die gemeinde und ihre ökologische verantwortung - BewegungPlus
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Ordinationsarbeit Die Gemeinde <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> ökologische Verantwortung 22<br />
2.2.2 NT<br />
Die Nächstenliebe der Urchristen ist eine Ausweitung <strong>und</strong> Steigerung der AT Ethik. Das NT Verständnis<br />
des Liebesgebotes unterscheidet sich zum AT darin, dass es ins Zentrum der christlichen<br />
Ethik rückt <strong>und</strong> ausdrücklich als höchstes Gebot bezeichnet wird (Theissen 2007:415).<br />
Die Qualität der Liebe findet in der Aussage Christi in Joh 15,12 eine neue Tiefe: „Dies ist mein<br />
Gebot, dass ihr einander liebt 52 , wie ich euch geliebt habe“. Diese Liebe ist sich nicht zu schade für<br />
den selbstlosen Dienst ohne Rangordnung (Statusverzicht) 53 , den Verzicht ohne Gegenleistung (Mt<br />
5,40), <strong>die</strong> Vergebung ohne Grenzen (Mt 18,22), Verzicht auf das eigene Recht zugunsten des Anderen<br />
(Mt 5,41) oder den Verzicht auf Gegengewalt (Mt 5,39). Ja, sie kann sogar soweit gehen,<br />
dass sie das eigene Leben für den Bruder hingibt (Joh 15,13; Php 2,8) 54 . Der hier beschriebene<br />
Verzicht zugunsten des Nächsten wird von Hans Küng als „<strong>die</strong> negative Seite einer neuen positiven<br />
Praxis“ bezeichnet (2007:83). Die wohl offensichtlichste Verbindung von Liebe <strong>und</strong> Selbsteinschränkung<br />
finden sich in der Briefliteratur in Röm 14,1-23 <strong>und</strong> 1Kor 8,1-13, wo Paulus über den<br />
Verzehr von Götzenfleisch lehrt. In beiden Texten wird der Starke aufgerufen, seine Freiheiten<br />
zugunsten des Schwachen einzuschränken, damit <strong>die</strong>ser nicht an seinem Glauben schaden nimmt.<br />
Innerhalb des NT finden sich zwei gegenläufige Trends bezüglich des Liebesgebotes: In den Synoptikern<br />
findet sich eine ausweitende, in der Briefliteratur <strong>und</strong> dem Joh Evangelium eine eingrenzende<br />
Tendenz. Für <strong>die</strong> NT Analyse beginnen wir zuerst mit der Darlegung der ausweitenden Tendenz:<br />
2.2.2.1 Die synoptische Ausweitung<br />
a) Mitisraeliten/Glaubensgeschwister<br />
Im AT werden <strong>die</strong>jenigen, welche gegen das Gesetz <strong>und</strong> <strong>die</strong> Gebote Gottes verstossen gemäss der<br />
Lex Talionis bestraft: Sünder werden ausgegrenzt, soziale Kontakte mit ihnen vermieden. Christus<br />
erwartet, dass auch der Sünder (nicht <strong>die</strong> Sünde!) geliebt wird. Jesus wendet sich demonstrativ den<br />
Grenzgängern der innerjüdischen Gesellschaft zu: Die Sünderin in Lk 7,36-50, welche eine stadtbekannte<br />
Prostituierte ist <strong>und</strong> von den anderen diskriminiert wird, ist von Christus akzeptiert. Sie<br />
antwortet mit <strong>ihre</strong>r Liebe, indem sie seine Füsse mit <strong>ihre</strong>n Tränen wäscht <strong>und</strong> mit <strong>ihre</strong>n Haaren<br />
trocknet. Christus sagt von ihr: „Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt;<br />
wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig“ (V 47). Diese beispielhafte Hinwendung schliesst<br />
auch Zöllner <strong>und</strong> Sünder (Lk 7,34), Zöllner <strong>und</strong> Prostituierte (Mt 21,31), Räuber, Betrüger, Ehebrecher<br />
<strong>und</strong> Zöllner (Lk 18,11) mit ein. Christus schliesst <strong>die</strong>se Menschen in <strong>die</strong> Gemeinschaft der<br />
Nächsten ein, indem er in deren Häusern einkehrt <strong>und</strong> Tischgemeinschaft pflegt (Mk 2,15) oder <strong>die</strong><br />
52 Parallelstelle: Joh 13,34 & 15,17<br />
53 Joh 13,4.5; Php 2,7.<br />
<strong>BewegungPlus</strong> Tom Kurt 19.8.2008