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Flecken mit Engagement<br />
Der Flecken Nörten-Hardenberg baut Schulden ab, geht gleichzeitig aktiv gegen drohende<br />
Leerstände in den Altdorfbereichen vor und versucht besonders jüngere Familien zu unterstützen.<br />
Text: Annegret Adam Fotografie: Flecken Nörten-Hardenberg<br />
Am westlichen Ausläufer des Nörtener Waldes im Tal<br />
von Bever und Rode versucht man in die Zukunft der<br />
Gemeinde Nörten-Hardenberg zu investieren. Bereits als<br />
Kämmerin hat Astrid Klinkert-Kittel bewiesen, dass es<br />
möglich ist, einen Schuldenberg von 9 auf 7,4 Millionen<br />
Euro zu senken. „Wir haben gut gehaushaltet und nur in<br />
die Dinge investiert, die wir uns auch wirklich leisten können.<br />
Zudem haben wir von Gewerbeeinnahmen profitiert“,<br />
erklärt die parteilose Bürgermeisterin, die seit der letzten<br />
Kommunalwahl 2011 im Amt ist.<br />
In Nörten-Hardenberg investiert man besonders in<br />
Vorhaben, die auch positive Wirkungen für die gesamte<br />
Gemeinde nach sich ziehen, wie die Erhöhung des Baukindergeldes.<br />
Um Käufer von Altimmobilien nicht schlechter<br />
zu stellen als Käufer neuerer Immobilien, zahlt die<br />
Gemeinde Nörten-Hardenberg Familien ab Juli 2012 pro<br />
Kind 2.500 Euro beim Kauf einer Immobilie, die vor 1950<br />
gebaut wurde. Für jüngere Immobilien gibt es weiterhin<br />
1.000 Euro je Kind. Mit dem Geld sollen Familien Anreize<br />
gegeben werden, alte Häuser zu kaufen und herzurichten.<br />
So sollen besonders in den Altdorfbereichen Leerstände<br />
verringert und die Attraktivität gesteigert werden.<br />
Durch die günstige Lage der gut 8.000 Einwohner<br />
starken Gemeinde – direkte Anbindung an die Autobahn<br />
7, gute Busverbindungen und Nähe zu Göttingen – zieht es<br />
vor allem junge Familien nach Nörten-Hardenberg. Dennoch<br />
ist auch hier der allgemeine Bevölkerungsschwund zu<br />
spüren. Deshalb wirbt Nörten-Hardenberg zum Beispiel auf<br />
Messen für die Region. Gemeinsam mit geniusgöttingen,<br />
der Dachmarken-Initiative für das Marketing der Region<br />
Göttingen, sowie zehn weiteren Kommunen Südniedersachsens<br />
präsentierte sich die Gemeinde im Februar 2012 im<br />
niederländischen Utrecht auf der „EmigratieBeurs“, Europas<br />
größter Auswanderermesse. „Viele auswanderungswillige<br />
Holländer haben sich dort über Arbeitsmöglichkeiten<br />
und leerstehende Wohngebäude in unserer Region<br />
informiert“, erzählt Astrid Klinkert-Kittel. Darüber hinaus<br />
möchte Nörten-Hardenberg noch in diesem Jahr ein<br />
„Bündnis für Familien“ starten, das besonders Familien,<br />
Jugendlichen und Senioren Unterstützung bieten soll, zum<br />
Beispiel bei der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege und bei<br />
der Kinderbetreuung.<br />
Das acht Ortsteile umfassende Nörten-Hardenberg<br />
zeichnet sich aber nicht nur durch eine günstige Lage und<br />
eine weitsichtige Verwaltung aus, Nörten-Hardenberg ist<br />
auch eine von 53 weiteren Gemeinden in Niedersachsen,<br />
die den Zusatz „Flecken“ führt. Flecken besitzen zwar nur<br />
ein eingeschränktes Stadtrecht, verfügen aber über städtische<br />
Privilegien, wie zum Beispiel das Marktrecht. Dieses<br />
wurde Nörten bereits 1360 vom Erzbischof Gerlach<br />
von Mainz mit der Erlaubnis Karls IV. übertragen, als der<br />
Erzbischof der Siedlung damals sogar das Stadtrecht verlieh.<br />
Dabei wurde Nörten ein Wochenmarkt zugestanden<br />
und das Recht, von durchziehenden Wagen Zoll zu erheben.<br />
Der Flecken Nörten-Hardenberg, das nicht zuletzt als<br />
Domizil des Hardenbergschen Adelsgeschlechtes bekannt<br />
ist, hat noch heute eine stadtähnliche Verfassung sowie<br />
einen städtischen Charakter.