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die gemeinde und ihre ökologische verantwortung - BewegungPlus

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Ordinationsarbeit Die Gemeinde <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> ökologische Verantwortung 24<br />

• …<strong>die</strong> Begründung mit dem Verhalten Gottes, der den Segen der Schöpfung (Sonne, Regen,<br />

etc.) allen Menschen zukommen lässt (Mt 5,45; Lk 6,35).<br />

• …den direkten Aufruf, es Gott gleich zu tun <strong>und</strong> vollkommen bzw. barmherzig zu sein<br />

„wie euer Vater“ (Mt 5,48; Lk 6,36).<br />

Der wesentliche Unterschied zwischen AT <strong>und</strong> NT liegt dabei darin, dass sich das Gebot nicht<br />

mehr an einen einzelnen, persönlichen Gegner richtet, sondern sich auf einen kollektiven Feind<br />

bezieht (doppelter Plural): „Ihr habt gehört, dass gesagt wurde: Du sollst deinen Nächsten lieben. ...<br />

Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde!“(Mt 5,43.44) 57 . Christi Gebot zur Feindesliebe ist hier nicht<br />

mehr ausschliesslich auf den feindlich gesinnten Mitisraeliten bezogen, sondern schliesst alle Feinde<br />

ein (religiöse Gegner, politische Unterdrücker, etc.; Theissen 2001:348).<br />

Die Feindesliebe findet <strong>ihre</strong>n konkreten Ausdruck in der Fürbitte, dem Segnen, der Wohltat <strong>und</strong><br />

dem Leihen. Zudem soll nebst dem ohne Gegenwehr erlittenen Unrecht dem Feind auch mehr gegeben<br />

werden als er verlangt. Dieses Mehr ist selbst bei staatlicher Willkür zu geben (Mt 5,41) 58 .<br />

Der Verzicht auf Gegengewalt darf keinesfalls als Schwäche oder Ausdruck der Ohnmacht missdeutet<br />

werden. Es geht Jesus bei <strong>die</strong>ser Forderung nicht um eine ethische oder gar asketische Leistung,<br />

<strong>die</strong> in sich selber einen Sinn hätte. Es geht vielmehr um eine radikale Erfüllung des Willens<br />

Gottes zugunsten des Mitmenschen. Wie bereits erwähnt, ist der Gewaltverzicht nur <strong>die</strong> negative<br />

Seite der positiven Praxis der Nächstenliebe. Es wäre darum falsch, den Verzicht auf Gegengewalt<br />

gleichzeitig als Verzicht auf jeglichen Widerstand zu deuten. So wendet z. B. Christus bei einem<br />

Schlag auf <strong>die</strong> Wange vor Gericht nicht seine andere Wange hin, sondern weist den Diener auf<br />

seine unrechte Handlung hin (Joh 18,22f) 59 .<br />

2.2.2.2 Die Eingrenzung in der Briefliteratur <strong>und</strong> bei Joh<br />

a) Die Ausweitung der Nächstenliebe beinhaltet allerdings ein Problem. Die Gleichwertigkeitsformel<br />

scheint durch <strong>die</strong> neu gewonnene Breite <strong>ihre</strong>r Adressatengruppe nicht mehr umsetzbar: auf<br />

einmal sind Menschen einander zur Liebe verpflichtet, welche in sich starke Rang-, Status- <strong>und</strong><br />

Machtgefälle repräsentieren. So zeigt z. B. <strong>die</strong> Geschichte vom barmherzigen Samariter nur wer<br />

der Nächste ist – sie klärt aber nicht, was es heisst, den Nächsten wie sich selbst zu lieben. Im Gegenteil,<br />

sie zeigt viel mehr mit dem Stichwort Barmherzigkeit (ἔλεος eleos) ein Ungleichgewicht<br />

auf, denn Barmherzigkeit wird nicht gegenüber gleichwertigen geübt sondern dem Menschen, welcher<br />

durch eine Notsituation benachteiligt ist, gewährt (Theissen 2007:416). Die Feinde des Fein-<br />

57 Die AT Vorläufer der Feindesliebe sind alle im Singular (z. B. Ex 23,4f; Spr 25,21f).<br />

58 Siehe dazu Theissen 2001:348.<br />

59 Ein prominenter Vertreter des christlichen gewaltlosen Widerstandes ist Leo Tolstoi. Sein Widerstand,<br />

welcher er mehrheitlich in literarischer Form leistete, richtete sich gegen <strong>die</strong> staatliche Willkür <strong>und</strong> gegen <strong>die</strong><br />

Unterdrückung der Bauern durch <strong>die</strong> russischen Grossgr<strong>und</strong>besitzer (Nigg 1986:546ff).<br />

<strong>BewegungPlus</strong> Tom Kurt 19.8.2008

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