16,9 MB - RegJo
16,9 MB - RegJo
16,9 MB - RegJo
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
XXVIII Land & uMWelt NoRTheIM SpeZIAL regjo südniedeRSAChsen<br />
regjo südniedeRSAChsen NoRTheIM SpeZIAL Land & uMWelt XXIX<br />
Bild: Thomas Deutschmann/NLD<br />
Erweiterung der Gefechtszone<br />
2008 erregte der Fund des Römerschlachtfelds am Harzhorn weltweit Aufmerksamkeit. Seitdem<br />
wächst und wächst das Fundareal und langsam gewinnen touristische Nutzungsmöglichkeiten Gestalt.<br />
Text: Sven Grünewald<br />
In den vier Jahren, die seit dem Fund des römischen<br />
Schlachtfeldes auf dem Harzhorn bei Kalefeld vergangen<br />
sind, hat sich einiges getan. Natürlich, archäologische<br />
Arbeit gleicht eher einem langsam dahinfließenden<br />
Flüsschen als einem reißenden Strom, aber<br />
zwischen den zahllosen römischen Sandalennägeln<br />
sind auch einzigartige Schlüsselfunde aufgetaucht,<br />
welche das Schlachtgeschehen plastischer machen<br />
und fester im Strom der Geschichte verankern. Und<br />
noch immer scheint zu gelten: Niemand weiß, wohin<br />
die fortdauernden Ausgrabungen und Sondierungen<br />
führen werden. Denn 2011 erlebten die Archäologen<br />
eine große Überraschung, als ein weiterer unberührter<br />
Fundplatz entdeckt wurde. „Unser Ziel war und ist,<br />
zu versuchen, die Marschrichtung der Römer zu fassen“,<br />
erzählt Petra Lönne, Landkreisarchäologin Northeims.<br />
„Daher haben wir im Gelände um das Harzhorn<br />
herum umfangreiche Geländesondierungen durchgeführt<br />
– ungefähr von Seesen bis Northeim. Dadurch<br />
haben wir etwa drei Kilometer vom Harzhorn entfernt<br />
den zweiten Fundplatz entdeckt.“<br />
Dass der direkt zum Harzhorn-Geschehen gehört,<br />
legen die Funde nahe. Denare aus den ersten Jahrzehnten<br />
des 3. Jahrhunderts nach Christus, römische<br />
Wurfspeere mit verbogenen Spitzen, Teil eines<br />
römischen Helmvisiers mit einer deutlichen Kerbe –<br />
hier hat römische Infanterie im Kampf Mann gegen<br />
Mann gestanden, während auf dem Rücken des Harzhorns<br />
überwiegend Distanzwaffen gefunden wurden.<br />
Wie die beiden Fundplätze nun genau zusammenhängen<br />
– ob es sich um zeitgleiche Auseinandersetzungen<br />
an verschiedenen Orten handelt, denn die mehreren<br />
zehntausend Soldaten, von denen momentan<br />
ausgegangen wird, brauchten viel Platz, oder ob dort<br />
nacheinander gekämpft wurde – lässt sich noch nicht<br />
sagen. Ziemliche Sicherheit besteht inzwischen allerdings<br />
über die Datierung und historische Einordnung<br />
der Schlacht, die das absolute Highlight der ohnehin<br />
schon beeindruckenden Funde des zweiten Fundareals<br />
bestätigt. Eine römische Pionieraxt, lateinisch dolabra,<br />
trägt eine Inschrift, deren gut lesbarer Teil „LEG<br />
IIII SA“ lautet und als „Legionis IIII Severiana Alexandriana“<br />
(4. Legion Alexander Severus) identifiziert<br />
wird. Die im heutigen Belgrad stationierte Legion<br />
soll den Quellen zufolge am Feldzug des Maximinius<br />
Thrax im Jahr 235 beteiligt gewesen sein und später<br />
vom Kaiser höchstpersönlich mit seinem Namen ausgezeichnet<br />
worden sein.