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egjo südniedeRSAChsen Meinung 7<br />
4 Köpfe – 4 Meinungen<br />
Der Landkreis Osterode am Scheideweg: Ist in den Fusionsgesprächen mit den Landkreisen Northeim<br />
und Goslar eine Harzer Identität wichtiger als die stärkere regionale Verflechtung mit Südniedersachsen?<br />
Klaus Becker, Bürgermeister<br />
von Osterode am Harz:<br />
„Die Frage ist falsch gestellt:<br />
Es geht im Moment nicht<br />
darum, ob Osterode mehr<br />
in Richtung Harz oder Northeim<br />
tendiert, sondern es<br />
geht darum, welche Verwaltungsstruktur<br />
die Menschen<br />
und die Unternehmen<br />
in Südniedersachsen<br />
inklusive Harz benötigen. Wenn diese Struktur unter organisatorischen<br />
und wirtschaftlichen Gesichtspunkten entwickelt<br />
ist, kann festgelegt werden, welche Standorte dann<br />
zu einem Landkreis zusammengefasst werden, wobei die<br />
Mittelzentren hier eine wichtige Rolle spielen. Wir machen<br />
schon jetzt Projekte mit Göttingen, Northeim und Goslar,<br />
da stören Landkreisgrenzen auch nicht! Unsere Harzer<br />
Identität ändert sich ja nicht durch die Verschiebung von<br />
rein politischen Grenzen. Diese wird vielmehr vom Selbstbewusstsein<br />
der Menschen in unserer Region geprägt.“<br />
Lars Obermann, Geschäftsführer<br />
der Spedition Obermann:<br />
„Die Aufgabe der<br />
Politik muss eindeutig<br />
darin liegen, eine Struktur<br />
zu schaffen, die eine nachhaltige<br />
Lösung für mehrere<br />
Dekaden darstellt. Dies wird<br />
meiner Meinung nach nur<br />
durch eine Südniedersachsenlösung<br />
gewährleistet.<br />
Das Oberzentrum Göttingen muss darauf achten, dass die<br />
Interessen der Randregionen deutliche Berücksichtigung<br />
bei der Aufgabenverteilung finden und viele Verwaltungsaufgaben<br />
ortsnah erledigt werden. Gleichzeitig muss die<br />
Effizienz verbessert werden. Meine Identität hängt weder<br />
von Autokennzeichen noch von Landkreisgrenzen ab. Ich<br />
bleibe Harzer, auch in einem möglichen Südniedersachsenkreis.<br />
Ich persönlich habe keine Angst, als Osteroder in<br />
einem solchen Landkreis unterzugehen. Wir müssen uns<br />
nicht kleiner machen als wir sind.“<br />
Gero Geißlreiter, 1. Kreisrat<br />
des Landkreises Osterode<br />
am Harz: „Eine dramatisch<br />
negative Bevölkerungsentwicklung<br />
stellt die Leistungsstandards<br />
von Kreisverwaltungen<br />
existenziell<br />
in Frage. Kreisfusionen sollen<br />
Abhilfe schaffen – die<br />
zahlreichen und intensiven<br />
Verflechtungen des Landkreises<br />
Osterode in Südniedersachsen bilden nach der<br />
auch vom Osteroder Kreistag beauftragten Expertise ein<br />
tragfähiges Fundament für eine Fusion mit Northeim und<br />
Göttingen. Die „Harzer Identität“ kennt dagegen niemand<br />
– jedenfalls schafft oder sichert sie keine Verwaltungsstrukturen.<br />
Die Menschen im Harz kommen seit Jahrhunderten<br />
vielmehr ganz gut damit zurecht, in verschiedenen<br />
Ländern und Verwaltungsbezirken zu leben. Bedienen wir<br />
uns also gelassen unseres Verstandes, ohne dabei liebenswertes<br />
Harzer Brauchtum aufgeben zu müssen!“<br />
Klaus Liebing, 1. stellvertr.<br />
Landrat Osterodes am Harz:<br />
„Nach den Sondierungsgesprächen<br />
kristallisieren sich<br />
für den Landkreis Osterode<br />
die Lösungen Göttingen/<br />
Northeim/Osterode oder<br />
Goslar/Osterode heraus. Für<br />
die Triangellösung könnte<br />
es eine Entschuldungshilfe<br />
geben. Diese ist zwar wichtig,<br />
aber wir müssen uns auch für die nächsten 40 bis 50<br />
Jahre strukturell neu aufstellen. Daher müssen in den<br />
anstehenden Fusionsverhandlungen Kriterien wie Kreisumlage,<br />
wirtschaftliche Verbindungen, Tourismus, berufliche<br />
Bildung, Schulstandorte, kommunale Verwaltungen,<br />
medizinische Versorgung und vieles mehr in einer procontra-Analyse<br />
näher beleuchtet werden – aus dem Bauch<br />
heraus wird es mit mir keine Entscheidung geben. Unterschätzen<br />
darf man auch nicht den Willen der Bevölkerung.<br />
Ich sehe momentan zu beiden Lösungen gute Ansätze.“<br />
Bildnachweis: Kühne, obermann Unternehmensgruppe, Mark Härtl, privat