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2 Anforderungsanalyse<br />
2.2.3 Fahrerverhaltensanalysen<br />
Neben den zuvor beschriebenen Modellen und Untersuchungen zur Entscheidungsfindung<br />
des menschlichen Fahrers existieren zahlreiche Untersuchungen zur Analyse des<br />
Fahrerverhaltens an Entscheidungspunkten. Van der Horst 107 führt videobasierte Untersuchungen<br />
zum Annäherungsverhalten von Fahrzeugführern an Kreuzungen und Bahnübergängen<br />
durch. Van der Horst identifiziert unabhängig vom Manöver einen Verzögerungsbeginn<br />
bei einer durchschnittlichen Time-to-Intersection (TTI) 108 von 3 s und eine<br />
erste Kopfbewegung als Indiz der Informationsaufnahme bei TTI=2,3 s. Nach Annahme<br />
einer Umsetzzeit von 0,6 s und einer Ansprechzeit der Bremse von 0,4 s lässt sich daraus<br />
der Zeitpunkt der Entscheidung bei einer TTI von 4 s abschätzen. Demnach fällt die<br />
Entscheidung zur Verzögerung deutlich vor der Beachtung des kreuzenden Verkehrs.<br />
Diese Ergebnisse werden durch Mages 109 bestätigt, der im Rahmen von Probandenversuchen<br />
in Kreuzungsszenarien eine TTI bei Bremsbeginn zwischen 3,3 s und 3,8 s<br />
identifiziert. Ebenso werden die von Fahrern akzeptierten Zeitlücken zu anderen Verkehrsteilnehmern<br />
in Kreuzungsszenarien untersucht. So ermittelt Wagner 110 eine untere,<br />
von Fahrern akzeptierte Zeitlücke zum Querverkehr von 4,3 s. Eine von Klanner et al.<br />
durchgeführte Verkehrsbeobachtung ergibt eine durchschnittliche Zeitlücke zum Gegenverkehr<br />
beim Linksabbiegen von 3,8 s 111 . Bei Untersuchungen zur Fahrerverhaltensbeobachtung<br />
an Kreuzungen und Kreisverkehren wird von Kalbfleisch 112 eine<br />
durchschnittliche Verzögerung in der Annäherungsphase von 1-2 m/s² bei einem Verzögerungsbeginn<br />
bei TTI=2-3 s gemessen. Diese Werte beziehen sich jedoch auf alle<br />
beobachteten Annäherungen mit und ohne Anhalten an der Kreuzungseinfahrt. Aus den<br />
genannten Werten zeigt sich, dass die Mehrheit der Fahrer eine höhere Geschwindigkeitsreduktion<br />
vermeidet und dadurch eine stärkere Verzögerung in der späteren Annäherungsphase<br />
in Kauf nimmt. Kalbfleisch beobachtet zudem zwei unterschiedliche<br />
Annäherungsverhalten. Ein Teil der Probanden nähert sich der Kreuzung mit einer<br />
konstanten Verzögerung, während andere in einer ersten Stufe zunächst leicht und in der<br />
107 van der Horst (1990): A time-based analysis of road user behaviour in normal and critical encounters<br />
108 Definiert als Quotient aus dem Abstand zur Kreuzungseinfahrt d Intersection und der als konstant angenommenen<br />
Geschwindigkeit des Ego-Fahrzeugs v ego : TTI = d Intersection /v ego<br />
109 Mages (2009): Top-Down-Funktionsentwicklung eines Einbiege- und Kreuzenassistenten, S. 61<br />
110 Wagner (1966): An Evaluation of Fundamental Driver Decisions and Reactions at an Intersection nach<br />
Mages (2009): Top-Down-Funktionsentwicklung eines Einbiege- und Kreuzenassistenten, S. 11<br />
111 Klanner et al. (2008): Fahrerverhaltensuntersuchungen und Mensch-Maschine-Interaktionskonzepte<br />
für die Kreuzungsassistenz, S. 18<br />
112 Kalbfleisch (2012): Übertragung des menschlichen Fahrerverhaltens an Entscheidungspunkten auf das<br />
Verhalten der Conduct-by-Wire-Automation<br />
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