Argumente 1/2010 - Jusos
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ERINNERUNGSKULTUR<br />
UND JUGEND – EINE<br />
BESTANDSAUFNAHME<br />
Mandy Baumann und Michael Janowitz, SJD – Die Falken<br />
Schwerpunkt<br />
Junge Menschen treten mit Geschichte<br />
durch unterschiedliche Medien,<br />
Personen und/oder Institutionen in<br />
Kontakt. Dabei ist jedoch zu unterscheiden,<br />
welche Medien sie nutzen,<br />
welche Inhalte vermittelt werden und<br />
wie diese Inhalte in das jetzige Leben<br />
der jungen Menschen eingebettet<br />
werden können. Eine Auseinandersetzung<br />
mit Geschichte, also das Verstehen<br />
der Vergangenheit, das Bewusstsein<br />
über geschichtliche und gesellschaftliche<br />
Prozesse sowie den daraus folgenden<br />
Ereignissen, leiten die Auseinandersetzung<br />
mit dem Hier und Jetzt<br />
ein. Eingebettet in dieser Auseinandersetzung<br />
ist eine viel weitreichende<br />
Partizipation und Mitbestimmung auf<br />
individueller Ebene (Wie möchte ich<br />
mein Leben leben?) sowie auf gesellschaftliche<br />
Ebene (Welche gesellschaftlichen<br />
Bedingungen müssen vorhanden<br />
sein, damit mein mir vorgestelltes<br />
Leben ermöglich wird?). Das Verstehen<br />
der Geschichte beeinflusst somit<br />
die Bewusstwerdungsprozesse von<br />
Jugendlichen.<br />
Erinnerungskultur in Deutschland –<br />
Ein Rückblick<br />
In Deutschland ist Erinnerungskultur im<br />
Wesentlichen ein Synonym für die Erinnerung<br />
an die Shoah und die Opfer des<br />
Nationalsozialismus. Nach dem Ende des<br />
Nationalsozialismus wurde im Nachkriegsdeutschland<br />
gesellschaftlich ein inoffizieller<br />
Neubeginn durch die „Stunde Null“<br />
herbeigeführt, wodurch die Möglichkeit,<br />
einen Neuanfang für die deutsche Gesellschaft<br />
zu konstituieren, geschaffen wurde.<br />
Auf der individuellen Ebene war es für die<br />
Opfer des NS und ihrer nachfolgenden<br />
Generationen undenkbar die „Stunde Null“<br />
zu statuieren. Ebenso konnte die „Stunde<br />
Null“ auch auf der Seite der Täter und Täterinnen<br />
und ihren Nachfolgegenerationen<br />
im familiären Kontext nicht verzeichnet<br />
werden. Dies liegt vor allem daran, da gesellschaftlich<br />
ein „Neuanfang“ nur bedingt<br />
realistisch ist. Der Grund liegt im Familiensystem,<br />
in der Kommunikation zwischen<br />
Familienmitgliedern und in der Erziehung<br />
der Kinder, welche die eigenen Werte und<br />
Vorstellungen vermittelt bekommen, die<br />
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