Argumente 1/2010 - Jusos
Argumente 1/2010 - Jusos
Argumente 1/2010 - Jusos
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Die Lebenssituation junger Menschen<br />
Junge Menschen sind heute vielfach mit<br />
Unsicherheiten und mangelndem Selbstvertrauen<br />
konfrontiert. Woher das kommt,<br />
liegt auf der Hand: Familien bieten oft keinen<br />
„sicheren, sozialen Hafen“, in der<br />
Schule herrscht Zeit- und Leistungsdruck,<br />
für das Berufsleben sind Flexibilität und<br />
Mobilität gefordert. Die Ausrichtung auf<br />
Qualifizierung und Lohnarbeit wird höher<br />
angesiedelt als individuell zufriedenstellende<br />
Lebensentwürfe und Glück. Die mediale<br />
Durchdringung des Alltags eröffnet<br />
Jugendlichen zwar einerseits viele Erfahrungs-,<br />
Unterhaltungs- und Lernmöglichkeiten,<br />
andererseits sind sie aber auch gefordert<br />
(und häufig überfordert), Informationen<br />
zu bewerten und einzuordnen. Dazu<br />
kommt, dass Kinder und Jugendliche heute<br />
in einer Welt aufwachsen, die durch Globalisierungsprozesse<br />
geprägt ist. Das eigene<br />
Handeln steht in Zusammenhang mit kaum<br />
überschaubaren Konsequenzen weltweit.<br />
Die Möglichkeitsspanne, die sich Kindern<br />
und Jugendlichen für ihre Lebensgestaltung<br />
bieten, beinhalten einerseits viele<br />
Chancen für Lernprozesse, bergen jedoch<br />
andererseits viele Risiken und Konfliktpotentiale.<br />
Als Jugendwerk der AWO wollen<br />
wir Kinder und Jugendliche dabei unterstützen,<br />
zu lernen mit Unsicherheiten umgehen<br />
und Herausforderungen zu bewältigen.<br />
Wir treten in diesem Zusammenhang<br />
für eine Gesellschaft ein, die Bedürfnisstatt<br />
Leistungsgerechtigkeit in den Vordergrund<br />
stellt. Das bedeutet, dass jeder<br />
Mensch nach seinen individuellen Bedürfnissen<br />
und Möglichkeiten optimal versorgt,<br />
von Armut befreit und nach eigenen<br />
Interessen gefördert wird.<br />
Chancenungerechtigkeit<br />
Die Vielfalt an Bildungsmöglichkeiten<br />
oder Chancen zur Lebensplanung und Zukunftsgestaltung<br />
stehen nicht allen jungen<br />
Menschen gleichermaßen offen. Von Benachteiligungen<br />
betroffen sind vor allem<br />
die erhebliche Anzahl von Kindern, die in<br />
Armut leben – insbesondere Kinder aus<br />
Familien mit Migrationshintergrund oder<br />
von Alleinerziehenden. Das Jugendwerk<br />
der AWO beschäftigt sich seit seinem Bestehen<br />
mit Fragen sozialer Gerechtigkeit<br />
und hat sich in den letzten Jahren intensiv<br />
mit dem Thema (Kinder-)Armut auseinander<br />
gesetzt. Mit ganz praktischen Überlegungen<br />
fängt es an: „Wie erreichen wir<br />
finanziell schlechter ausgestattete Kinder<br />
und Jugendliche mit unseren Angeboten<br />
und wie schaffen wir es, dass unsere Freizeiten<br />
oder Seminare offen und barrierefrei<br />
sind – unabhängig von Bildungsständen<br />
oder materieller Ausstattung?“. Wir sind<br />
uns bewusst darüber, dass diese Überlegungen<br />
ohne eine Veränderung der sozial- und<br />
bildungspolitischen Grundausrichtung<br />
nicht zu unserem Ziel, der Überwindung<br />
von Armut, führen. Deshalb engagieren<br />
sich viele Jugendwerks-Gliederungen und<br />
das Bundesjugendwerk in politischen Gremien<br />
und Netzwerken für ein soziales System,<br />
das auf die Bedürfnisse der Menschen<br />
ausgerichtet und weder ausgrenzend noch<br />
diskriminierend ist.<br />
In dem Modell eines Bedingungslosen<br />
Grundeinkommens (BGE) sieht das Jugendwerk<br />
der AWO die bisher sinnvollste<br />
Möglichkeit, Menschen die Freiheit zu geben,<br />
selbstbestimmt und solidarisch zu<br />
handeln. Das BGE gäbe ihnen die nötige<br />
Sicherheit, eigene Pläne und Lebensentwürfe<br />
zu verwirklichen, ohne zu einer<br />
Lohnarbeit gezwungen zu sein, die ihnen<br />
56 Jugendwerk der AWO: Gemeinsam für das gute und schöne Leben! <strong>Argumente</strong> 1/<strong>2010</strong>