
dieses dann den anderen Amerikanern erzählten, bekamen sie ein wenig das<br />
Gefühl von Kontrolle über die Situation und ihre Reaktionen [52]. Auch andere<br />
Arbeiten kamen zu dem Schluss, dass Humor in derart unmenschlichen Umständen<br />
dazu beiträgt, dass die Leidtragenden wenigstens ein bisschen das<br />
Gefühl von Beherrschbarkeit beibehalten und dass die Hoffnung und die<br />
Selbstachtung nicht gänzlich verloren gehen [36] (zitiert nach [74]), [35, 52, 74].<br />
1.1.3.2. Soziale Aufgaben<br />
Dem Humor werden weiterhin Aufgaben im sozialen Miteinander zugeschrieben.<br />
Beispielweise kam Alice Isen 2003 zu dem Schluss, dass Humor nicht nur<br />
die oben erwähnten Fähigkeiten wie die kognitive Flexibilität und die Organisation<br />
von Gedächtnisinhalten fördert, sondern sich auch positiv auf die soziale<br />
Kompetenz des Einzelnen auswirkt. Die Teilnehmer schienen mehr soziale<br />
Verantwortung zu übernehmen und zeigten vermehrt ein prosoziales Verhalten,<br />
indem sie sich hilfsbereiter und großzügiger gaben, wenn sie gut gelaunt waren<br />
[56] (zitiert nach [74]).<br />
Michelle Shiota und ihre Kollegen schrieben dem Humor auch noch eine wichtige<br />
Rolle bei der Regulation von zwischenmenschlichen Beziehungen jeglicher