Argumente 1/2010 - Jusos
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Interesse für mehr Wissen und Auseinandersetzung<br />
und damit auch für geschichtliches<br />
Wissen!<br />
Erwerb von Geschichtswissen in<br />
Gleichaltrigengruppen<br />
Eine dritte Form des Erwerbs von Geschichtswissen<br />
stellt das Lernen in Gleichaltrigengruppen<br />
dar. Dieses Peer-Learning<br />
wird unter informelle Lernprozesse gefasst.<br />
Hierunter fallen alle Lernprozesse, die abseits<br />
von organisierten, strukturierten und<br />
kontrollierten Lernarrangements und öffentlichen<br />
Bildungssituationen stattfinden.<br />
Wenn ich zum Beispiel eine Gruppenstunde<br />
in meinem Kinder- und Jugendverband<br />
durchführe, bewege ich mich in einem demokratischen<br />
Verhandlungsprozess, der<br />
Auseinandersetzung, Mitbestimmung, Solidarität<br />
und Partizipation einbezieht. Dieses<br />
fordert von allen Beteiligten eine hohe<br />
Beanspruchung von sozialen wie auch<br />
fachlichen Kompetenzen.<br />
Außerfrage steht, dass der informellen<br />
Bildung und Wissensvermittlung mehr<br />
Platz eingeräumt werden muss. Informelle<br />
Bildung kann dabei nur außerinstitutionell,<br />
an Orten, die sich Jugendliche frei wählen<br />
können, stattfinden. Nicht nur Lehrer/-innen,<br />
auch Sozialpädagog/-innen und andere<br />
„Kümmerer“ müssen Jugendlichen diese<br />
Freiheit gewähren.<br />
Das bedeutet jedoch nicht, die Jugendlichen<br />
mit ihren Problemen allein zu lassen,<br />
sondern hat zur Folge, dass das Feld der<br />
informellen Bildung gesellschaftlich trotz<br />
dessen eingebunden werden muss. Kinderund<br />
Jugendverbände, Parteijugend usw. etablieren<br />
ihre Bildungs- und Gruppenarbeit<br />
in Verbundenheit mit „Professionellen“ und<br />
Ehrenamtlichen. In der Ausbildung von<br />
Anleitern und Anleiterinnen (z.B. Junghelfer/-innen,<br />
Referent/-innen) muss darauf<br />
geachtet werden, dass die Kompetenz, Bildungs-<br />
und Gruppenprozesse gut eingeleitet<br />
und/oder begleitet werden können, vermittelt<br />
wird.<br />
Schlussfolgerungen – Forderungen<br />
Erinnerungskultur sollte nicht nur die Vermittlung<br />
von Geschichte, sondern auch<br />
eine Sensibilisierung auf Rassismus, Antisemitismus,<br />
Sexismus, Homophobie sowie<br />
alle weiteren Diskriminierungsformen in<br />
unserer (und durch unsere) Gesellschaft<br />
bedeuten. Jugendliche sollen einen neuen,<br />
differenzierten Zugang zur Gesellschaft erhalten.<br />
Der Schlüssel dazu ist Bildung, insbesondere<br />
die politische Bildung. Sie gibt<br />
Menschen das Werkzeug sich mit der Geschichte<br />
und gesellschaftlichen Themen<br />
kritisch auseinander zusetzen. So können<br />
eigene Lebensentwürfe kreiert, reflektiert<br />
und das eigene Leben selbst bestimmt und<br />
gestaltet werden. Daraus folgt, den Menschen<br />
ebenfalls die „Tools“ für Mitbestimmung<br />
und Partizipation an gesellschaftlichen<br />
Prozessen zu vermitteln und ihnen<br />
eine Plattform für diese zu verschaffen. Dafür<br />
sind die Jugendverbandsarbeit wie auch<br />
andere Organisationen prädestiniert.<br />
Jedoch stellt sich immer noch die Frage<br />
wie Geschichte vermittelt werden soll. Eine<br />
Möglichkeit stellt natürlich der viel beschworene<br />
Einsatz „neuer“ Medien, wie das<br />
Internet dar. Durch diese können auch<br />
eher „printfernere“ Kreise erreicht werden.<br />
Neben der Internetpräsenz von Gedenkstätten,<br />
Mahnmalen und Dokumentationszentren,<br />
bietet das Internet zum Beispiel<br />
auch die Möglichkeit sich Themen niedrigschwellig<br />
und informell zu erarbeiten.<br />
Doch nicht nur das Erarbeiten, auch das<br />
eigene Mitreden über historische Fakten<br />
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