STRASSENBAHN MAGAZIN Dortmunds Straßenbahn (Vorschau)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Fahrzeuge<br />
Besichtigungsmöglichkeiten<br />
Das Historische <strong>Straßenbahn</strong>depot St. Peter ist an<br />
jedem ersten Wochenende im Monat (außer im<br />
Januar) jeweils samstags und sonntags von 10 bis<br />
17.30 Uhr geöffnet. Während der Öffnungszeiten<br />
verkehrt auch die Burgringlinie 15 mit historischen<br />
Wagen um die Nürnberger Altstadt.<br />
Weitere Informationen z.B. über die Freunde der<br />
Nürnberg-Fürther <strong>Straßenbahn</strong> e. V.,<br />
Schloßstraße 1, 90478 Nürnberg,<br />
Telefon: 09 11/49 98 33<br />
Internet: www.sfnbg.de<br />
Behutsam legt eine Konservatorin die alten<br />
Farbschichten des Wagens frei. Zuvor entfernte<br />
sie die 1971 aufgebrachte Klebefolie.<br />
Ein Ausschnitt davon visualisiert nun auch<br />
diesen Teil der Wagengeschichte<br />
1881 und legten sie frei. Gemeinsam mit<br />
den alten Lieferaufnahmen war es dadurch<br />
möglich, die ursprüngliche Lackierung des<br />
Wagens nahezu vollständig zu rekonstruieren.<br />
Neben teilweise flächigen Freilegungen<br />
wurden an über 100 Stellen Lacksplitter untersucht,<br />
um eine punktuelle Aussage über<br />
die Lackierung in den einzelnen Epochen zu<br />
Das weitestgehend originale Innere des Pferdebahnwagens<br />
11. An der Decke sind die Anbringungsstellen<br />
der elektrischen Beleuchtung<br />
zu erkennen, die der Wagen kurz vor der<br />
Jahrhundertwende erhielt ANDREAS NEUER (2)<br />
erhalten. Schliffbilder – sogenannte Strategrafien<br />
– ermöglichten hier eine zeitliche<br />
Zuordnung einzelner Schichten.<br />
Doch der Wagen gab auch so manches<br />
Rätsel auf: So waren an einer Stelle die Zierleisten<br />
entgegen aller anderen Fundstellen<br />
nicht beige-schwarz-beige gefasst, sondern<br />
umgekehrt – also schwarz-beige-schwarz.<br />
Was es damit auf sich hatte, klärten die Experten<br />
erst nach einer großflächigeren Untersuchung<br />
auf: Der Lackierer hatte sich<br />
1881 offenbar an dieser Stelle zunächst vermalt.<br />
Nachdem der Irrtum aufgefallen war,<br />
trug er die korrekten Farben darüber auf.<br />
Nun stellte sich die Frage: Restaurieren oder<br />
konservieren – oder beides?<br />
Die einmalige Originalsubstanz verpflichtete<br />
zu einem besonderen Vorgehen:<br />
Bestehende Lackschichten blieben erhalten<br />
und gefestigt sowie abschließend mit Schellack<br />
als Trennschicht überzogen, bevor die<br />
Restauratoren die neue Lackierung auf Öl-<br />
Harz-Basis auftrugen. Dies ermöglicht es,<br />
die neue Außenlackierung für spätere Restaurierungen<br />
zu entfernen bzw. sauber trennen<br />
zu können (Stichwort Reversibilität).<br />
Die kartierten Fundstellen alter Bemalungsreste<br />
sind für eine spätere wissenschaftliche<br />
Auswertung der Nachwelt erhalten.<br />
Im Wageninneren fanden begleitend Sicherungsmaßnahmen<br />
an Holzelementen<br />
statt. Außerdem legten die Fachleute gelöste<br />
Furniere wieder an und befestigten lose<br />
Zierleisten.<br />
Seit Februar 2014 ist der Pferdebahnwagen<br />
wieder an seinem angestammten Platz<br />
im Historischen <strong>Straßenbahn</strong>depot St. Peter<br />
zu finden. Er markiert zurückhaltend<br />
und authentisch den Beginn des Nahverkehrs<br />
in der Frankenmetropole und den Beginn<br />
der <strong>Straßenbahn</strong>fertigung der MAN in<br />
Nürnberg.<br />
TOBIAS SCHNEIDER<br />
Der noch 1935 zum 150. Dampfeisenbahnjubiläum oder zur 50-Jahr-Feier des elektrischen Betriebes<br />
in Nürnberg 1946 genutzte Zweiachser bleibt jetzt in St. Peter ein Standobjekt. Der von<br />
der Firma Haber & Brandner restaurierte Wagen darf nicht mehr rollen MARTIN SCHULZE-NOVER<br />
Verwendete Quellen<br />
• Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen<br />
in Bayern: „Technisches Kulturgut“ aus<br />
der Reihe „MuseumsBausteine“; München, 2005<br />
• Freunde der Nürnberg-Fürther <strong>Straßenbahn</strong><br />
e.V.: „Die Nürnberg-Fürther <strong>Straßenbahn</strong><br />
im Wandel der Zeiten“; Nürnberg, 2006<br />
• Robert Binder: „Der Stadtverkehr in Nürnberg<br />
und Fürth von 1881 bis 1981“; Nürnberg, 1982<br />
• Werke und Bahnen der Stadt der Reichsparteitage<br />
Nürnberg: „Die Nürnberg-Fürther<br />
<strong>Straßenbahn</strong> 1881–1935“; Nürnberg 1935<br />
50 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2014