Argumente 1/2010 - Jusos
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ganz unterschiedlich ausfallen. So nehmen<br />
die Erwachsenen die Konzeption, Planung<br />
und Durchführung in ihre Hände, mischen<br />
sich in die thematische Gestaltung von<br />
Projekten ein, bestimmen die Teilnehmerauswahl,<br />
beeinflussen Entscheidungsabläufe<br />
oder beauftragen Jugendliche mit der<br />
Organisation oder Begleitung von Veranstaltungen<br />
des Erwachsenenverbandes. Gelegentlich<br />
wird eine selbstständige Entwicklung<br />
der Jugendorganisation oder<br />
Jugendgruppe ganz verhindert, weil Jugendarbeit<br />
eher als schmückendes Beiwerk<br />
von Erwachsenenveranstaltungen verstanden<br />
wird. Für den ehrenamtlichen Aktiven<br />
der VJM kann diese Abhängigkeit bedeuten,<br />
dass er neben den Aktivitäten der Jugendgruppe<br />
auch „dienstverpflichtet wird“<br />
verschiedene Aufgaben im Erwachsenenverband<br />
zu übernehmen, weil dieser im<br />
Gegenzug die Räumlichkeiten für die<br />
Jugendgruppe bereit stellt. Die starke Abhängigkeit<br />
der Migrantenjugendorganisationen<br />
von den Erwachsenenorganisationen<br />
hemmt deren Entwicklung und freien<br />
Entfaltung. Diese Verhältnisse sind eher<br />
kritisch zu sehen, denn die progressivsten<br />
Kräfte der jeweiligen Migrantengruppen<br />
sind meist in der Jugend zu finden. Deshalb<br />
gilt es insbesondere diese Kräfte zu<br />
stärken, weil sie einen unmittelbaren Einfluss<br />
auf die jeweilige Migrantengruppe<br />
haben.<br />
Die Fluktuation der ehrenamtlichen<br />
Aktiven ist in Jugendorganisationen allgemein<br />
sehr hoch. Bei Migrantenjugendorganisationen<br />
ist dies noch wesentlich stärker<br />
ausgeprägt, weil die Ehrenamtlichen<br />
sehr schnell durch die Vielfachbelastung in<br />
Schule/Studium, Familie, Jugendgruppe,<br />
Erwachsenengruppe und Nebenjob und<br />
den oben beschriebenen besonderen Bedingungen<br />
in VJM zerrieben werden. 9<br />
Fazit: Es ist eine Vielzahl an Maßnahmen<br />
und Strukturen notwendig, damit ein<br />
ehrenamtliches Engagement von Migrantenjugendorganisationen<br />
und ihren Verbänden<br />
gesichert und ausgebaut wird..<br />
Literatur:<br />
Bildungsbericht der Kultusministerkonferenz<br />
(KMK) und des Bundesministerium für Bildung und<br />
Forschung (Hg.): Bildung in Deutschland 2008,<br />
2008, S. 194.<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
(Hg.): Schulerfolg von Jugendlichen mit Migrationshintergrund<br />
im internationalen Vergleich – Eine<br />
Analyse von Voraussetzungen und Erträgen schulischen<br />
Lernens im Rahmen von PISA 2003, Berlin,<br />
2006.<br />
Bundesbeauftragte für Migration, Flüchtlinge und<br />
Integration, 7. Bericht zur Lage der Ausländerinnen<br />
und Ausländer in Deutschland, Berlin, 2007, S. 155f.<br />
Gaitanides, Stefan: Freiwilliges Engagement und<br />
Selbsthilfepotential von Familien ausländischer Herkunft<br />
und Migrantenorganisationen – Anforderungen<br />
an die Bundes-, landes- und Kommunalpolitik,<br />
in: Beauftragte der Bundesregierung für Migration,<br />
Flüchtlinge und Integration (Hg.), Migranten sind<br />
aktiv, Dokumentation der Fachtagung, Berlin, 2003,<br />
S.45ff.<br />
Goel, Urmila: Für eine nachhaltige Migrations- und<br />
Integrationspolitik in Deutschland – Wider die (Re-)<br />
Produktion ungleicher Machverhältnisse und Privilegien,<br />
in: Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik<br />
der Friedrich-Ebert-Stiftung (Hg.), Tagungsdokumentation<br />
des Gesprächskreises Integration der<br />
Friedrich Ebert Stiftung, Einwanderungsgesellschaft<br />
Deutschland, Wege zu einer sozialen gerechten Zukunft,<br />
2009, S. 99 – 113.<br />
Gomolla, Mechtild; Radtke, Frank-Olaf: Institutionelle<br />
Diskriminierung, Opladen, 2002.<br />
9 Andere zusätzliche Faktoren wie familiäre Bindungen<br />
und Arbeitsmarktlage für die Fluktuation<br />
bleiben hierbei noch unberücksichtigt. (vgl. Weiss,<br />
Thränhardt: 2006)<br />
34 Migration u. Ehrenamt – Partizipation von Kindern u. Jugendlichen mit Migrationshintergrund <strong>Argumente</strong> 1/<strong>2010</strong>