die gemeinde und ihre ökologische verantwortung - BewegungPlus
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Ordinationsarbeit Die Gemeinde <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> ökologische Verantwortung 23<br />
körperliche Berührung durch <strong>die</strong>se Menschen in aller Öffentlichkeit duldet (Lk 7,37-39). Christus<br />
setzt sich demonstrativ über <strong>die</strong> gesellschaftliche Abwertung der als Sünder abgewerteten Menschengruppen<br />
hinweg <strong>und</strong> macht <strong>die</strong>se zu gleichwertigen Gegenübern (Theissen 2007:415 <strong>und</strong><br />
2001:349).<br />
b) Fremde<br />
Die Nächstenliebe wird in Lk 10,25-28.29-32 55 zur Fremdenliebe ausgeweitet: Nachdem zwei jüdische<br />
Geistliche den bedürftigen Volksgenossen nicht wahrgenommen haben, kommt ein Angehöriger<br />
eines fremden Volkes, welcher durch nichts anderes als einer bitteren Geschichte von Hass <strong>und</strong><br />
Ablehnung mit dem Volk des Bedürftigen verb<strong>und</strong>en ist. Eben <strong>die</strong>ser Fremde wird im Gleichnis<br />
nicht zum Ziel der Nächstenliebe, sondern zu dessen Täter! Theissen sieht in <strong>die</strong>sem Gleichnis<br />
bestätigt, dass Menschen keine Nächsten sind (etwa durch räumliche Nähe oder <strong>die</strong> Zugehörigkeit<br />
zu einer bestimmten Gruppe), „sondern erst ihr von Liebe geprägtes Handeln macht sie zu Nächsten.<br />
…Nächstenliebe ist [daher] universalistisch konzipiert, umfasst auch Fremde bzw. wird auch<br />
von Fremden geübt“ (2001:346). Während der Gesetzeslehrer eruieren will, wer der Nächste ist,<br />
fragt Jesus, wer dem halbtoten Opfer am nächsten kommt? Nächster (πλησίον pläsion) kann ohne<br />
Artikel Substantiv wie Adverb sein. „Dieses Wortspiel ermöglicht den Perspektivwechsel von der<br />
Frage: Wer ist mein Nächster als Adressat meiner Hilfe? “ (Theissen 2007:416).<br />
Das Liebesgebot findet in Mt 28,19.20 eine weitere Steigerung: Christus erwartet von seinen Jüngern<br />
nicht nur <strong>die</strong> Fremdenliebe gegenüber denjenigen, welche unter ihnen leben, sondern auch<br />
gegenüber denjenigen Fremden, <strong>die</strong> in den Nationen leben 56 . Ihnen soll <strong>die</strong> frohe Botschaft verkündigt<br />
werden, sie sollen zu Jüngern gemacht, gelehrt werden, all das zu halten, was Christus geboten<br />
hat <strong>und</strong> getauft werden. In der aktiven Liebe zum Fremden, welcher ausserhalb des jüdischen Mutterlandes<br />
lebt, wird der Jünger selber zum Fremden. Die Gleichwertigkeitsformel realisiert sich in<br />
<strong>die</strong>sem Fall, dass der einheimische Jünger selber zum Fremden wird.<br />
c) Feinde<br />
Die Nächstenliebe findet eine weitere Erweiterung in der Feindesliebe (Mt 5,43-48). Sie wird begründet<br />
durch…<br />
• …den Vergleich auf Gegenseitigkeit, welche von Zöllnern <strong>und</strong> Heiden bzw. Sünder praktiziert<br />
wird (Mt 5,46f; Lk 6,32-34).<br />
• …<strong>die</strong> Verheissung der Gotteskindschaft, <strong>die</strong> durch praktizierte Feindesliebe erworben oder<br />
als eschatologischer Lohn versprochen wird (Mt 5,45; Lk 6,35).<br />
54 Siehe dazu auch Bonhoeffer 2006:241.<br />
55 Siehe dazu Absatz 2.2.1.2.<br />
56 Siehe dazu Bonhoeffer 2006:295f zum Begriff Fernsten-Liebe.<br />
<strong>BewegungPlus</strong> Tom Kurt 19.8.2008