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32. Jahresbericht der Landesbeauftragten für Datenschutz (pdf ...

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und materiell–rechtliche Regelung zum Beschäftigtendatenschutz zu schaffen.<br />

Gleichwohl kann diese Regelung – auch nach Auffassung <strong>der</strong> Bundesregierung und<br />

des Bundestages – nur als Einstieg in ausführlichere Regelungen zum Beschäftigtendatenschutzgesetzes<br />

betrachtet werden. Diese sollen nach <strong>der</strong> Vereinbarung <strong>der</strong><br />

jetzigen Regierungskoalition innerhalb <strong>der</strong> jetzt laufenden Legislaturperiode des<br />

Deutschen Bundestages geschaffen werden (vergleiche Ziffer 13.2 dieses Berichts).<br />

Schon lange wurden die Regelungen des Bundesdatenschutzgesetzes auch <strong>der</strong><br />

gestiegenen Bedeutung <strong>der</strong> Auskunfteientätigkeit im Wirtschaftsverkehr und dem<br />

weitverbreiteten Einsatz <strong>der</strong> sogenannten Scoringverfahren zur Beurteilung <strong>der</strong><br />

Kreditwürdigkeit potenzieller Geschäftspartner nicht mehr gerecht. Daten- und<br />

Verbraucherschützer hatten bereits seit langem auf den auch insoweit bestehenden<br />

dringenden gesetzgeberischen Handlungsbedarf hingewiesen. Durch die <strong>Datenschutz</strong>skandale<br />

sahen sich Bundesregierung und Bundestag nicht nur zu den<br />

geschil<strong>der</strong>ten Neuregelungen im Bereich <strong>der</strong> Datenerhebung und -verwendung <strong>für</strong><br />

Werbezwecke veranlasst – sogenannte <strong>Datenschutz</strong>novelle II, es wurden endlich<br />

auch die lange verschleppten Gesetzgebungsarbeiten (vergleiche 31. <strong>Jahresbericht</strong>,<br />

Ziffer 18.4.2) im Bereich des Auskunfteienwesens wie<strong>der</strong> forciert – sogenannte<br />

<strong>Datenschutz</strong>novelle I. Am 29. Mai 2009 nahm schließlich <strong>der</strong> Bundestag den<br />

Novellierungsentwurf <strong>der</strong> Bundesregierung (vergleiche Bundestags-Drucksachen<br />

16/10529, 16/10581) an, am 31. Juli 2009 wurde das „Gesetz zur Än<strong>der</strong>ung des Bundesdatenschutzgesetzes“<br />

im Bundesgesetzblatt verkündet (vergleiche BGBl. I 2009,<br />

Seite 2254 ff.). Auch die neuen gesetzlichen Regelungen im Auskunfteienbereich<br />

bleiben – wohl ebenfalls aufgrund <strong>der</strong> massiven Lobbyarbeit betroffener Wirtschaftskreise<br />

– weit hinter dem zurück, was aus datenschutzrechtlicher Sicht <strong>für</strong> einen effektiven<br />

Schutz <strong>der</strong> Verbraucher notwendig gewesen wäre (Näheres hierzu unter<br />

Ziffer 13.3 dieses <strong>Jahresbericht</strong>s; zur Kritik bereits im 31. <strong>Jahresbericht</strong> unter Ziffer<br />

18.8.1).<br />

Es bleibt zu hoffen, dass dieser mit dem <strong>Datenschutz</strong>gipfel im letzten Jahr begonnene<br />

Weg zu mehr <strong>Datenschutz</strong> im Bereich <strong>der</strong> privaten Wirtschaft konsequent<br />

weiter beschritten wird und die Novelle erst <strong>der</strong> Anfang einer grundlegenden Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

des <strong>Datenschutz</strong>rechts ist. Die <strong>Datenschutz</strong>beauftragten des Bundes<br />

und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> haben zu Beginn <strong>der</strong> neuen Legislaturperiode den Gesetzgeber<br />

erneut auf den Handlungsbedarf hingewiesen (vergleiche Ziffer 16.10 dieses Berichts).<br />

Die For<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Entschließung beschränken sich nicht nur auf den<br />

<strong>Datenschutz</strong> in <strong>der</strong> Privatwirtschaft, son<strong>der</strong>n haben auch die Gesetzgebung im öffentlichen<br />

Bereich im Blick. Hier ist <strong>der</strong> Gesetzgeber in den letzten Jahren oftmals<br />

mit <strong>der</strong> Schaffung von Eingriffsgrundlagen in Bürgerrechte weit über das Ziel hinausgeschossen.<br />

Eine <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ungen ist unter an<strong>der</strong>em, die gesetzliche Ermöglichung<br />

von Vorratsdatenspeicherungen und Onlinedurchsuchungen zurückzunehmen.<br />

Da die Novelle auch mehrere positive Ansätze enthält, die sich auf das Bremische<br />

<strong>Datenschutz</strong>gesetz (BremDSG) übertragen lassen, haben wir beim Senator <strong>für</strong> Justiz<br />

und Verfassung nachgefragt, ob eine Novellierung des Bremischen <strong>Datenschutz</strong>gesetzes<br />

geplant sei. Insbeson<strong>der</strong>e wäre unseres Erachtens eine Konkretisierung<br />

<strong>der</strong> Auftragsdatenverarbeitung und die Informationspflicht bei <strong>Datenschutz</strong>pannen<br />

sinnvoll. Der Senator <strong>für</strong> Justiz und Verfassung teilte uns mit, dass er unsere Anregungen<br />

zum Anlass nehmen würde, darüber nachzudenken.<br />

13.2 Neue gesetzliche Regelungen zum Beschäftigtendatenschutz aufgrund<br />

<strong>der</strong> Skandale<br />

Die <strong>Datenschutz</strong>beauftragten des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> haben bereits seit dem<br />

Volkszählungsurteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1983 mehr o<strong>der</strong><br />

weniger regelmäßig die Schaffung eines Arbeitnehmerdatenschutzgesetzes gefor<strong>der</strong>t,<br />

zuletzt auf ihrer 73. Konferenz vom 8. bis 9. März 2007 in <strong>der</strong> Entschließung<br />

„GUTE ARBEIT in Europa nur mit gutem <strong>Datenschutz</strong>“ (vergleiche 30. <strong>Jahresbericht</strong>,<br />

Ziffer 21.5) und auf ihrer 77. Konferenz vom 26. bis 27. März 2009 (vergleiche<br />

Ziffer 16.2 dieses Berichts). Seit Erlass des Volkszählungsurteils haben sich fast<br />

alle Regierungen in ihren jeweiligen Koalitionsvereinbarungen die Verabschiedung<br />

eines Arbeitnehmerdatenschutzgesetzes vorgenommen. Die in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

bekannt geworden Datenmissbrauchsskandale <strong>der</strong> letzten zwei Jahre in <strong>der</strong> Wirtschaft,<br />

wie die Bespitzelung <strong>der</strong> Beschäftigten durch Detektive unter Einsatz von<br />

Videoüberwachung bei Lidl, das Beschäftigtenscreening bei <strong>der</strong> Deutschen Bahn,<br />

die Telekommunikationsüberwachung <strong>der</strong> Beschäftigten bei <strong>der</strong> Telekom und <strong>der</strong><br />

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