16.03.2014 Aufrufe

Argumente 1/2010 - Jusos

Argumente 1/2010 - Jusos

Argumente 1/2010 - Jusos

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

dium betreibt, kann dadurch auch Fertigkeiten<br />

entwickeln, die es ihm später ermöglichen,<br />

den Lebensunterhalt zu verdienen.<br />

Ein weiterer Aspekt ist natürlich auch<br />

Alternativlosigkeit. Viele Menschen, die<br />

ein Studium auf welche Art auch immer<br />

leicht finanzieren können, wählen auch<br />

deshalb ein Studium, weil sie noch keine<br />

andere, bessere Idee haben, wie sie ihr Leben<br />

gestalten wollen. Auch das ist kein<br />

schlechter Grund, denn er gibt die Realität<br />

und das Lebensgefühl mancher junger<br />

Menschen wieder. Es ist somit oft eine<br />

Kombination aus verschiedenen Gründen,<br />

die darüber entscheidet, ob man studiert<br />

und welches Fach ausgewählt wird. Das ist<br />

normal und nicht verwerflich. Politisch interessant<br />

ist es aber insofern, als dass natürlich<br />

der erste Grund, das Interesse am Studienfach,<br />

eine zentrale Rolle spielen sollte,<br />

auch wenn es nur selten alleiniger Entscheidungsgrund<br />

sein wird. Die Vorstellung<br />

aber, persönliches Interesse würde gar keine<br />

Rolle mehr spielen,wäre doch erschreckend.<br />

Die Hochschulen fördern den Leistungsgedanken<br />

Wenn alleine das Streben nach Wohlstand<br />

oder das Streben nach einer beruflichen<br />

„Karriere“ Motivationsgrund für das Studium<br />

wird, dann hat das große Auswirkungen<br />

darauf, welche Fachrichtungen gestärkt<br />

werden und welche „aussterben“. Denn nur<br />

noch ökonomisch verwertbare Studiengänge<br />

würden dann studiert werden, nur noch<br />

sie würden sich durch neue Studierende<br />

und damit neue Ideen weiterentwickeln.<br />

Und auch inhaltlich findet eine Veränderung<br />

statt: Nicht mehr Erkenntnisinteresse,<br />

sondern persönliches berufliches<br />

Vorankommen steht im Mittelpunkt des<br />

Interesses, was sicher auch gefährliche Folgen<br />

für die Arbeitsweise und die Forschungsinhalte<br />

hätte. Viele Zeitungsartikel<br />

verweisen immer wieder auf junge Menschen,<br />

die schon früh anfangen, an einem<br />

perfekten Lebenslauf zu arbeiten. Neben<br />

dem Studium ein Fremdsprachenkurs, der<br />

Besuch professioneller Methodenseminare,Top-Noten,<br />

Praktika usw. Alles, um sich<br />

später potentiell von KommilitionInnen<br />

und damit KonkurrentInnen abgrenzen zu<br />

können. Diese Tendenz gibt es mit Sicherheit,<br />

so dramatisch fortgeschritten ist sie<br />

aber auch nicht. Für viele junge Menschen<br />

bildet die Aussicht auf einen guten Lebenslauf<br />

noch nicht genügend Motivation,<br />

um ein Studium mit Erfolg abzuschließen<br />

– zum Glück, es besteht also kein Grund<br />

zur Panik. Aber warum gibt es dieses Phänomen<br />

überhaupt? Warum gibt es junge<br />

Menschen, die schon früh Angst haben,<br />

keinen Job zu finden? Hier ist der Ansatzpunkt,<br />

um gegensteuern zu können.<br />

„Schuld“ ist nämlich nicht nur die gesamtwirtschaftliche<br />

und -gesellschaftliche Situation.<br />

Auch die Hochschulen tragen ihren<br />

Teil dazu bei, dass Leistung in den Vorderund<br />

Interesse in den Hintergrund tritt.<br />

Der Staat soll nicht zensieren, aber er<br />

muss eine freie Entfaltung von Interesse<br />

ermöglichen<br />

Das ist der Punkt, an dem Politik einsetzen<br />

kann. Der Staat sollte nicht bevormunden<br />

und zensieren, deshalb wäre der Ansatz<br />

falsch, irgendwelche Versuche zu unternehmen,<br />

die individuelle Motivation von Studierenden<br />

zu steuern. Was er aber tun kann<br />

und muss, ist die Voraussetzungen für eine<br />

freie Entfaltung der Interessen der Studierenden<br />

zu schaffen. Aktuell sind viele Bachelor-<br />

und Masterstudiengänge so ausgestaltet,<br />

dass kaum Wahlmöglichkeiten, aber<br />

41

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!