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die gemeinde und ihre ökologische verantwortung - BewegungPlus

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Ordinationsarbeit Die Gemeinde <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> ökologische Verantwortung 26<br />

Die erste Tendenz finden wir bei den Synoptikern, welche <strong>die</strong> Grenzen der eigenen Gemeinschaft<br />

überwinden, aber bei den Statusunterschieden ausserhalb <strong>die</strong>ser an <strong>ihre</strong> Grenzen stossen. Die zweite<br />

Tendenz finden wir in den paulinischen Briefen <strong>und</strong> im Joh Evangelium, welche <strong>die</strong> Gleichheitsformel<br />

konsequent umsetzt, <strong>die</strong>s aber nur innerhalb der eigenen Gruppe realisieren können.<br />

Es ist offensichtlich: Es ist unmöglich, dass beide Tendenzen gleichzeitig voll zur Wirkung kommen,<br />

weil sie einander entgegenwirken. Wie kann <strong>die</strong>ses Spannungsfeld überw<strong>und</strong>en werden?<br />

Die einzige Möglichkeit, <strong>die</strong>ses Spannungsfeld mindestens zu entschärfen, liegt in der Verbindung<br />

der Nächstenliebe mit dem Statusverzicht (:418) 62 . Theissen erkennt dabei eine radikalere <strong>und</strong> eine<br />

moderatere Variante der Liebe: Die Ausweitung des Liebesgebots auf den Feind, den Schwachen<br />

<strong>und</strong> den Fremden ist dabei eine radikale Liebe, seine Einschränkung auf <strong>die</strong> Gemeinde dagegen<br />

eine moderate Liebe. Innerhalb <strong>die</strong>ser beiden Varianten ist eine weitere Abstufung in den NT<br />

Schriften spürbar. Nämlich eine Liebe <strong>die</strong> auf Gegenseitigkeit beruht <strong>und</strong> eine, welche über <strong>die</strong><br />

Gegenseitigkeit hinaus geht:<br />

Radikale Liebe: Im Mt Evangelium begegnet ein reicher junger Mann Christus <strong>und</strong> berichtet ihm,<br />

dass er alle sozialen Dekaloggebote (nklusive dem Gebot der Nächstenliebe!) gehalten hat. Auf <strong>die</strong><br />

Frage des Jünglings, was er noch tun müsse, antwortet ihm Christus: „Wenn du vollkommen sein<br />

willst, so geh hin, verkaufe deine Habe <strong>und</strong> gib den Erlös den Armen! Und du wirst einen Schatz<br />

im Himmel haben. Und komm, folge mir nach!“ (Mt 19,21). Der junge Mann wird von Christus<br />

aufgefordert, auf seinen Status zugunsten der Armen zu verzichten. Christus wird in Mt 5,43-48 in<br />

Anschluss an <strong>die</strong> Ausweitung der Nächsten- zur Feindesliebe mit folgenden Worten zitiert: „Ihr<br />

nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“ Beide Texte rufen zu<br />

einer Nächstenliebe auf, welche nicht mehr auf Gegenseitigkeit beruht. Beide, Besitzverzicht <strong>und</strong><br />

Feindesliebe, sind für den Mt-Evangelisten vollkommene Verwirklichungen des Liebesgebotes.<br />

Beide bezeichnen Formen eines radikalen Ethos.<br />

Moderate Liebe: Das Joh Evangelium vertritt im Gegensatz zu Mt eine innergemeindliche Verwirklichung<br />

des Liebesgebotes. Auch <strong>die</strong>ses Evangelium kennt eine Abstufung der Liebe. Zweimal<br />

zitiert Christus das Liebesgebot. Das erste Mal, in Joh 13,34f., sollen alle (Menschen ausserhalb<br />

der Gemeinde) <strong>die</strong> Jünger Jesu an <strong>ihre</strong>r gegenseitigen Liebe erkennen. Das zweite Mal, in Joh<br />

15,12-17, sagt Christus: „Niemand hat grössere Liebe als <strong>die</strong>, dass er sein Leben lässt für seine<br />

Fre<strong>und</strong>e“ (V 13). Die radikalere Liebe besteht hier in der Bereitschaft zum Martyrium – wie im<br />

zweiten Beispiel bei Mt, kann auch hier nicht mehr von Gegenseitigkeit <strong>die</strong> Rede sein, von einer<br />

62 Im Gegensatz zu Theissen versucht Fritzsche das Spannungsfeld nicht durch <strong>die</strong> Kombination von Nächstenliebe<br />

<strong>und</strong> Statusverzicht aufzulösen, sondern betont eine Nächstenliebe, welche trotz Standesunterschiede<br />

ausgelebt wird (Fritzsch 1961:283ff). Diesen Ansatz sieht er beispielsweise in 1Kor 7,20ff begründet, wo<br />

Paulus Sklaven <strong>und</strong> Freie aufruft in <strong>ihre</strong>n jeweiligen „Ständen“ zu bleiben. Fritzsches Ethik entzieh sich dem<br />

Spannungsfeld Ausweitung-Gleichheitsformel durch eine Betonung einzelner paulinischer Aussagen <strong>und</strong> ist<br />

daher als einseitig <strong>und</strong> unausgewogen einzustufen.<br />

<strong>BewegungPlus</strong> Tom Kurt 19.8.2008

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