die gemeinde und ihre ökologische verantwortung - BewegungPlus
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Ordinationsarbeit Die Gemeinde <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> ökologische Verantwortung 35<br />
vielfalt hat sich stark reduziert. Zweifellos ist <strong>die</strong> Weiterentwicklung <strong>und</strong> Erforschung neuer Technologien<br />
<strong>und</strong> Anbaumethoden wichtig. Sie werden in der Zukunft eine nicht unwesentliche Rolle<br />
spielen, doch werden sie nicht ausreichen, um den drohenden ökologischen Kollaps abzuwenden.<br />
Gegenwärtig verursachen einseitige Lösungsversuche neue ökologische Krisen. So schafft beispielsweise<br />
der Versuch, <strong>die</strong> CO 2 -Emissionen durch <strong>die</strong> Umstellung auf Bio<strong>die</strong>sel zu reduzieren,<br />
neue Versorgungsprobleme in den Entwicklungs- <strong>und</strong> Schwellenländern. In Lateinamerika, Südostasien<br />
<strong>und</strong> Afrika wird der Anbau von Biotreibstoffpflanzen durch <strong>die</strong> Regierungen forciert. Dadurch<br />
gehen riesige Flächen für den Ackerbau verloren, welche eigentlich für den Anbau von<br />
Gr<strong>und</strong>nahrungsmitteln benötigt werden. Dies wiederum führt zu Ernährungsengpässen 69 . Neben<br />
der Verknappung der Lebensmittel führt <strong>die</strong> erhöhte Nachfrage nach Bio<strong>die</strong>sel zusätzlich zu vermehrten<br />
Rodungen der Regenwälder, um zusätzliche Anbaugebiete zu gewinnen. Der „Umweltschutz“<br />
mit Bio<strong>die</strong>sel wird somit auf Kosten der Bevölkerung <strong>und</strong> des Ökosystems der Entwicklungs-<br />
<strong>und</strong> Schwellenländer betrieben. Der Umstieg von fossilen Brennstoffen auf Bio<strong>die</strong>sel<br />
hat ausschliesslich zu einer geografischen Verlagerung der Problematik geführt. Dies erst noch zu<br />
Ungunsten derjenigen Teile der Welt, welche ohnehin schon den höchsten Preis für den ökologischen<br />
Raubbau bezahlen (Behrend 2008) 70 .<br />
Der überhöhte Verbrauch von Ressourcen lässt sich technologisch nicht kompensieren. Es geht<br />
also nicht ohne eine Reduktion des Verbrauchs. Soll der ökologische Bankrott abgewendet werden,<br />
muss alles daran gesetzt werden, um den Ressourcenverbrauch auf ein verträgliches Mass zurückzufahren.<br />
Weckernagel geht so weit zu sagen: „Jede Ausrede, nichts zu tun, ist ein Verbrechen<br />
gegen <strong>die</strong> Menschheit“ (Kaiser 2008:8).<br />
3.1.4 Zusammenfassung<br />
Der aktuelle Ressourcenverbrauch der Weltbevölkerung liegt 30% über der natürlichen Regenerationsfähigkeit<br />
der Erde. Die Schweiz trägt mit einem ökologischen Fussabdruck von 2,8 ebenfalls<br />
zum Raubbau an den Ressourcen <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Umweltverschmutzung bei. Die unmittelbaren<br />
Konsequenzen des Ressourcenraubbaus äussern sich in regional begrenzten Zusammenbrüchen<br />
von Ökosystemen, welche wiederum den dort lebenden Menschen <strong>die</strong> wirtschaftlichen<br />
Lebensgr<strong>und</strong>lagen zerstören. Die Umweltverschmutzung schädigt zudem <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heit der Men-<br />
69 Die im April <strong>die</strong>ses Jahres stattgef<strong>und</strong>enen Foodriots (Bevölkerungsaufstände wegen mangelnden Lebensmitteln)<br />
in Haiti stehen, gemäss IWF (Internationaler Währungsfonds) Direktor Dominique Strauss-<br />
Kahn, in direktem Zusammenhang mit der Produktion von Biotreibstoffen. Bis zu einem Drittel der Preisexplosion<br />
von Gr<strong>und</strong>nahrungsmitteln ist auf <strong>die</strong> Biotreibstoffproduktion zurück zu führen. Bleiben <strong>die</strong> Lebensmittelpreise<br />
so teuer wie bisher (z. B. der Weizenpreis ist in den letzten drei Jahren um 183% gestiegen) so<br />
wird, laut IWF <strong>und</strong> Weltbank, wahrscheinlich <strong>die</strong> „Bevölkerung einer sehr grossen Zahl von Ländern mit<br />
furchterregenden Konsequenzen konfrontiert werden. H<strong>und</strong>erttausende Menschen werden hungern müssen,<br />
Kinder werden an Mangelernährung leiden, <strong>die</strong> Wirtschaft von Staaten…. [kann] zerstört werden (Schweizerische<br />
Depeschenagentur 2008:4).<br />
70 Weitere Informationen zur Bio- oder Agrarenergie kann unter www.grain.org heruntergeladen werden.<br />
<strong>BewegungPlus</strong> Tom Kurt 19.8.2008