16,9 MB - RegJo
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regjo südniedeRSAChsen SaMMlungen 123<br />
Bild: Katharina Anna Haase<br />
Bild: Martin Liebetruth<br />
Seite aus dem Besucherbuch des Akademischen<br />
Museums für die Jahre 1808 bis 1837<br />
mit Eintragungen vom 4. April bis 11. Mai<br />
1811. Darunter die Erzieherin Therese Forster<br />
(Tochter des Naturforschers Georg Forster<br />
und Enkelin des Göttinger Bibliotheksdirektors<br />
Christian Gottlob Heyne) und der Naturforscher<br />
Maximilian Prinz zu Wied-Neuwied.<br />
Portrait von Christian Wilhelm Büttner (1781, nach aktuellen Untersuchungen von Nicole Zornhagen und Marianne Heinz der Künstlerwerkstatt<br />
von Johann Heinrich Tischbein d. Ä. in Kassel zuzuschreiben), dessen Sammlungen Grundlage des Königlichen Akademischen Museums wurden.<br />
Text: Rolf Siemon<br />
Die Georgia Augusta gedenkt 2012 mit zahlreichen Veranstaltungen<br />
ihre feierliche Eröffnung (Inauguration) vor 275 Jahren<br />
im Jahre 1737 – den nahezu 30 Sammlungen, Museen und Gärten<br />
kommt dabei eine besondere Rolle zu. Einige Professoren der<br />
jungen Universität besaßen damals bereits Privatkabinette. Diese<br />
Sammlungen dienten nicht dem Prunk, sondern Forschung und<br />
Lehre, stellte Georg Christoph Lichtenberg, Göttinger Professor<br />
für Mathematik, Astronomie und Physik, 1799 mit Blick auf das<br />
Akademische Museum heraus. Teile daraus sind wichtige Bausteine<br />
heutiger Sammlungen, die in ihrer Gesamtheit außerordentliche<br />
Bedeutung und hohes Ansehen weit über Deutschland<br />
hinaus genießen. Manche sind in der Öffentlichkeit sehr bekannt,<br />
wie der Alte Botanische Garten, das Zoologische Museum oder die<br />
Kunstsammlung, andere gelten selbst unter Universitätsangehörigen<br />
als Geheimtipp, wie die Forstzoologische und Wildbiologische<br />
Sammlung, die Sammlung der Astrophysik oder die Humanembryologische<br />
Dokumentationssammlung Blechschmidt.<br />
Nachfolgend werden das Göttinger Universitätsmuseum, die<br />
Bedingungen seiner Entstehung und Entwicklung bis zur Auflösung<br />
im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts vorgestellt. Die vielfältigen<br />
Sammlungen, die zum Teil direkt daraus hervorgingen,<br />
folgen mit einer ausführlichen Darstellung in der kommenden Ausgabe<br />
des <strong>RegJo</strong> Südniedersachsen.<br />
Das Königliche Akademische Museum – Erstes deutsches<br />
Universitätsmuseum Mit den alle „drei Naturreiche“<br />
umfassenden naturkundlichen Privatsammlungen des Göttinger<br />
Professors Christian Wilhelm Büttner, der als erster an einer deutschen<br />
Universität Naturgeschichte in einem „geschlossenen Kolleg“<br />
anbot und wesentlich zur Etablierung des Faches beitrug, kam es<br />
1773 zur Gründung des „Königlichen Academischen Museums“,<br />
dem ersten deutschen Universitätsmuseum. Dessen Mineralien,<br />
Hölzer und Pflanzen, Tiere, edle Steine, ausländische Kunstsachen<br />
und Münzen wurden Grundstock des Museums, das zusammen<br />
mit anderen Sammlungen 1774 im Kollegienhaus untergebracht<br />
wurde unter der Leitung des Bibliotheksdirektors Christian<br />
Gottlob Heyne. Ihm assistierte (zunächst als Student) der Professor<br />
der Medizin und Naturgeschichte Johann Friedrich Blumenbach<br />
(siehe auch <strong>RegJo</strong> Südniedersachsen 3/2011), der Ordnung<br />
in die Sammlungen bringen sollte. Ab 1776 zudem Unteraufseher<br />
des Kunst- und Naturalien-Kabinetts, führte er auch fremde<br />
und hiesige Liebhaber sowie Göttinger Studenten nach Anmeldung<br />
und gegen Eintritt durch das Museum und bezog die Sammlungen<br />
in Lehre und wissenschaftliche Arbeit ein. Im handschriftlichen<br />
Katalog von 1778 sind über 12.000 Objekte verzeichnet, davon über<br />
10.000 Mineralien, Gesteine und Fossilien.<br />
Sammlungszugänge aus dem Russischen Reich und der<br />
Südsee Die Folgezeit war geprägt durch spektakuläre Neuerwerbungen,<br />
insbesondere die Schenkungen des Mediziners und russischen<br />
Staatsrates Baron Georg Thomas von Asch, Alumnus der<br />
Georgia Augusta. Er stand in engem Kontakt vor allem mit Heyne<br />
und vermittelte über drei Jahrzehnte wertvolle Sammlungen<br />
(unter anderem Bücher, Kupferstiche, Karten, Urkunden, Münzen,<br />
Medaillen, Handschriften, Samen, Mineralien, Anthropologica<br />
und Ethnographica) aus dem Russischen Reich und angrenzenden<br />
Regionen, wodurch die Universität eine herausragende Stellung<br />
in der deutschen Russlandforschung erlangte. Parallel gelangten<br />
Sammlungen der drei Weltreisen von James Cook nach Göttingen,<br />
deren Erwerb auf Blumenbachs Initiative 1781 zurückging.