FÜR JEDEN WAGEN - amz
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technik werkstattpraxis<br />
Präzisions-Arbeit<br />
_ Das Instandsetzen der Fahrzeugbremsen ist für den geübten<br />
Kfz-Mechaniker eine reine Routinetätigkeit. Doch gerade bei häufig<br />
ausgeführten Arbeiten schleichen sich gerne Nachlässigkeiten und<br />
Fehler ein. <strong>amz</strong> gibt Tipps, wie sich letztere vermeiden lassen.<br />
D<br />
ie Bremsanlage ist ein sicherheitsrelevantesFahrzeugsystem.<br />
Deshalb müssen Werkstattprofis<br />
bei Wartungs- und<br />
Reparaturarbeiten an der<br />
Bremse besondere Sorgfalt walten lassen.<br />
Wer nicht konsequent auf die Details<br />
achtet, wird seine Kunden bald wieder<br />
sehen – allerdings zu renditeschmälernden<br />
Nacharbeiten.<br />
Indizien für periphere Fehler<br />
Die Sorgfaltspflicht bei der Bremsenreparatur<br />
beginnt bereits beim Zerlegen<br />
der Radbremse. Wer Bremsbeläge und<br />
-scheiben nach dem Ausbau achtlos in<br />
den Schrottcontainer befördert, übersieht<br />
Fehler, die zu frühzeitigem Verschleiß oder<br />
Beanstandungen führen können. Deshalb<br />
müssen die einzelnen Bremsenbauteile<br />
nach dem Ausbau genau begutachtet<br />
werden. So deuten schräg abgelaufene<br />
und unterschiedlich stark verschlissene<br />
Bremsbeläge auf mechanische Fehler am<br />
Bremssattel hin. Die größte Aussagekraft<br />
hat jedoch das Verschleißbild der Bremsscheibe.<br />
Ihr Aussehen verrät dem Fachmann,<br />
ob das Bremssystem einwandfrei<br />
arbeitet oder nicht. Zum Beispiel deuten<br />
50 <strong>amz</strong> - auto | motor | zubehör Nr. 6-2010<br />
Auswaschungen auf der Reibfläche auf einen<br />
unzulässigen Seitenschlag der Scheibe<br />
und auf Bremsenrubbeln hin.<br />
Blau verfärbte Scheiben lassen auf<br />
übermäßig beanspruchte Bremsen oder<br />
auf schwergängige Bremsbeläge beziehungsweise<br />
ebensolche Bremskolben<br />
schließen. In Extremfällen kann dieses<br />
Schadensbild auch von Fehlern im Tandem-Hauptzylinder<br />
oder Unregelmäßigkeiten<br />
am Fußhebelwerk hervorgerufen<br />
werden.<br />
Rostansatz auf der Bremsfläche der<br />
Bremsscheibe ist ebenfalls auf schwergängige<br />
Komponenten zurückzuführen. Starke<br />
Korrosion an den Bremsscheiben der Hinterachse<br />
kann aber auch ein Hinweis darauf<br />
sein, dass der Fahrer zu wenig bremst.<br />
Auf Leichtgängigkeit achten<br />
Auch wenn das Verschleißbild der Bremsbeläge<br />
und der Bremsscheiben in Ordnung<br />
ist, sollte der Mechaniker grundsätzlich<br />
nach dem Ausbau des Bremssattels prüfen,<br />
ob die Führungselemente und der Bremskolben<br />
sauber und leichtgängig sind. Denn<br />
auch verschmutzte und schwergängige<br />
Führungsbolzen führen bei Faustbremssätteln<br />
zu einseitigem Verschleiß der Brems-<br />
Öffnet man die Entlüftungsschraube beim<br />
Zurücksetzen des Bremskolbens, lässt sich<br />
dessen Leichtgängigkeit leichter prüfen.<br />
beläge. In diesem Fall sind alle Bauteile der<br />
Bremssattelführung gründlich zu reinigen<br />
und mit dem vom Fahrzeug- beziehungsweise<br />
Bremsenhersteller vorgeschriebenen<br />
Fett zu bestreichen. Sind die Führungsbolzen<br />
an Faustsätteln verschlissen oder korrodiert,<br />
müssen sie grundsätzlich erneuert<br />
werden.<br />
Lässt sich der Bremskolben mit dem<br />
Rückstellwerkzeug nur mit hohem Kraftaufwand<br />
zurücksetzen, liegt mit aller<br />
Wahrscheinlichkeit ein Fehler im Bremssattel<br />
vor. In diesem Fall sollte der Fachmann<br />
die Staubmanschette genauer prüfen.<br />
Wenn die Manschette verletzt ist, kann<br />
zwischen Kolben und Lauffläche Feuchtigkeit<br />
und Schmutz eindringen. Das führt<br />
meistens dazu, dass der Kolbendichtring<br />
mit der Lauffläche regelrecht verklebt.<br />
Abhilfe schafft das Zerlegen und Reinigen<br />
des Bremssattels. Dabei müssen der Kolbendichtring<br />
und die Staubmanschette<br />
erneuert werden. Sind bereits deutliche<br />
Verschleißspuren an den Bauteilen des<br />
Bremssattels zu erkennen, muss er erneuert<br />
werden.<br />
Beträgt der Seitenschlag der Bremsscheibe<br />
mehr als 0,06 Millimeter, bilden sich<br />
Auswaschungen an der Bremsscheibe,<br />
die zum Bremsenrubbeln führen.<br />
Die Bremsenreparatur ist Präzisionsarbeit.<br />
So darf der Radnaben-Seitenschlag 0,03 Millimeter<br />
nicht übersteigen. Fotos: Linzing