Argumente 1/2010 - Jusos
Argumente 1/2010 - Jusos
Argumente 1/2010 - Jusos
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ei über 50 %, und damit deutlich über den<br />
Schnitt in England. Weiterhin wird im Artikel<br />
auch die Situation der afrikanischen<br />
Fußballligen angesprochen. Neben dem<br />
Problem meist fehlender finanzkräftiger<br />
Sponsoren spricht Hödl hier ein weiteres<br />
interessantes Phänomen an: Die Globalisierung<br />
einiger großer Teams aus Europa,<br />
die mittlerweile auch in Afrika eine millionenstarke<br />
Fan-Basis haben. Dies führe zu<br />
den makabren Situationen, dass sich der<br />
Frust über die Spielresultate aus dem UEFA-<br />
Cup beispielsweise zu handfesten Auseinandersetzungen<br />
zwischen rivalisierenden<br />
Fangruppen in afrikanischen Ländern münde.<br />
Ein Sinnbild für ein idealisiertes „Global<br />
Village“ wird für den Autor aus dieser<br />
Entwicklung damit trotzdem nicht: Vielmehr<br />
handele es sich hier um die Verbreitung<br />
einzelner Insignien der westlichen<br />
Konsumkultur, die für die meisten Menschen<br />
doch unerreichbar bleibe. Zudem sei<br />
dieses Verhältnis sehr einseitig, da dem<br />
kein entsprechendes Interesse in Europa am<br />
afrikanischen Fußball gegenüber stehe.<br />
Carlos Sandoval-Garcia widmet sich in<br />
seinem Artikel der „nationalen Identität“<br />
und den „Formen von Maskulinität“ in<br />
Costa Rica. Dabei geht es vor allem darum<br />
zu zeigen, wie zum einen bei Spielen gegen<br />
bestimmte Gegner die Beschimpfungen<br />
dieser Mannschaften rassistisch aufgeladen<br />
werden, und andererseits wie über Sieg und<br />
Niederlage mit stark sexualisierten Konnotationen<br />
gesprochen werde („wir haben sie<br />
gefickt“ nach einem Sieg, bzw.„wir sind gefickt<br />
worden“ nach einer Niederlage). Der<br />
Beitrag zeichnet diese beiden Analysestränge<br />
sehr gut am Beispiel vor allem der<br />
Duelle mit dem Nachbarland Honduras<br />
nach. Außerdem geht der Autor auf die<br />
Berichterstattung über die jeweiligen Spiele<br />
Costa-Ricas bei den Weltmeisterschaften<br />
2002 und 2006 ein, und wie dort vor allem<br />
in der Radioberichterstattung ein kollektives<br />
„Wir“ erzeugt worden ist. Der Artikel<br />
bietet gute Beispiele dafür, wie mit<br />
Hilfe von Sprache und der rhetorischen<br />
Aufladung der Berichterstattung rassistische<br />
Zuschreibungen und kollektive Gefühle<br />
und Wahrnehmungen erzeugt werden<br />
können.<br />
Bezug auf die Bundesrepublik nehmen<br />
Wilfried Schwetz, Donna McGuire und<br />
Crispen Chinguno in ihrem Artikel „Warum<br />
sich Gewerkschaften um Mega-Sportevents<br />
kümmern sollten“. Dabei wollen die<br />
AutorInnen nachzeichnen, in wie weit sich<br />
Gewerkschaften bei der Vorbereitung und<br />
Durchführung großer Sportereignisse zur<br />
Unterstützung der jeweils dort Arbeitenden<br />
eingebracht haben. Dabei blickt der<br />
Artikel in zwei Richtungen: Zum einen auf<br />
die Frage nach der Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen<br />
beispielsweise beim Bau<br />
der Spielstätten für den Sportevent, zum<br />
anderen auf die Frage, in wie weit die Popularität<br />
des Sports auch für allgemeine<br />
gewerkschaftliche Anliegen – gute Arbeit,<br />
gute Löhne, etc. – in dem jeweiligen Land<br />
genutzt werden konnte.<br />
Die AutorInnen machen hier am Beispiel<br />
der WM 2006 in Deutschland sowie<br />
der WM <strong>2010</strong> in Südafrika große Unterschiede<br />
zwischen der Herangehensweise<br />
deutscher und südafrikanischer Gewerkschaften,<br />
aber auch zwischen den unterschiedlichen<br />
Gewerkschaften der jeweiligen<br />
Länder aus. Während 2006 in<br />
Deutschland beispielsweise Verdi die Gelegenheit<br />
genutzt habe, auch allgemeine<br />
Kampagnen zur Arbeitssituation in anderen<br />
Ländern zu machen, hätten sich andere<br />
Gewerkschaften auf die Vertretung der<br />
unmittelbar am Ablauf des Sportevents beteiligten<br />
ArbeiterInnen beschränkt. Auch<br />
9