die gemeinde und ihre ökologische verantwortung - BewegungPlus

Ordinationsarbeit Die Gemeinde und ihre ökologische Verantwortung 2
einer Predigt etwas über ein Umweltthema gehört zu haben. Auch während dem Studium bei IGW
(Institut für Gemeindebau und Weltmission) sind mir diese Themen nie begegnet 1 .
1.1.2 Ein Stimmungsbild des deutschsprachigen Christentums
Im Gegensatz zur englischsprachigen 2 wird im deutschsprachigen Raum das Thema Umweltschutz
oder Schöpfung erst seit kurzer Zeit und immer noch spärlich behandelt. So sind mir z. B. im
Ideaspektrum (eine christliche Wochenzeitschrift) während den letzten drei Jahren lediglich sieben
Ausgaben aufgefallen, welche (ab 2007) explizit oder implizit in Artikeln 3 auf dieses Thema Bezug
nehmen. Der Kontrast gegenüber den säkularen Medien, welche die Umweltfrage seit mehreren
Jahren als Dauerbrenner behandeln, könnte nicht grösser sein!
Marc Jost, EGW Pastor in Thun und EVP Politiker im Grossrat des Berner Kantonsparlaments,
scheint mir mit folgender Aussage das Stimmungsbild zumindest unter den deutschsprachigen
Evangelikalen treffend zu zeichnen 4 :
„Immer wieder kommt es zur Grundsatzdebatte: Macht es wirklich Sinn, sich als Christ
öffentlich zu engagieren, sich für die Gesellschaft und auch die Natur einzusetzen? Sollten
wir unsere Kräfte nicht besser bündeln und voll auf die Evangelisation fokussieren?
Solche Fragen bewegen lokale Kirchen, Sektionen der Evangelischen Allianz, christliche
Ehepaare oder auch den evangelikalen Stammtisch. Wie ist das mit der christlichen
Prioritätenliste? Ist es wichtiger, Seelen oder die Umwelt zu retten? In der evangelikalen
Szene wird dabei selten die Mission in Frage gestellt als vielmehr die Bemühungen um
das allgemeine Wohl“ (Jost 2008:31).
Auch unter den evangelikalen Theologen scheint die Stimmung nicht viel anders. Dies war nicht
immer so: Bereits während den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es evangelikale
Theologen wie Klaus Bockmühl 5 oder Francis Schaeffer 6 , welche zu den Themen Umwelt,
Verbrauch und Nachhaltigkeit Schriften publizierten. Im Manila Manifest 7 (1989) werden diese
Themen ebenfalls angesprochen. Auf die genannte Literatur, Erklärungen und Manifeste gab es
(jedenfalls im deutschsprachigen Raum) unter den Evangelikalen nur äusserst wenig Resonanz.
1 Keine mir bekannte freikirchliche, theologische Ausbildungsstätte der Schweiz (Die theologischen Seminare
Beatenberg, Bienenberg, St. Chrischona, IGW & die Staatsunabhängige Theologische Hochschule Basel)
bietet Fächer an, welche zum Ziel haben ihre Studenten in Umweltfragen zu sensibilisieren. Auch sind für die
kommende Zeit (Stand 31.3.08) keine Seminare diesbezüglich geplant.
2 Insbesondere bei den sog. Radical Evangelicals und der Befreiungstheologie.
3 Idea Spektrum Schweiz, 2007, Nr. 07, 12, 20, 22, 23, 46, 47.
4 Im universitären und landeskirchlichen Umfeld sieht das anders aus. Es gibt unzählige katholische Hilfswerke
wie Caritas, AGEH, CAFOD, Missionsärztliches Institut Würzburg usw. HEKS, Brot für alle und
Mission 21 sind bekannte reformierte Hilfswerke. Der ÖRK ist in mehreren Programmen zum Themen Gerechtigkeit
und Diakonie aktiv (HIV/Aids, Wasser, Energie, Klimawandel etc.). Alle hier genannten Hilfswerke
sind mindestens teilweise in der Entwicklungsarbeit tätig und unterscheiden sich daher von den meisten
freikirchlichen Missionswerken
5 Bockmühl, Klaus 1975. Umweltschutz-Lebenserhaltung. Vom Umgang mit Gottes Schöpfung.
6 Schaeffer, Francis 1973. Das programmierte Ende. Umweltschutz aus christlicher Sicht.
BewegungPlus Tom Kurt 19.8.2008