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egjo südniedeRSAChsen Kolumne 71<br />

STAATSSChULDen, EnTWICKLUng 1999 / 2007 / 2010<br />

Stefan Engel, Dipl.-Fw.(FH), Steuerberater,<br />

ist Partner der Wirtschaftsprüfer-,<br />

Steuerberater- und Rechtsanwaltssozietät<br />

Renneberg + Partner<br />

in Göttingen und Hamburg.<br />

Steuereinnahmen, EnTWICKLUng 1999 / 2010<br />

(in Mrd. EUR) 1999 2010 + / - %<br />

Steuereinnahmen (gesamt) 453,0 530,6 + 77,60 + 17,1<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2.000,2 2.476,8 + 476,60 + 23,8<br />

Steueranteil am BIP 22,6 21,4 - 1,2 - 5,4<br />

Umsatzsteuer 111,6 136,5 + 24,86 + 22,3<br />

Energiesteuern 38,3 46,0 + 7,75 + 20,3<br />

Lohnsteuer 133,8 127,9 - 5,9 - 4,4<br />

(in Mrd. EUR) 1999 2010 + /- %<br />

Staatsschulden Deutschland 1.225,3 2.061,8 + 836,52 + 68,3<br />

Staatsschulden EU 27 4.618,1 9.812,7 + 5.194,54 + 112,5<br />

BIP / Staatsschulden D 61,3 83,2 + 21,99 + 35,9<br />

(in Mrd. EUR) 1999 2007 + / - %<br />

Staatsschulden Deutschland 1.225,3 1.582,5 + 357,19 + 29,2<br />

Staatsschulden EU 27 4.618,1 7.315,1 + 2.697,02 + 58,4<br />

BIP / Staatsschulden D 61,3 65,2 + 3,90 + 6,4<br />

Körperschaftsund<br />

Gewerbesteuer<br />

veranlagte Einkommensund<br />

Abgeltungssteuer<br />

58,1 47,8 - 10,3 - 17,8<br />

28,2 52,9 + 24,63 + 87,2<br />

Die geringste Steuerquote war mit 20,2% in 2004 zu verzeichnen. Bei den Steuerquellen gibt<br />

es eine Verlagerung von den direkten zu den indirekten Steuern.<br />

Ist die Staatsverschuldung<br />

in Europa beherrschbar?<br />

Deutschland ist innerhalb Europas der größte Zahler, die Stabilisierung des Euro ohne deutsche Beteiligung<br />

nicht denkbar. Damit einher geht die Frage, wie die Staatsfinanzen in Zukunft gesichert werden können.<br />

Text: Stefan Engel Fotografie: Renneberg + Partner<br />

Insbesondere der Anstieg der Staatsschulden seit der Finanzkrise<br />

2008 zeigt eine geradezu dramatische Entwicklung. Während sich<br />

von 1999 bis 2007 die Staatsschulden im Verhältnis zum BIP lediglich<br />

um 6,4% erhöht haben, beträgt der Anstieg bis 2010 bereits<br />

rund 36%. Die Entwicklung ist aber nicht lediglich durch Mehrausgaben<br />

begründet, insbesondere Kredite im Rahmen des EFSF<br />

haben die Verschuldung erhöht. Ihnen stehen somit – wenngleich<br />

zweifelhafte – Forderungen gegenüber. Allerdings sind in den aktuellen<br />

Staatsschulden noch nicht Risiken aus Garantien im Rahmen<br />

der Stabilisierung des Euro enthalten. Diese würden im Fall der<br />

Inanspruchnahme die Staatsverschuldung Deutschlands auf mehr<br />

als 100% am BIP anheben. Um den wachsenden Anforderungen<br />

der Staatsfinanzierung gewachsen zu sein, kommen seit jeher die<br />

gleichen Vorschläge auf den Tisch. Nach Angaben des DIW würde<br />

eine progressive Anhebung des Spitzensteuersatzes auf bis zu 53%<br />

etwa 4% der Steuerzahler treffen und Mehreinnahmen von 10<br />

Mrd. Euro bringen. Zum Vergleich: Das entspricht etwa der Anhebung<br />

des Umsatzsteuersatzes von 19% auf 20%. Die Gesamteinnahmen<br />

aus Betriebsprüfungen betragen rund 3,4 Mrd. Euro, weit<br />

überwiegend aus der Konzernprüfung. Alles in allem der sogenannte<br />

Tropfen auf den heißen Stein, gemessen an der Gesamtproblematik.<br />

Mit einer Verbesserung der Einnahmensituation allein<br />

in Deutschland ist es damit nicht getan.<br />

Für die mangelnde Handlungsfähigkeit der EU ist – wie das<br />

europäische Gipfelhopping der Staats- und Regierungschefs gezeigt<br />

hat – unter anderem die Tatsache verantwortlich, dass die EU<br />

sich durch Beiträge (der Staaten) finanziert. Damit ist für die<br />

Bewältigung von Herausforderungen immer ein Kompromiss<br />

zwischen allen Staaten zu suchen. Eine konsequente Abkehr von<br />

der Beitragsfinanzierung und die Aufkommensberechtigung für<br />

Steuern auf europäischer Ebene würde die Handlungsfähigkeit<br />

der EU deutlich stärken.<br />

Deutschland ist mit einem föderalen System und der Aufteilung<br />

der Besteuerungsbefugnisse zwischen Bund und Ländern<br />

mit verschiedenen Aufkommenskompetenzen in den letzten<br />

60 Jahren eine Entwicklung gelungen, die sich im internationalen<br />

Vergleich immer noch sehen lassen kann. Wenn<br />

diese Form der Staatsfinanzierung Modell stehen kann, wäre<br />

ein Schritt in diese Richtung für die EU nur konsequent. In<br />

Anbetracht der internationalen Verflechtung der Finanzsysteme<br />

kann die Lösung der Finanzproblematik nur auf europäischer<br />

Ebene erfolgen. Auch unter dem Gesichtspunkt der Überwachung<br />

der soliden Haushaltsführung aller EU-Staaten scheint<br />

eine Ausweitung der Kompetenz Europas unausweichlich. Wenn<br />

aber diese Form der Umkehr der Handlungskompetenz in Europa<br />

zur Verbesserung der maroden Staatsfinanzen beitragen<br />

soll, dann muss sich die EU autark finanzieren, etwa über<br />

die Verlagerung der Aufkommenskompetenz für die Umsatzsteuer<br />

hin zur EU. Aber das politische Gezeter um eine Finanztransaktionssteuer<br />

(also eine Börsen-Umsatzsteuer) zeigt, dass<br />

nationalstaatliches Denken immer noch Vorfahrt hat, vermutlich<br />

aber Vorfahrt in eine Sackgasse.

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