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die gemeinde und ihre ökologische verantwortung - BewegungPlus

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Ordinationsarbeit Die Gemeinde <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> ökologische Verantwortung 16<br />

2.2.1 AT<br />

Aufgr<strong>und</strong> des von Christus gemachten Bezuges zu Gesetz <strong>und</strong> Propheten (Mt 22,40) kann sich <strong>die</strong><br />

Konkretisierung des Doppelgebotes nicht nur auf das NT beschränken, sondern muss, wie bereits<br />

in der Exegese aufgezeigt, auch <strong>die</strong> Schriften des AT berücksichtigen.<br />

2.2.1.1 Mitisraeliten<br />

a) Im unter Abschnitt 2.1.5 Exegese erarbeiteten engeren Kontext von Lev 19,18, ist der Begriff<br />

Nächster auf den Mitisraeliten, den Nachbarn, eingegrenzt. Ihn zu lieben schliesst hassen, rächen<br />

<strong>und</strong> nachtragen aus.<br />

b) Theissen nennt zwei Werte der AT Ethik, welche später auf das Urchristentum einen wesentlichen<br />

Einfluss ausüben (2007:412): Nächstenliebe <strong>und</strong> Demut (oder Statusverzicht). Beide Werte<br />

haben Auswirkungen auf <strong>die</strong> horizontale <strong>und</strong> <strong>die</strong> vertikale Dimension sozialer Beziehungen: Die<br />

Liebe soll Grenzen zwischen Innen- <strong>und</strong> Aussengruppen überwinden, der Statusverzicht soll den<br />

Graben zwischen Hoch- <strong>und</strong> Niedrigstehenden einebnen. Im Kontext von Lev 19 beinhaltet <strong>die</strong>s<br />

Arme, Tagelöhner, Taube <strong>und</strong> Blinde, Witwen <strong>und</strong> Waisen, kurz gesagt alle sozial Benachteiligten.<br />

Das wie dich selbst führt eine Gleichwertigkeitsformel herbei, welche unterschiedlich interpretiert<br />

werden kann: Wie dich selbst kann sich auf das Verb beziehen 33 . Dann wäre <strong>die</strong> Gleichwertigkeit<br />

der Liebe gemeint. Die Gleichwertigkeitsformel kann sich aber auch auf das Substantiv Nächster<br />

beziehen. Dann wäre <strong>die</strong> Gleichwertigkeit des Nächsten betont 34 . Laut Theissen kann das hebräische<br />

äquivalent für wie כְּ‏ מוֹ)‏ komo) dabei entweder einen kausalen Sinn haben: liebe deinen Nächsten,<br />

denn er ist dir gleich, einen finalen Sinn: Liebe deinen Nächsten, damit er dir gleich wird! oder<br />

eine konditionale Bedeutung haben: Liebe deinen Nächsten, sofern er dir gleich ist!<br />

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst<br />

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst<br />

modal: „in der selben Weise“<br />

quantitativ: „im gleichen Masse“<br />

kausal: „da er dir gleich ist“<br />

final: „damit er dir gleich wird“<br />

konditional: „sofern er dir gleich ist“<br />

Abb. 3 (Theissen 2007:413)<br />

Egal wie man wie כְּ‏ מוֹ)‏ komo) deutet, „immer ist eine Gleichwertigkeit als Mass, Gr<strong>und</strong>, Ziel oder<br />

Bedingung im Blick“(:413). Nächstenliebe setzt voraus, dass gegebene Statusunterschiede relativiert<br />

werden. Sonst können Menschen einander nicht als Gleichwertige wie sich selbst lieben. Man<br />

kann <strong>ihre</strong> Gleichwertigkeit nur herstellen, indem Überlegene auf <strong>ihre</strong>n Status verzichten. Einen<br />

33 Im Sinne von: Du sollst deinen Nächsten <strong>und</strong> dich in gleicher Weise (oder in gleichem Masse) lieben.<br />

34 So übersetzen Martin Buber <strong>und</strong> Franz Rosenzweig: „Halte lieb deinen Genossen, dir gleich“.<br />

<strong>BewegungPlus</strong> Tom Kurt 19.8.2008

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