Argumente 1/2010 - Jusos
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eschreibt dann, wie sich die Organisation<br />
beispielsweise von Handwerksgesellen auch<br />
in den amerikanischen Kolonien ausbreitete.<br />
Nach Nicholson machten vor allem<br />
zwei Faktoren die Herausbildung einer<br />
einheitlichen Arbeiterklasse in den USA<br />
besonders schwierig: Der stete Zustrom<br />
neuer Arbeitskräfte durch Einwanderung,<br />
sowie die Rechtlosigkeit eines weiteren Teils<br />
der Arbeitskräfte durch Sklaverei. Auch die<br />
Gewerkschaftsbewegung vollzog diese Spaltung<br />
nach: Noch nach der Abschaffung der<br />
Sklaverei nach dem Bürgerkrieg blieb ein<br />
Teil der Gewerkschaftsbewegung segregiert,<br />
wurden Gewerkschaften, die Schwarze<br />
und Weiße aufnahmen auch durch andere<br />
Gewerkschaften bekämpft. Interessant<br />
ist hier die Darstellung der vor allem Ende<br />
des 19. Jahrhunderts bedeutsamen „Knights<br />
of Labour“, die sich für die Gleichstellung<br />
von Schwarzen und Weißen einsetzten.<br />
Interessant ist auch die Darstellung der<br />
vielfältigen – oft auch gewalttätigen – Bemühungen<br />
der Arbeitgeber, die sich entwickelnde<br />
Gewerkschaftsbewegung zu Bekämpfen.<br />
Nicholson stellt hier beispielhaft<br />
die Aktivitäten der 1836 gegründeten<br />
„Anti-Trade-Union Association“ vor.<br />
Anders als in Frankreich wirkte sich die<br />
breite und vielfältige Arbeiterbewegung<br />
nie auf die nachhaltige Etablierung von<br />
Arbeiterparteien aus. Zwar wurden immer<br />
wieder – intern umstrittene – Versuche der<br />
Parteigründung durch Gewerkschafter unternommen,<br />
über zeitweilige regionale Bedeutung<br />
kamen diese Zusammenschlüsse<br />
jedoch nicht hinaus.<br />
Die Gründung der American Federation<br />
of Labour (AFL) stellte dann den ersten<br />
großen nationalen Zusammenschluss von<br />
Gewerkschaften dar. Im 1. Weltkrieg unterstütze<br />
die AFL mehrheitlich die Kriegsbeteiligung<br />
der USA; und half nach Nicholsons<br />
Darstellung auch bei der Ausschaltung<br />
pazifistischer KollegInnen. Die<br />
tendenzielle Rechtskurs der AFL führte<br />
während der Ära des „New Deal“ in den<br />
1930er Jahren dann zur Gründung des<br />
„Congress of Industrial Organisations“<br />
(CIO), die erst nach dem Krieg mit der<br />
AFL zur AFL-CIO fusionierten.<br />
Die Zeit des New Deal beschreibt Nicholson<br />
als den Höhepunkt der Gewerkschaftsbewegung,<br />
Zugleich habe die Gewerkschaftsbewegung<br />
in den USA eher als<br />
Instrument für die Integration der ArbeiterInnen<br />
in die Gesellschaft, und weniger als<br />
Mittel für die Veränderung der Gesellschaft<br />
gedient. Zudem hätten die Gewerkschaften<br />
lange gebraucht, sich auch gesellschaftspolitisch<br />
auf die progressive Seite zu<br />
stellen, wir die lang anhaltende Unterstützung<br />
des Vietnam-Krieges und die fehlende<br />
Beteiligung an der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung<br />
der 1960er Jahre zeige.<br />
Zum Abschluss des Buches beschreibt<br />
Nicholson die Organisationsdebatten in den<br />
Gewerkschaften zur Jahrtausendwende, die<br />
schließlich in der Abspaltung eines Teils der<br />
Gewerkschaften von der AFL-CIO zur<br />
„Change-to-Win“ Gruppe war. Ausgangspunkt<br />
war die Frage wie stark ein Fokus auf<br />
die Organisierung neuer Branchen oder<br />
Mitglieder gelegt werden soll..<br />
Pierre Bezbakh<br />
Geschichte des französischen Sozialismus<br />
Von der Französischen Revolution bis 2008<br />
Vorwärts Buch Verlag, Berlin 2009<br />
502 Seiten, EURO<br />
Philip Yale Nicholson<br />
Geschichte der Arbeiterbewegung in den USA<br />
Mit einem Vorwort von Michael Sommer<br />
Vorwärts Buch Verlag, Berlin 2006<br />
415 Seiten, EURO<br />
16 Buchbesprechung: Zur Geschichte des Sozialismus in Frankreich u.a. <strong>Argumente</strong> 1/<strong>2010</strong>