STRASSENBAHN MAGAZIN Dortmunds Straßenbahn (Vorschau)
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England: Crich<br />
ry“ nennen, was am sinnvollsten mit „lebende<br />
Vergangenheit“ übersetzt werden<br />
kann. Gemeint ist damit die Darstellung historischer<br />
Lebenswelten durch Komparsen<br />
und Statisten mit entsprechender Kleidung,<br />
Ausrüstung und Verhalten in einem dazu<br />
passend nachgestalteten Umfeld. Die Bandbreite<br />
reicht vom kommerziellen Volksfestspektakel<br />
der Mittelaltermärkte über die<br />
Darstellung ländlichen Arbeitslebens in großen<br />
Freilichtmuseen bis zu wissenschaftlich<br />
begleiteten Siedlerzügen. Sonderformen sind<br />
die experimentelle Archäologie, bei der im<br />
Interesse der wissenschaftlichen Forschung<br />
das Leben zum Beispiel in einem Steinzeitdorf<br />
nachgestellt wird, und das Reenactment,<br />
bei dem konkrete geschichtliche<br />
Ereignisse (wie zum Beispiel die Völkerschlacht<br />
bei Leipzig) in möglichst exakter<br />
Form, wenn auch mit weniger Teilnehmern<br />
nachgespielt werden.<br />
Handelt es sich um öffentliche Vorführungen,<br />
so kann sich der Besucher tatsächlich<br />
wie von einer Zeitmaschine in die Vergangenheit<br />
versetzt fühlen. Erinnert sei zum<br />
Beispiel an die Nachgestaltung der großen<br />
sächsischen Feldbahnübung 1909 in Seeligstadt<br />
bei Meißen an zwei Wochenenden<br />
2009, an der mehrere eisenbahn- und militärhistorische<br />
Vereine beteiligt waren.<br />
Das Konzept des<br />
<strong>Straßenbahn</strong>museums Crich<br />
Bei den <strong>Straßenbahn</strong>museen in Deutschland<br />
gibt es zwar Thementage, aber diese beschränken<br />
sich meist auf ein bestimmtes Rahmenprogramm<br />
wie die Beteiligung von Straßenfahrzeugen<br />
mit Blaulicht von der<br />
Feuerwehr über Rettungswagen bis zum<br />
THW. Ein Grund ist natürlich, dass für „living<br />
history“ ein ausreichend großer Platz erforderlich<br />
ist. Werfen wir daher einen Blick ins<br />
Ausland: Bereits seit vielen Jahren gibt es an<br />
bestimmten Wochenenden „living history“ im<br />
Nationalen <strong>Straßenbahn</strong>museum Crich in<br />
England. Als eines der ältesten und größten<br />
<strong>Straßenbahn</strong>museen Europas hat es nicht nur<br />
einen umfangreichen Fahrzeugbestand von<br />
der Pferdebahn bis zu modernen <strong>Straßenbahn</strong>wagen,<br />
sondern auch einen abgegrenzten<br />
großen Museumsbereich mit einer eigenen<br />
Museumsstrecke und einem „Dorf“ mit Straße,<br />
Gaststätte und weiteren Gebäuden.<br />
Traditionell steht ein Wochenende unter<br />
dem Thema des Alltags im Zweiten Weltkrieg,<br />
bei dem die <strong>Straßenbahn</strong>en verdunkelt<br />
sind und (um eventuelle Spione zu<br />
verwirren) ohne Zielschilder fahren. Militärfahrzeuge<br />
und Soldaten sind in den Straßen<br />
zu sehen, und die Besucher müssen je-<br />
Der 1874 gebaute Pferdebahnwagen 15 der Sheffield Coporation Tramways passiert die Gaststätte<br />
„Red Lion“. Dieser Wagen rollte schon 1963 durch Crich<br />
Der Tw 159 der London United Tramways, gebaut 1901 und seit 2013 wieder regelmäßig eingesetzt,<br />
hat die Endstelle Town End fast erreicht. Aber trugen die Fahrer damals wirklich bereits Krawatten?<br />
Tw 22 aus Glasgow entstand zwar erst 1922,<br />
unterscheidet sich aber äußerlich nicht sehr von<br />
den zehn Jahre früher gebauten Wagen. Hier<br />
fährt er an einem Lieferwagen vorbei<br />
<strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 7 | 2014<br />
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