Kantonspolizei Zürich - Staatsarchiv - Kanton Zürich
Kantonspolizei Zürich - Staatsarchiv - Kanton Zürich
Kantonspolizei Zürich - Staatsarchiv - Kanton Zürich
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Aber auch die <strong><strong>Kanton</strong>spolizei</strong> selbst bedurfte dringend<br />
einer Erneuerung. Nicht nur der seit 1832 praktisch<br />
unveränderte Bestand genügte den Anforderungen<br />
längst nicht mehr. Zu lösen war insbesondere das<br />
Problem der völlig unzureichenden Räumlichkeiten,<br />
die einer Reorganisation entgegenstanden. Das Kommando<br />
und dessen Zentralbüro mussten um 1895 auf<br />
der Hauptwache unter misslichen Bedingungen arbeiten.<br />
Im Erdgeschoss befand sich die Wachstube<br />
mit vierzig Quadratmetern Fläche und den fünf<br />
Pritschen. Hier «campierten» durchschnittlich zwölf<br />
Mann, eine Zahl, welche sich durch die Anwesenheit<br />
von Arrestanten oft verdoppelte. Auch das elf Quadratmeter<br />
grosse Postenchefzimmer war bis tief in die<br />
Nacht hinein von allen möglichen Leuten regelrecht<br />
belagert. In den drei Arrestzimmern verbreitete der<br />
alte Holzboden einen bestialischen Geruch. Im ersten<br />
Stock befanden sich die vier Büros der <strong><strong>Kanton</strong>spolizei</strong>.<br />
Auf dem Hausierpatentbüro mit elf Quadratmetern<br />
gaben sich jährlich 2800 Patentinhaber ihr<br />
Stelldichein, von denen viele ein dutzend Mal und<br />
mehr das Büro aufsuchten. Das Patentbüro passieren<br />
mussten jene Tausende, die das zehn Quadratmeter<br />
grosse Büro für Strafanzeigen des die Voruntersuchung<br />
führenden Polizeioffiziers aufsuchten. Mit vierzig Quadratmetern<br />
etwas grösser war das Zentralbüro, aber<br />
hier arbeiteten ständig vier Mann, und es herrschte<br />
ein ständiges Kommen und Gehen der ganzen Polizeimannschaft,<br />
denn auf dem Zentralbüro wurden<br />
die eingebrachten «Bettler, Vaganten, Dirnen, Krätzige,<br />
Läufige und sonstwie Inficirte» behandelt. Das<br />
Büro des Kommandanten endlich mass zwanzig Quadratmeter,<br />
es war das Arbeitszimmer von zwei Personen,<br />
gleichzeitig der Raum für die Rapporte, Verhöre,<br />
Audienzen und Einvernahmen aller Art. Die Luft in<br />
den kleinen Räumen war stechend und wurde nicht<br />
besser durch die «ganz exorbitanten miasmatischen<br />
Ausdünstungen einer gewissen Klasse von Leuten, die<br />
sich in diesen räumlich insufficienten Unterkunftsund<br />
Arbeitsräumen» zusammendrängten. Das Klima<br />
war oft nicht besser als in den berüchtigten Zwischendecks<br />
von Auswandererschiffen, meinten die betroffenen<br />
Polizisten. Zur unerträglichen Luft trug die<br />
Hitze der ungenügenden, um 1860 eingeführten Gasbeleuchtung<br />
noch das Ihrige bei. Temperatur und<br />
schlechtes Licht machten das Arbeiten und Verweilen<br />
in den engen und niedrigen Räumen zur Qual, die<br />
Polizisten klagten über chronischen Katarrh und<br />
Augenleiden. Nur der vorzüglichen Konstitution der<br />
Polizeimänner sei es zu verdanken, dass die Folgen<br />
dieser Luftverhältnisse «sich nicht schon längst in<br />
bedenklicher Weise geltend gemacht» hätten, klagte<br />
Polizeihauptmann Fischer 1893. 91<br />
Nicht besser als auf der Hauptwache stand es<br />
um die Verhältnisse in der Kaserne am Ötenbach. Es<br />
sei letztere ein altes Gebäude, «eine alte, winklige<br />
Chrätze», die sich durch nichts auszeichne als durch<br />
die abgestufte Giebelmauer über dem Dach, welche<br />
ein gewisses stattliches Gepräge verleihe, schrieb<br />
der Korrespondent der «Zürcher Wochen-Chronik»<br />
1901. 92 125