Kantonspolizei Zürich - Staatsarchiv - Kanton Zürich
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grosser Mittel auf einen für damalige Verhältnisse vorbildlichen<br />
Stand gebracht wurden.<br />
Auf dem Gebiet der Polizei brach der liberale Umschwung<br />
neuen Anschauungen Bahn. 1832 trat der<br />
langjährige, aristokratische Polizeipräsident Salomon<br />
Rahn aus der Regierung zurück und wurde durch den<br />
liberalen Heinrich Weiss von Fehraltorf ersetzt, einen<br />
Führer der Landschaft. Es galt nun ausdrücklich die<br />
Meinung, «in einem Freystaate müsse das Polizeywesen<br />
durchaus nichts Geheimes an sich tragen». Jeder Eingriff<br />
in die individuelle Freiheit des Einzelnen sei «in<br />
der öffentlichen Meinung höchlich verpönt», schrieb<br />
der neue Regierungsrat in seinem zweiten Rechenschaftsbericht<br />
1832, weshalb er diesen Zweig der Administration<br />
möglichst vereinfachen wolle. Er beabsichtigte,<br />
künftig nur noch solche Verordnungen zu<br />
erlassen, welche geeignet waren, «die Nothwendigkeit<br />
einer Central-Polizey darzuthun.» 41<br />
Ende 1830 und abermals im Juni 1831 prüfte der<br />
Regierungsrat die Frage, ob nicht der Bestand des<br />
Landjägerkorps vermindert werden könne. Aber sowohl<br />
die Polizei- wie die Finanzkommission kamen<br />
zum Schluss, dass an eine derartige Massnahme nicht<br />
zu denken war, «indem das schlechte Gesindel jeder<br />
Art sich die überall herrschenden Unruhen gewiss<br />
bald zum Nachtheil der rechtlichen Bürger zu Nutze<br />
machen würde, wenn die Kraft und Wirksamkeit der<br />
Polizey anstatt erhöht noch gar geschwächt werden<br />
sollte». 42<br />
Als nicht mehr notwendig erachtet wurde hingegen<br />
das bisherige zentrale <strong><strong>Kanton</strong>spolizei</strong>büro, das<br />
1816 für den Bezirk <strong>Zürich</strong> errichtet worden war. Damit<br />
trat der dortige Statthalter, der nun allerdings<br />
nicht mehr wie zwischen 1803 und 1816 gleichzeitig<br />
dem Stadtrat angehörte, wieder in seine polizeilichen<br />
Funktionen ein. Der Chef des aufgehobenen Polizeibüros,<br />
Rudolf Trichtinger, wurde zum Sekretär des<br />
Polizeirates ernannt. Dieser, aus sieben Mitgliedern<br />
des Regierungsrates bestehend, trat die Nachfolge der<br />
früheren Polizeikommission an. Sein Geschäftskreis<br />
umfasste die Aufsicht über die gesamte Sicherheitspolizei,<br />
worunter die «Abhaltung unbeurkundeter und<br />
beruflos herumziehender Personen von den Gränzen<br />
des Cantons und die Wiederentfernung derjenigen,<br />
welche sich in den Canton eingeschlichen haben» ge-<br />
hörte, die Fremdenpolizei, die Strafanstalt und das<br />
Landjägerkorps. Zu den weiteren Aufgaben des Polizeirates<br />
zählte auch die höhere Feuerpolizei, die Jagdund<br />
Fischerpolizei sowie die Erteilung von Marktund<br />
Hausierpatenten. Die Mitglieder des Polizeirates<br />
zeigten sich in ihrer ersten Sitzung erfreut, dass die<br />
strafgerichtliche «Präkognition in Kriminal- und Polizeifällen<br />
im Amtsbezirk <strong>Zürich</strong>» nun vom dortigen<br />
Statthalter ausgeübt wurde und der Rat sich wieder<br />
«rein polizeilichen Geschäften» widmen könne. 43<br />
Ebenfalls dem Zürcher Statthalteramt angegliedert<br />
wurde das kantonale Passbüro, das die Schriften<br />
von Reisenden sowie die Wanderbücher der Handwerksgesellen<br />
visierte. Zum Zweck der Wiedererkennung<br />
polizeilich ausgeschriebener Personen erhielt dieses<br />
Büro einen erfahrenen Landjäger beigeordnet. 44<br />
Die Stellung des Landjägerkorps<br />
bei Strafuntersuchungen<br />
Die liberale Verfassung von 1831 hielt am früheren<br />
Grundsatz fest, dass Strafuntersuchungen Sache der<br />
zuständigen Gerichte seien. Laut Artikel 58 der <strong>Kanton</strong>sverfassung<br />
hatten die Vollziehungsbehörden die<br />
ersten Spuren von Verbrechen und Vergehen zu erheben<br />
und sich überhaupt in Rechtsgeschäften zu Ver-<br />
Briefkopf des Polizeirates<br />
des <strong>Kanton</strong>s <strong>Zürich</strong> 1833.<br />
Das Schreiben an das Baudepartement<br />
betrifft die<br />
Hauptwache.<br />
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